Gemeinsam werden die Spenden verladen. Foto: Eva Schäfer

Gerd Kreß, der das private „Ukrainenetzwerk Fellbach“ organisiert, ist mit einem Konvoi an die Grenze zur Ukraine gestartet. Bis zum frühen Morgen wurden Spenden verladen.

Fellbach - Die Windeln für Babys und andere Spenden sind am Mittwochnachmittag sogar per Radanhänger herangerollt. Eine junge Familie aus Fellbach hatte sich aufs Fahrrad geschwungen und den Parkplatz des Lokals Sappalot in der Bahnhofstraße angesteuert. Dort wurden am Mittwoch Hilfsgüter für Menschen in der Ukraine gesammelt.

 

Die private Initiative „Ukrainenetzwerk Fellbach“ sammelte Spenden

Aufgerufen dazu hatte das „Ukrainenetzwerk Fellbach“, das der Firmeninhaber Gerd Kreß mit zahlreichen Helfern auf die Beine gestellt hat. Der Inhaber der Möbelschreinerei hat seinen Firmensitz in Weinstadt-Großheppach, war aber früher mit seinem Unternehmen in Fellbach ansässig. So bestehen nach wie vor viele Verbindungen zu der Stadt. Der Parkplatz des Lokals Sappalot und die Tiefgarage des Hotels Alte Kelter in Fellbach waren die Stationen, an denen die Spenden gesammelt wurden.

Und die Welle der Hilfsbereitschaft war groß. So parkte an dem Nachmittag ein Transporter am Straßenrand, aus dem mehrere große Pakete ausgeladen und die Fellbacher Bahnhofstraße entlang geschleppt wurden. Sehr viel Medikamente, aber auch andere medizinische Dinge wie Spritzen, Mullbinden, Pflaster, Thermometer, Krücken und Antibiotika und vieles mehr aus verschiedenen Krankenhäusern wie beispielsweise aus Schorndorf seien eingegangen, erzählte Gerd Kreß. Am Eingang des Lokals Sappalot fragten immer wieder Menschen nach, wo sie die Spenden genau abstellen sollten. Ein Mann aus Schwaikheim kam mit Krücken und einem Paket in der Hand heranmarschiert. „Meine Frau arbeitet in der Kappelbergapotheke“, sagte er.

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Die Sammlung hatte bewusst einen Schwerpunkt auf medizinische Dinge gelegt. „Wir haben alle Fellbacher Apotheken angeschrieben“, sagte Kristina Sezer, die zusammen mit ihrem Mann Kaan Sezer das Sappalot führt. Die 35-Jährige engagiert sich auch aufgrund ihres persönlichen Hintergrundes in dem Ukrainenetzwerk Fellbach, einer privaten Initiative, die anlässlich des Krieges und des damit verbundenen Leids der Bevölkerung vor Kurzem gegründet worden sei. „Die Lage in der Ukraine sorgt mich sehr“, sagte Kristina Sezer. Ihre Familie – Schwester, Bruder, Vater, Tante leben in Russland. „Meine Oma ist in der Ukraine geboren“, sagte sie, „es ist unser Brudervolk.“

Immer wieder kamen Menschen mit Tüten und bepackten Kartons ins Sappalot. Wie eine Frau aus Stuttgart, die zwei vollbepackte Tüten den Helfern überreichte. Manche reichten die gefüllten Kartons auch über den kleinen Zaun vom Parkplatz der angrenzenden Bank aus hinüber. Der Anhänger füllte sich immer mehr.

„Wir haben super viel Resonanz erhalten“, sagte Gerd Kreß. Am Mittwochnachmittag waren es dann schon vier Transporter und drei Anhänger, die gefüllt sind. Kreß wird, wie er am Telefon erzählte, selber am Steuer sitzen. Er machte sich am Donnerstagmorgen gemeinsam mit weiteren Fahrern, um sich auf der langen Strecke abwechseln zu können, auf den Weg.

Derzeit sind von der Initiative keine weiteren Transporte geplant

Am frühen Donnerstagmorgen wurden die letzten Sachen verladen. „Um 10.30 Uhr ist der letzte Konvoi mit vier Fahrern beim Sappalot in der Bahnhofstraße gestartet in Richtung Ukraine“, teilte Kaan Sezer mit. Auch wenn die Hilfsbereitschaft so überwältigend war, so plant die private Initiative derzeit keine weiteren Transporte.

„Das Ganze muss auch logistisch vor Ort gemeistert werden“, sagte Kreß. So zeichne sich ab, dass künftig vor allem Geldspenden benötigt würden. Am Donnerstagabend soll der Konvoi in Tomaszów Lubelski, einer Stadt im Südosten Polens, sein. Dort werde bei Jaroslaw Kaschuba, dem Organisator des ukrainischen Gesundheitsministeriums, die Spende übergeben. Er koordiniere dann den Weitertransport in die Ukraine.

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