Tanz mal anders mit dem Männerballett des Fußballvereins Neuhausen. Foto: Ines Rudel

Mit Musik, Büttenreden und Tanz sorgten der Narrenbund und andere Neuhausener Vereine am 11.11. für einen gelungenen Auftakt der fünften Jahreszeit.

Mit seiner Äußerung, die Morgenwäsche mit dem Waschlappen spare Zeit und sei besser als Duschen, erntete Ministerpräsident Winfried Kretschmann im Sommer Kritik. Ihr seien nur die Waschlappen wichtig, „die am Schmotzigen Donnerstag morgens um 5 Uhr durch die Straßen von Neuhausen ziehen“, sagte Andrea Hoffmann in der Bütt der Egelseehalle. Da meinte sie die Guggenmusik Waschlappen Glunker. Beim Fasnetsauftakt des Narrenbunds am 11.11. überzeugte die Mutter der Kinderprinzessin Elisa I. mit Thomas Ruf nicht nur mit einem Abgesang auf Traditionslokale der Fildergemeinde. Gendergerechte Sprache und Schrullen ihrer Mitmenschen nahmen die zwei ebenso aufs Korn.

Sie trafen sich im Saalbau, dessen ebenso legendäre wie liebenswerte Bedienung Ingrid Röhse alias Gretel Renate Mattes mit viel Witz verkörperte. Dass Thomas Ruf der Vater von Kinderprinz Lukas II. ist, zeigt, wie engagiert viele Familien in Neuhausen ihre Fasnet leben. In der Egelseehalle, die wegen Brandschutzauflagen zurzeit nur 400 Besucher fasst, war Narrenpräsident Ronald Witt die Vorfreude auf die Kampagne anzumerken. „Wir hatten 1500 Anfragen für diesen Abend.“ Nicht nur der Narrenbund, auch andere Vereine strickten mit am Programm, das die Kreativität und die Lebendigkeit des Vereinslebens unterstrich. Dass alle bestens vernetzt sind, macht das Gemeinwesen in der Narren-Hochburg so bemerkenswert.

Plädoyer für Vielfalt und Toleranz

Mit einem starken Plädoyer für Vielfalt und Toleranz eröffnete Witt die närrische Zeit: „Beim Narrenbund ist jeder willkommen, unabhängig von Geschlecht, Nationalität, ethnischer Herkunft, Religion, Weltanschauung oder sexueller Orientierung.“ Dann stellte er sein neues Präsidium vor. Neben dem ersten Vize Jörg Paertmann sind Damaris Löw als zweite Vizepräsidentin und Katharina Deuschle als Nummer drei gewählt worden. So wird die ehrenamtliche Arbeit auf mehrere Schultern verteilt.

Einen schönen Abschied bescherte der NBN seiner langjährigen Vize-Präsidentin Uschi Krieger. Die Motivationskünstlerin war gerührt, dass sie zur ersten Ehren-Vizepräsidentin ernannt wurde. Mit ihren originellen Ideen bleibt sie dem NBN erhalten. Als schrulliges Seniorinnen-Duo Alma und Wilma mit Raphaela Schaller begeistert Krieger ebenso wie als Trainerin des Männer-Fußball-Balletts. Neue Ehrenmitglieder sind Dietmar Schaller, Bernd Schäfer und Gisela Fuchs. Dass es Uschi Krieger mit ihrem Ruhestand im Ehrenamt nicht so ganz ernst meint, zeigte das Männerballett der Fußballer. In schrillen Kostümen und mit wilder Akrobatik entführten die Kicker das Publikum auf die Skipisten von Ischgl.

Gestandene Männer in Gardeuniformen

In ihren gepunkteten Anzügen moderierten Markus Novak und Timo Samel den Abend witzig und voller Ironie. Dass die Chemie zwischen den beiden stimmt, ist nicht zu übersehen. Um den Leistungssport der Tanzgarden zu würdigen, schlüpften sie gar in Gardeuniform und Federhut. Ob das den zwei gestandenen Männern steht, da gingen die Meinungen weit auseinander. Trotz frecher Spitzen gelang es ihnen virtuos, die überregionalen Erfolge der Tänzerinnen zu vermitteln. Mit ihrem Showtanz in Eulen-Kostümen überzeugte die Juniorengarde. Tanzmariechen Emilu Hägele und die Prinzengarde zeigten die Faszination des Marschtanzes.

Die Bütt ist beim NBN stark besetzt. Timo Samel schlüpfte in die Rolle von Tagesschausprecher Jens Riewa im Jahr 2035. Da gerät die heile Welt auf den Fildern ins Wanken, wenn die Modeboutique La Brillantina und die Sportsbar Frozen Fritz an die Börse gehen. Mit philosophischen Gedanken über sauren Käs und die Schrullen der Schwaben pflegte Birgit Pfeiffer alias Elsbeth Gscheidle humorvolle schwäbische Mundart. Ihr Mix aus Humor und Hintersinn verblüfft.

Musikalisches Prinzenpaar

Mehr als den Rahmen bildete die Musik. Das liegt am neuen Prinzenpaar. Philipp Weber trägt mit seiner Frau Kathi das prächtige Ornat. Der begeisterte Fußballer und Saxofonist schwingt als zweiter Vorsitzender des Musikvereins Neuhausen das Zepter. Er ist einer der Köpfe und brillanter Texter der Knastkapelle, die beim NBN eine Kombination aus Büttenreden und Musik wagt. Auch Kathi I. spielt im Orchester. Mit einem Überraschungsauftritt würdigten die Knast-Musiker in ihrer schwarz-weiß gestreiften Gefängniskluft ihr Prinzenpaar. Dazu hatten sie ein Knastkapellen-Zepter gebastelt.

Für Gänsehaut sorgte das Finale. Bei „Musik ist Trumpf“ standen alle musiktreibenden Vereine auf der Bühne. Sie spielten Popmusik und Fasnets-Hits. Der Musikverein die Waschlappen-Glunker, die Flegga-Bätscher, die Bruggaklopfer, Samba Batu und die weibliche Schalmeienkapelle Omägenis („Ohne Mädels geht nix“) rissen das Publikum mit. Dass er nicht nur seine Knastkapelle, sondern die Musikszene im Griff hat, zeigte der musikalische Leiter Lucas Schaller mit diesem grandiosen Projekt.