Die Küken suchen Schutz unter dem wärmenden Gefieder der Altvögel. Foto: Michael Eick

Der Nabu sichtet Rebhuhn-Küken und betont, dass die Leinenpflicht für Hunde in Fellbach nun besonders ernst genommen werden muss.

Fellbach - Dass „Fiffi auf dem Feldweg an die kurze Leine“ muss, wie es kürzlich etwas flapsig in einem Aufmacher unserer Zeitung formuliert wurde, hat seine Berechtigung. Geht es doch darum, die Hunde vom wilden Umhertollen auf den Feldern vor allem westlich und östlich von Schmiden abzuhalten und auf diese Weise zum Erhalt des bedrohten Rebhuhns auf Fellbacher Markung beizutragen.

In diesem Zusammenhang gibt es nun eine äußerst erfreuliche Nachricht: Die ersten Rebhuhn-Küken wurden von Landwirten und Beobachtern des Naturschutzbundes (Nabu) Fellbach gesichtet. „Es ist nun besonders wichtig, dass die Regeln in der Schutzzone eingehalten werden“, sagt Gundis Steinmetz vom Stadtplanungsamt Fellbach. Dazu gehört, dass Hunde an die Leine genommen werden müssen und die Feldwege nicht verlassen dürfen. „Die Blühstreifen sind für Spaziergänger tabu – mit oder ohne Hund“, betont Markus Wegst von der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamtes. Die Mitarbeiter des Ordnungsamtes werden nun verstärkt ein Auge auf die Situation haben. Bisher habe man jedoch festgestellt, dass die Akzeptanz der Schutzzone sehr gut sei. „Die allermeisten Hundehalter verhalten sich vorbildlich.“

Die Jungvögel beginnen in den allersten Lebensminuten mit der Nahrungssuche

Der Schutz durch Ruhe auf den Flächen ist deswegen so wichtig, weil die winzig kleinen Jungvögel als Nestflüchter sofort auf den Beinen sind und nicht irgendwo in einem versteckten Nest sitzen bleiben. Schon in den allerersten Lebensminuten beginnen sie mit der Nahrungssuche. Jegliche Störung kann also für die jungen Rebhühner, die mit ihren Eltern unterwegs sind, lebensbedrohlich sein. „Werden sie zum Beispiel durch einen streunenden Hund von den Elterntieren getrennt, können sie schnell von Rabenkrähen geschnappt werden“, erklärt René Greiner, Naturschutzreferent beim Landesjagdverband. Wenn es kühl ist, brauchen sie zudem den wärmenden Schutz der Altvögel unter deren Gefieder sich die Küken regelmäßig verkriechen, um immer wieder eine kleine Ruhepause einzulegen.

Vor allem die ersten drei Lebenswochen sind entscheidend für das Überleben der Küken

Vor allem die ersten drei Lebenswochen sind entscheidend für das Überleben der Küken – und damit auch für den Fortbestand der Art. „Die Küken benötigen proteinreiche Nahrung in dieser Phase, also Insekten wie Käfer, Schwebfliegenlarven und vor allem Ameisen“, erklärt Nabu-Vogelkundler Michael Eick. „Wachsen die Küken und vor allem deren Flügel wegen Mangelernährung nicht richtig, so können sie nicht fliegen und sind damit leichte Beute für Füchse und andere Beutegreifer. Und wenn von den Küken keines diese kritische Phase übersteht, habe das Rebhuhn auf Dauer keine Überlebenschance.“

Eigentlich könnte der selten gewordene Feldvogel schnell große Bestände aufbauen, denn ein Rebhuhngelege kann durchaus 15 oder mehr Eier umfassen. Die Familienverbände, die auch Ketten genannt werden, weil alle wie an einer Schnur gezogen hintereinander her rennen, bleiben bis zum nächsten Frühjahr zusammen. Die Tatsache, dass in den letzten Jahren kaum noch größere solcher Ketten gesichtet wurden, ist für die Rebhuhnschützer ein Hinweis darauf, dass der Bruterfolg in der jüngeren Vergangenheit gering war und kaum Küken überlebt haben. Der Biologe Eick ergänzt: „Ein erwachsenes Rebhuhn lebt leider auch nicht ewig. Und wenn ein Paar, das in der Regel ein Leben lang zusammenbleibt, in den etwa fünf bis sechs Jahren Lebensspanne keinen Nachwuchs großziehen kann, schwindet der Bestand immer weiter.“ Das sei genau die Entwicklung, die leider auch auf dem Schmidener Feld in den letzten Jahren zu beobachten war. Das trocken-warme Wetter im Frühling und Frühsommer wirke sich positiv auf die seltenen Vögel aus. Bei diesen Bedingungen sind die Chancen größer, dass mehr Küken erwachsen werden. Damit könne 2018 vielleicht sogar die Trendwende geschafft sein. Der diesjährige „Jahrgang“ verspricht also ein guter beim Rebhuhn zu sein.