Immer wieder ein Riesenspaß für die Beteiligten wie die Zuschauer: Die Landjugend auf dem Erntewagen führt den Festumzug am Samstagnachmittag an. Foto: Gottfried Stoppel

Das Motto für den Umzug am Samstag ist hochpolitisch für den Weinbau am Kappelberg und zielt auf die EU in Brüssel ab. Wir haben die wichtigsten Infos zum Fellbacher Herbst.

Politisch wie selten zuvor könnte der diesjährige Fellbacher Herbst, insbesondere der Umzug am Samstagnachmittag ausfallen. Den Grund hierfür liefert Oberbürgermeisterin Gabriele Zull mit ihrem für dieses Jahr auserkorenen Motto: „In Fellbach bleiben Wein- und Obstbau bestehen, auf dass es die Bürokraten in Brüssel verstehen.“

Mit diesem Statement – dem jeweiligen Stadtoberhaupt ist es seit jeher vorbehalten, das Motto für das Herbstfest vorzugeben – nimmt Zull die geplante Pflanzenschutz-Richtlinie der Europäischen Union aufs Korn. „In der bisherigen Fassung würde diese Richtlinie den Weinbau am Kappelberg beenden“, erklärt die OB beim Pressegespräch im renovierten Waldschlössle auf dem Kappelberg mit wunderbarem Blick ins Remstal. Gerade die Remstal-Wengerter hatten gemeinsam mit Bürgermeistern und dem Landrat gegen den Entwurf protestiert.

Ohne Pflanzenschutz kein Weinbau

„Wir sind absolut für den Natur- und Artenschutz! Dies haben unsere Wengerter auch in den vergangenen Jahren gezeigt und den Einsatz der Insektizide deutlich gesenkt“, so die OB. Doch mit der neuen Verordnung wäre jeder Einsatz gegen Schädlinge in Schutzgebieten – zu denen der Kappelberg gehört – verboten. Sowohl biologische als auch chemische Mittel dürfen dann nicht mehr verwendet werden. „Damit würde unsere jahrhundertelange Weinbau-Tradition niedergemacht“, wählt Zull drastische Worte.

Thomas Seibold, Vorstandschef der Fellbacher Weingärtner, gesteht, ebenso erfreut wie „ziemlich geflasht“ gewesen zu sein, als er das Motto erstmals gehört habe. „Ohne Pflanzenschutz gibt es keinen Weinbau“, sagt er und warnt: „Wollen wir künftig den Sonntagsspaziergang zwischen Brombeergebüsch oder Photovoltaikanlagen absolvieren oder wie bisher zwischen Weinbergen?“ Und wenn das komme, „wird es auch keinen Fellbacher Herbst mehr geben“.

Beim Umzug ist Kreativität gefragt

Das „spannende, ziemlich politische Motto“ (Zull) soll jedenfalls auch die Dekoration der Motivwagen beim Umzug beeinflussen. Start ist am Samstagnachmittag an der neuen Kelter am Fuße des Kappelbergs. Von dort geht es durchs Oberdorf, rund um die Wohncity bis zum Ziel auf dem Guntram-Palm-Platz. Man kann sich bereits vorstellen, dass auf den Wagen so manche Spritze mit oder ohne Unkrautvernichter zu sehen sein wird. 53 Gruppen sind dabei, das entspricht etwa dem Vor-Corona-Niveau, allerdings sind es deutlich mehr Teilnehmer als im vergangenen Jahr. „Wir freuen uns über diese große Resonanz und auch über neue Gruppen“, erklärt Jens Mohrmann, Geschäftsführer der Fellbach Event und Location GmbH (Feel).

Mohrmann kündigt für den Umzug auch „die eine oder andere Überraschung“ an, ohne Details preiszugeben. Beobachter erinnern sich da an frühere Kuriositäten wie den Trabi, in dem Zull mit dem damaligen OB der Partnerstadt Meißen den Umzug anführte – die Honoratioren dahinter bekamen den Duft aus dem Auspuff kostenlos serviert. Im Jahr darauf wurden echte Pferdestärken genutzt, denn die Rathauschefin saß mit ihrer Kollegin aus Erba in einer Kutsche.

250 000 Besucher werden erwartet

Bereits im Jahr 1948 zog die Landjugend mit ihren Butten und Herbstwägen zusammen mit den Stadtoberen durch die damals noch dörflichen Straßen, um die Ernte der Trauben zu feiern – die Geburtsstunde des heutigen Fellbacher Herbstes. Mittlerweile ist der Andrang fast sensationell: Rund 250 000 Besucherinnen und Besucher werden auch an den vier Tagen des aktuellen 74. Fellbacher Herbsts erwartet. Entsprechende Zählungen in den vergangenen Jahren haben diese Statistik bestätigt. Somit darf sich das Traditionsevent zurecht als als eines größten Erntedank-, Heimat- und Weinfeste in Süddeutschland bezeichnen. „In Fellbach bildet der Herbst den Höhepunkt des Jahres. Er ist ein Treffpunkt und ein Wiedersehen mit alten und neuen Freunden“, sagt die Oberbürgermeisterin voller Vorfreude.

Wer einen Eindruck von der Qualität der Weine gewinnen möchte, kann dies auf dem sogenannten „Weinsträßle“ (Rathausinnenhof und Hintere Straße) tun. Von Freitag bis Montag schenken dort alle Fellbacher Weinbaubetriebe aus, außerdem gibt es einen Wagen mit Weinen aus den Partnerstädten.

Wieder Feuerwerk statt Dundu-Puppe

Eine Rückbesinnung gibt es beim großen Feuerwerk am Sonntagabend. Der Versuch im vergangenen Jahr mit einer Lichtinszenierung durch die große Dundu-Puppe hat sich offenkundig nicht bewährt. Jetzt werden um 21 Uhr wieder Raketen vom Dach der Schwabenlandhalle aus gezündet.

Hoffnungsfroh sind die Organisatoren beim Wetter. Die entsprechende App prognostiziert denn auch 24 Grad für Samstag und gar 26 Grad für Sonntag. Jene Skiunterwäsche, in der OB Zull nach eigenen Angaben den Umzug im Jahr 2017 wegen der kalten Temperaturen bewältigen musste, kann zumindest bei diesem Herbstfest getrost im Kleiderschrank bleiben.

Weinprobe, Riesenrad und Zauberer

Ausschank
Der Fellbacher Herbst findet in diesem Jahr von Freitag, 6., bis Montag, 9. Oktober statt. Ausschankende ist am Freitag und Samstag um 0.30 Uhr, an den beiden anderen Tagen um 23.30 Uhr.

Rummel
Eine Vielzahl von Schaustellern sorgen auf dem Festgelände rund um die Schwabenlandhalle für gute Laune. Mit dabei ist erneut das 33 Meter hohe Riesenrad.

Verkaufsoffener Sonntag
Tausende Besucher flanieren am Sonntag wieder zwischen 12.30 und 17.30 Uhr durch die autofreie Innenstadt, begegnen kann man Julian Button, einem preisgekrönten Zauberer. Der abgesperrte Bereich ist allerdings etwas kürzer als bisher, rund 300 Meter ganz im Norden an der Bahnhofstraße fehlen dieses Mal.