Der Ausschuss für Technik und Umwelt hat den Entwurf des Flächennutzungsplans beschlossen. Der bietet etliche Überraschungen.
Esslingen - Am 8. Oktober soll das umfangreiche Werk im Esslinger Gemeinderat verabschiedet werden. Dann hat, wenn alles klappt, die Stadt Esslingen einen allgemeingültigen Flächennutzungsplan (FNP), der bis zum Jahr 2030 Orientierung bei der weiteren baulichen Entwicklung der Stadt geben soll. Am Montag hat der FNP im Ausschuss für Technik und Umwelt des Gemeinderats die nächste Hürde genommen. Fast einstimmig haben die Stadträte den überarbeiteten Entwurf des FNP beschlossen.
Was zunächst ins Auge springt: Die von der Verwaltung geplanten Gewerbegebiete in Berkheim, die in der Bevölkerung auf heftige Kritik gestoßen waren, stehen nun nicht mehr auf dem Plan. Das bedeute aber nicht, dass diese Gewerbegebiete vom Tisch seien, betont der Esslinger Oberbürgermeister Jürgen Zieger. „Es ist in der Stadt und in der Region völlig unbestritten, dass das industriell geprägte Mittelzentrum Esslingen zusätzliche gewerblich nutzbare Flächen für attraktive Arbeitsplätze benötigt – und das dringend.“ Dienstleister, klassische Produktionsbetriebe und das Handwerk brauchten in Esslingen Standort- und Planungssicherheit.
Thema Gewerbegebiet wird zunächst ausgeklammert
Trotz mehrerer Suchläufe hätten sich dafür nur die beiden ursprünglich vorgeschlagenen Flächen in Berkheim angeboten. Allerdings habe sich bei der vertiefenden Betrachtung ergeben, dass die Flächen entweder wegen eines Landschaftsschutzgebiets oder wegen regionaler Vorgaben zumindest momentan nicht bebaut werden könnten. Jetzt will die Stadt mit dem Landkreis und der Region klären, ob dort nicht doch Gewerbegebiete möglich seien. Das werde voraussichtlich aber längere Zeit in Anspruch nehmen. Deshalb habe man dieses Thema vorerst aus dem Entwurf des Flächennutzungsplans ausgeklammert.
Überhaupt ist die Zahl der nun ausgewiesenen Bauoptionen bei den jüngsten Beratungen noch einmal deutlich geschrumpft. Die Kritik, dass Esslingen sich bei der geplanten Erweiterung auf Gebiete am Stadtrand fokussiere, lässt der Esslinger Baubürgermeister Wilfried Wallbrecht auch deshalb nicht gelten: „Von den 3100 bis zum Jahr 2030 erforderlichen Wohnungen werden, setzten wir den aktuellen Entwurf um, gerade einmal 550 Wohnungen auf der grünen Wiese entstehen.“
Unter anderem hat die Verwaltung das in Teilen der Anwohnerschaft umstrittene Gebiet in der Oberesslinger Kreuzstraße aus dem FNP-Entwurf gestrichen. Es habe sich, so Wallbrecht, der Verdacht erhärtet, dass es dort streng geschützte Tierarten gebe, für die man bei einer Bebauung keinen Ersatzlebensraum auf Esslinger Gemarkung finden könne. Auch die geplanten Wohngebiete Geuernrain-Ost im Süden der Pliensauvorstadt, die beiden Hegensberger Flächen Bantlesweg und Auchtweideweg mit immerhin zusammen 160 Wohnungen, das kleine Neubaugebiet Dulkweg in Wiflingshausen sowie die südliche Heidestraße zwischen Sulzgries und der Neckarhalde sind – wohl zur Freude der Anwohner – dem Rotstift zum Opfer gefallen.
Das Greut steht weiterhin im Flächennutzungsplan
Zudem verzichtet die Stadt auch bei den geplanten Nachrückerflächen an mehreren Stellen auf Bauoptionen, unter anderem im Geuernrain-West, wo immerhin 150 Wohnungen möglich wären, im Spitalweg in Rüdern mit rund 80 Wohneinheiten und an zwei Stellen südlich von Sulzgries mit 135 Wohneinheiten. Statt dessen setzt die Stadt verstärkt auf die Innenentwicklung. Weiterhin im FNP steht allerdings das heftig umstrittene Baugebiet Greut.
Obwohl die Grünen dessen Verwirklichung ablehnen, haben sie wie die anderen Fraktionen dem Entwurf des FNP zugestimmt. Das Greut gehört dabei wie einige andere Areale zu den Gebieten, die ohnehin bereits im FNP 1984 als mögliche Baugebiete ausgewiesen waren. Zieht man diese Flächen von der geplanten Außenerweiterung um 11 Hektar ab, bleiben nur noch 5,8 Hektar neue Baugebiete am Stadtrand übrig.
Für Jürgen Zieger stellt der FNP „einen Rahmen dar, der genügend Spielraum für die künftige Entwicklung Esslingens bietet und die nötige Flexibiliät besitzt, um auf die künftigen Herausforderungen angemessen reagieren zu können“. Wilfried Wallbrecht sieht es so: „Wir haben jetzt das nötige Rüstzeug, um Esslingen weiterhin sozial, ökonomisch und ökologisch ausgewogen voranbringen zu können.“