Mazedonien hatte am Donnerstag den Ausnahmezustand an der Grenze zu Griechenland verhängt. Foto: EPA

Kinder ohne Eltern schreien nach Mutter oder Vater, während Tausende Flüchtlinge die Barrikaden der Polizei in Mazedonien durchbrechen. Es kommt zu verzweifelten Szenen an der Grenze nach Griechenland.

Gevgelija - Etwa 2000 Flüchtlinge haben am Samstag die mazedonischen Polizeiabsperrungen an der Grenze zu Griechenland durchbrochen. Sie überwanden Stacheldrahtverhaue und stürmten auf mazedonisches Gebiet, die Polizisten stellten sich ihnen entgegen. Berichte über Verletzte gab es nicht, doch wurden in dem Tumult viele Familien auseinandergerissen.

Das Chaos nahm seinen Lauf, als die Polizei wenigen Familien mit kleinen Kindern erlaubte, die Grenze zu passieren. Doch die Menge drängte nach und gegen den Wall von Polizeischilden. Viele Frauen, darunter mindestens eine Schwangere, und kleine Kinder stürzten in dem Gedränge.

Tausende andere Flüchtlinge nutzen das Durcheinander und rannten über ein nicht mit Stacheldraht gesichertes Feld nach Mazedonien. Die Polizei feuerte mit Blendgranaten, konnte sie aber nicht aufhalten. Kinder und Ältere, die nicht so gut zu Fuß waren, waren noch auf der griechischen Seite der Grenze, als die Polizei die Kontrolle wiederherstellte.

Kinder ohne Eltern schrien nach Mutter oder Vater. „Diese Männer sind herzlos“, sagte der syrische Flüchtling Jusef, der nur seinen Vornamen nennen wollte. Er hielt ein kleines Mädchen mit weitaufgerissenen Augen im Arm und zeigte auf die Polizisten. „Die kümmert unsere Tragödie nicht.“

Ein Polizeioffizier sagte AP, die Ordnungskräfte befolgten Anordnungen der Regierung, keine Flüchtlinge ins Land zu lassen. Mazedonien hatte am Donnerstag den Ausnahmezustand an der Grenze zu Griechenland verhängt.

Polizei setze Blendgranaten ein

Die Lage der Flüchtlinge an der Grenze zwischen Griechenland und Mazedonien hatte sich immer wieder verschärft. Tausende Menschen verbrachten die Nacht zum Samstag mit unzureichender Wasser- und Lebensmittelversorgung bei starkem Regen unter freiem Himmel, weil ihnen die Einreise nach Mazedonien verwehrt wurde.

600 von ihnen wurde erlaubt, die Grenze zu passieren. Die mazedonische Regierung argumentiert, sie müsse den Flüchtlingsstrom begrenzen, der in den vergangenen Wochen auf mehr als 2000 pro Tag angestiegen war. Nur so könnten chaotische Zustände verhindert werden, wie es sie im Grenzort Gevgelija gegeben habe.