Fordert schnelle Hilfen für Höfe in Not: Bauernpräsident Joachim Rukwied. Foto: dpa

Die meisten Landwirte im Südwesten haben die Dürreperiode glimpflich überstanden – allerdings mit einer Ausnahme.

Waiblingen - Als Bauernpräsident ist Joachim Rukwied es gewohnt, viel unterwegs zu sein. In diesen Tagen jedoch ist er beinahe pausenlos auf Achse, und zwar als Krisenmanager im Auftrag dürregeplagter Landwirte, die auf staatliche Nothilfe hoffen. In Berlin zog er am Mittwoch eine erste bundesweite Bilanz der diesjährigen Ernte und zeichnete dabei ein katastrophales Bild vor allem für den Norden, Nordosten und Westen Deutschlands. In Waiblingen äußerte sich Rukwied, der sowohl im Bund als auch im Land an der Spitze des Bauernverbands steht, am Donnerstag zur Lage im Südwesten. Die stellt sich zum Glück weit weniger dramatisch dar.

„Die Landwirte im Südwesten sind glimpflich davongekommen, weil es bei uns immer wieder einmal etwas geregnet hat“, sagte Rukwied. Die Erträge bei Getreide und Raps seien leicht über- bis unterdurchschnittlich ausgefallen, je nach Region und Niederschlagsaufkommen. Die Ernte dieser beiden Feldfrüchte sei bereits abgeschlossen, etwa zehn Tage früher als sonst. Im Süden seien die Mengen etwas größer ausgefallen als im Norden – vor allem in Hohenlohe und an der Tauber sei weniger Regen gefallen. Ähnlich zufriedenstellende Ergebnisse erwartet Rukwied für Kartoffeln, Zuckerrüben, Gemüse und Obst.

Gras und Silomais sind schlecht gewachsen

Doch ungetrübt ist die Bilanz des Bauernpräsidenten, der bei Heilbronn einen großen Hof bewirtschaftet, auch für Baden-Württemberg nicht. Rinderhalter stünden vor massiven Ertragseinbußen bei Grünland und Mais. „Wasserknappheit und extreme Hitze haben die Futtererzeugung stark beeinträchtigt. Der erste Grasschnitt im Frühjahr war noch ordentlich, aber die folgenden Schnitte fielen teilweise komplett aus“, erklärte Rukwied. Auf seinem Hof sei das Grün nach dem ersten Schnitt nur noch zehn Zentimeter gewachsen. Es habe keinen Sinn gemacht, diesen kümmerlichen Nachwuchs einzubringen. Da auch der Silomais schlecht gewachsen sei, drohe Rinderhaltern im Winter eine Futtermittelknappheit. Sie seien gezwungen, Futter bei steigenden Preisen zuzukaufen.

Angesichts dieser Situation forderte Rukwied, sich bei den von Politik bereits zugesagten Finanzhilfen auf die Rinderhalter zu konzentrieren. Vor allem in Nord-Württemberg, wo Höfe Einbußen bei der Futtererzeugung von 40 bis in der Spitze 55 Prozent zu verzeichnen hätten, seien Betriebe gefährdet. „Wir gehen davon aus, dass landesweit 500 bis 1000 Höfe in Existenznot geraten könnten“, sagte Rukwied. Die Politik müsse diesen Betrieben schnell und unbürokratisch helfen. Der Bauernpräsident befürwortete eine Abschlagszahlung im Voraus. Die Bedürftigkeit könne später dann genau überprüft werden. Betriebe, die zu viel bekommen haben, müssten dementsprechend auch zurückzahlen.

Schäden im Land liegen bei 50 Millionen Euro

Wie Baden-Württembergs Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) geht der Bauernpräsident davon aus, dass die Trockenheit im Südwesten Schäden von 50 Millionen Euro verursacht. Die Hälfte soll den Bauern erstattet werden. Das wären 25 Millionen Euro, von denen Bund und Land jeweils die Hälfte tragen. Insgesamt sollen die Hilfen von Bund und Ländern bis zu 340 Millionen Euro betragen. Das hatte Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) am Mittwoch erklärt. Betriebe, deren Erträge um mindestens 30 Prozent unter denen der Vorjahre liegen, sollen unterstützt werden. Rukwied kündigte Beratungen im Bauernverband zu der Frage an, ob sich Landwirte gegen die Folgen von Wetterextremen versichern sollten. Er habe sich noch keine Meinung gebildet. Für ihn sei aber klar, dass die Bauern solche Policen nur finanzieren könnten, wenn die Politik die Mehrwertsteuer reduziere.