Eine Arrow-3-Abfangrakete startet. Foto: dpa

Die USA geben grünes Licht, damit Deutschland ein neues Luftverteidigungssystem kaufen kann. Dieses soll im Ernstfall auch die gefürchteten russischen Hyperschallraketen abfangen können.

In der Ukraine kommt der Tod oft aus der Luft. Russland beschießt das Land mit Drohnen, Raketen und Hyperschallraketen und nimmt dabei nicht ausschließlich militärische Einrichtungen ins Visier. Auch die zivile Infrastruktur der Ukraine wie Kraftwerke und selbst Wohngebäude werden immer wieder bombardiert. Als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg hat Deutschland beschlossen, vorbeugend seine eigene Luftverteidigung auszubauen. Vier Milliarden Euro stehen dafür aus dem Sondervermögen bereit. Nun hat dieser Plan eine entscheidende Hürde genommen: Die USA gaben ihre Erlaubnis dafür, dass Israel das Flugabwehrsystem „Arrow 3“ an Deutschland verkaufen darf. Das Raketenabwehrsystem ist von Israel und den Vereinigten Staaten gemeinsam entwickelt worden. Wozu Deutschland das System braucht und wie es funktioniert: ein Überblick.

Warum kauft Deutschland Arrow 3?

Experten sehen bei der Luftverteidigung Deutschlands seit Jahren eine „Fähigkeitslücke“. Das heißt: Wenn Deutschland aus der Luft angegriffen würde, wäre es nicht ausreichend geschützt. Bislang gibt es dafür nur das System Patriot. Das ist jedoch nur für eine Höhe von bis zu 20 Kilometern und eine Distanz von 30 bis 45 Kilometern ausgelegt.

Die Abfangraketen des Arrow-3-Systems sollen hingegen bis zu 100 Kilometer hoch und 2400 Kilometer weit fliegen können. Dabei erreichen sie ein Vielfaches der Schallgeschwindigkeit. Arrow 3 ist vor allem dazu da, um Marschflugkörper, ballistische Raketen oder besonders schnell fliegende Hyperschallraketen abzufangen.

Doch auch mit diesem System ist das Netz der Luftverteidigung noch nicht vollständig geschlossen. Die Bundeswehr plant deshalb außerdem, das Systems Iris-T SLM zu kaufen, das das Patriot-System ergänzen soll. Zudem soll ein mobiles Flugabwehrsystems für den Nah- und Nächstbereich angeschafft werden, das Bodentruppen im Einsatz schützt.

Wie funktioniert Arrow 3?

Das System besteht aus Führungsgefechtsstand, Radargeräten, Startgeräten und den Lenkflugkörpern. Sobald eine feindliche Rakete auf dem Radar registriert wird, kann eine Abfangrakete abgefeuert werden. Der Radar am Boden lotst die Rakete dann zu ihrem Ziel. Dabei kann im Alarmfall auch auf Verdacht eine Abfangrakete gestartet werden, ohne dass es bereits ein zugewiesenes Ziel gibt. Die Abfangrakete ist mit einem Splittergefechtskopf ausgestattet, mit dem das heranfliegende Ziel ausgeschaltet werden soll.

Wer soll mit diesem System geschützt werden?

Es sollen drei Standorte für das System in Deutschland entstehen, in Bayern, Schleswig-Holstein und nahe Berlin. Durch ihre enorme Reichweite soll Arrow 3 aber nicht nur Deutschland, sondern auch andere Verbündete schützen, darunter etwa die baltischen Staaten oder Polen, die sich besonders von russischer Aggression bedroht sehen.

Warum mussten die USA ihre Zustimmung zum Verkauf an Deutschland geben?

Das System wurde gemeinsam von den USA und Israel entwickelt. Auf israelischer Seite ist dabei das staatliche Unternehmen Israel Aerospace Industries (IAI) beteiligt, bei den Amerikanern das Luftfahrt- und Rüstungsunternehmen Boeing.

Wie sind die Reaktionen auf die Entscheidung?

Aus Israel gibt es überschwängliche Reaktionen. Kaum verwunderlich, schließlich ist es das größte Geschäft in der Geschichte der dortigen Rüstungsindustrie. Der israelische Verteidigungsminister Joav Galant sprach von einer „bedeutenden Entscheidung“, die auch der Wirtschaft Israels dienen werde. „Es ist auch besonders bedeutsam für jede jüdische Person, dass Deutschland ein israelisches Verteidigungssystem kauft.“ Arrow 3 sei ein „bahnbrechendes System, das fortschrittlichste dieser Art auf der Welt, ein Kraftverstärker der israelischen Luftabwehr – und bald auch derer in Europa“.

Aus Deutschland meldete sich die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), zu Wort. Sie sagte, sie sei „sehr erleichtert“, dass die USA die Erlaubnis zum Verkauf von Arrow 3 gegeben haben. „Es wird in Zukunft dazu beitragen, Deutschland und unsere Nachbarstaaten vor Luftangriffen zu schützen“, sagte sie.

Wann soll das System einsatzbereit sein?

Der Verteidigungs- und der Haushaltsauschuss des Bundestags hatten bereits im Juni dafür gestimmt, Arrow 3 zu kaufen. Es ist geplant, dass der Vertrag mit dem Hersteller noch in diesem Jahr unterzeichnet wird. Vollständig einsatzbereit soll Arrow 3 dann Ende 2025 sein.