Vor dem Gelände der Unterkunft liegt die Scharnhäuser Straße – keine wenig befahrene Straße. Foto: Sägesser

Am Gelände der Flüchtlingsunterkunft Leypoldtstraße fehlt ein Tor, sagen einige Anwohner. Sie haben beobachtet, wie spielende Kinder aus der Unterkunft auf die Straße gelaufen seien. Ob ein Tor hier helfen würde, ist aber umstritten.

Plieningen - Spielende Kinder, mitten auf der Straße: Das haben die Nachbarn jüngst an der Flüchtlingsunterkunft Leypoldtstraße beobachtet. Darum wünschen sie sich ein Tor am Gelände der Unterkunft, damit die Kinder nicht mehr länger auf der Scharnhauser Straße spielen und in Sicherheit vor den vorbeifahrenden Autos sind.

Dieser Wunsch ist über die Bezirksbeirätin Magdalene Straile (CDU) auch in der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats vorgebracht worden. „Das fehlende Tor ist uns schon bei der Besichtigung der Unterkunft aufgefallen“, bestätigte die Bezirksvorsteherin Andrea Lindel. Ob es jetzt installiert wird, muss nun das Sozialamt entscheiden.

„Das ist Augenwischerei“

Thomas Plagemann (Grüne) hält allerdings ein Tor für keine gute Idee: „Das ist Augenwischerei. Das Tor können die Kinder auch aufmachen“, sagte er in der Sitzung. Aktionismus sei es, dort ein Tor hinzumachen, meint er auf Nachfrage dieser Zeitung. „Die Kinder gehören ermahnt, wie schnell die Autos dort fahren, damit sie es zukünftig anders machen.“ Plagemann, der sich in beiden Plieninger Unterkünften ehrenamtlich engagiert, war am fraglichen Tag in der Unterkunft, hat aber keine Kinder auf der Straße gesehen. „Ich wollte mich dazu noch schlau machen, wo genau die Kinder gespielt haben sollen.“ Er ergänzt: „Anfangs bin ich dafür gewesen, den Zugang zum Gelände über die Leypoldtstraße zu machen, nicht über die Scharnhauser Straße.“ Da aber die Bushaltestelle direkt an der Scharnhauser Straße liege, sei dies anders entschieden worden. Das verstehe er auch – allerdings sei eben so die Gefahrenstelle entstanden.

Oft passen die älteren Geschwister auf die jüngeren auf

Mariem Benyebka vom Deutschen Roten Kreuz leitet die Unterkunft an der Leypoldtstraße. Sie sieht ein Tor ähnlich kritisch wie Thomas Plagemann. „Ich habe allerdings auch noch nicht beobachtet, dass die Kinder vorne an der Straße spielen“, sagt sie. Ihrer Erfahrung nach tun sie das eher im hinteren Bereich des Geländes, Richtung Friedhof. Sie sieht aber ebenfalls die Eltern in der Pflicht. „Wir versuchen, den Bewohnern das zu vermitteln: dass sie aufpassen müssen.“ Auch in den Fällen, in denen ältere Geschwister auf die jüngeren aufpassen. „Ein Sicherheitsfaktor ist es, keine Frage“, meint Benyebka. „Aber sollte einmal ein Ball über das Tor hinaus fliegen, würde ein Kind dem ja trotzdem hinterherlaufen.“

Rund 150 Geflüchtete sind derzeit in den zwei Häusern an der Leypoldtstraße untergebracht. Eine Erweiterung der Unterkunft hatte der Bezirksbeirat abgelehnt, der Gemeinderat hatte sich dem angeschlossen. Erweitert soll stattdessen die Unterkunft Im Wolfer werden.