Ein chinesisches Fangschiff löscht seine Ladung. Foto: Environmental Justice Foundation

Umweltschützer zeigen: Der Schaden durch die Fischfang-Supermacht an Afrikas Ostküste ist groß und findet im Verborgenen statt.

Während die Attacken von Piraten sowie die Huthi-Milizen im Roten Meer und im Golf von Aden in Europa die Schlagzeilen bestimmen, findet eine ganz andere Plage in der Region weitgehend im Verborgenen statt. Die der „neuen Piraten“, wie es das das Magazin „The Economist” formulierte: nämlich „illegale, nicht gemeldete und unregulierte Fischerboote“. Diese seien die weit schlimmere Geißel auf den Ozeanen als die gewöhnliche Piraterie, konstatierte das Magazin und machte dafür vorrangig China verantwortlich.

Die Rolle der Weltmacht bei der Überfischung an der Westküste Afrikas ist bereits dokumentiert. An dem Geschäft ist auch Europa nicht ganz unbeteiligt. Doch das Ausmaß der Fischfang-Supermacht China erreichen die europäischen Flotten nicht. Fangquoten werden weit überschritten, illegale, weil zu feinmaschige Netze kommen zum Einsatz, auch bei geschützten Arten. Lokale Fischer haben das Nachsehen: In Ghana besitzen chinesische Firmen, dünn getarnt als örtliche Unternehmen, 90 Prozent der Grundschleppnetz-Fischerboote.

Tiefe Einblicke in das Innenleben dieser Schiffe

Wie dramatisch die Lage auch vor Ostafrikas Küste ist, war bislang weniger bekannt. Aufschluss gibt nun ein Bericht, der am Donnerstag von der britischen Umweltschutzorganisation Environmental Justice Foundation (EJF) veröffentlicht wurde. In der Region des südwestlichen Indischen Ozeans wurden demnach zwischen 2017 und 2023 insgesamt 168 Verstöße gegen Bestimmungen zur Fischerei und Menschenrechten festgestellt, die mit mindestens 66 Schiffen in Verbindung gebracht wurden – 78 Verstöße wurden von chinesischen Staatsunternehmen oder Unternehmen, an denen die chinesische Regierung beteiligt ist, ausgeübt.

In akribischer Arbeit haben die Aktivisten tiefe Einblicke in das Innenleben dieser Schiffe gewonnen. Die schockierenden Berichte von Besatzungsmitgliedern aus Tansania, Indonesien und Mosambik zeugen von illegalem Fang auf hoher See. „In einer einzigen Nacht wurden über 30 Haie gefangen“, offenbarte ein Mitglied der Besatzung, dessen Identität nicht preisgegeben wurde. Millionen Haie sterben jährlich nur wegen ihrer Flossen.

Einsatz von zu engmaschigen Netzen

Die Verschleierungsmanöver an Bord sind ebenso verstörend. „Wir mussten es gut verstecken, als wir nach Mauritius fuhren, da wir wussten, dass eine Inspektion bevorstand“, sagte ein weiteres Besatzungsmitglied über den Umgang mit unrechtmäßig erbeuteten Haifischflossen. Fast durchgängig wurde zudem der Einsatz von zu engmaschigen Netzen erwähnt, auch immer wieder Fischfang in ungenehmigten Gewässern.

Neben unzulässigen Fischfangmethoden berichtete mehr als die Hälfte der befragten Besatzungsmitglieder von körperlichen Misshandlungen an Bord. Der Umweltschutzorganisation zufolge wurden einige Befragte gegen ihren Willen an Bord festgehalten, darunter sechs nordkoreanische Crewmitglieder, die nach Ablauf ihrer Verträge von Schiff zu Schiff versetzt wurden. Man habe vier Todesfälle aufgedeckt, einer davon mutmaßlich ein Selbstmord.

Die Neue Seidenstraße – chinesische Investitionen in Afrika

Investitionen
 Der Bericht der Umweltschützer wirft ein Licht auf die Rolle Chinas und seiner in Afrika bejubelten Initiative der Neuen Seidenstraße. Inzwischen hat sich bei der Investitionsgroßoffensive Ernüchterung breitgemacht, sie wirft aber für Peking zumindest in Sachen Fischerei Rendite ab.

Häfen
Von den 142 chinesischen Schiffen, die in der Region operieren, wurden 41 Prozent mit illegalen Aktivitäten in Verbindung gebracht. In den sieben hauptsächlich untersuchten Ländern war China im großen Stil am Bau von Häfen beteiligt.