Der Marbacher Astronauten-Bürgermeister Jan Trost hat keine Chance beim Ansturm der Kinder. Foto: Werner Kuhnle

Die Marbacher Kinder nehmen am Faschingsdienstag das Rathaus ( ein und entmachten Bürgermeister Jan Trost. Im Anschluss gibt es in der Stadthalle das bunte Kinderprogramm „Sonne, Mond und planet-x“.

„Gebt den Kindern das Kommando, Kinder an die Macht!“ Herbert Grönemeyer hätte seine wahre Freude daran gehabt, wie die Marbacher Kinder die Stadt fest in ihre Hände gebracht haben. Punkt 13 Uhr prasselte zur Verteidigung ein wahrer Bonbonregen aus den Rathausfenstern auf die Kinder vor dem Rathaus. „Mehr, mehr“, riefen die Kinder und von oben wurde säckeweise Süßes herabgeworfen.

Doch selbst die beste Abwehr mit Bonbons half am Ende nichts. Stoisch ergab sich Trost den Kindern und brachte einen großen gebackenen Rathausschlüssel mit vor seinen Amtssitz. „Jeder bekommt ein Stück“, sagte Trost und die Stücke wurden herzhaft aus dem Schlüssel gerissen.

Jan Trost hingegen nahm’s gelassen. Vielleicht war das Marbacher Stadtoberhaupt auch deshalb so entspannt, weil Bürgermeister heute tagtäglich so manch Närrisches erdulden müssen – ohne den Humor der Kinder.

Und da tummelten sich Hexen, der leibhaftige Tod, Astronauten, Polizistinnen neben allerlei wilden Gestalten. Selbst die Marbacher Hexen waren mit Donna von Blocksberg und Lauberia, der Gartenhexe auf ihren Besen eingeflogen. Die zehnjährige Maja, die achtjährige Mathilda und Romy, die Jüngste mit ihren sieben Jahren aus Erdmannhausen, genossen das bunte Faschingstreiben bei strahlendem Sonnenschein und frühlingshaften Temperaturen. Nachdem das Rathaus von der wilden Kinderschar erfolgreich erobert worden war, setzte sich die Menge weiter in Bewegung in Richtung Schillerhöhe zur Stadthalle.

Vor dem Eingang bildete sich eine lange Schlange. Denn zuvor wollte ja noch die Sulmanafetza mit ihrer Guggenmusik gehört werden. Die Jüngste aus ihrer Runde stolperte böse und fiel hin. Doch schon die Kleinsten lernen offenbar, dass die Schau weitergehen muss. Kaum waren die Tränen abgetrocknet, gab sie im Bunde ein fetziges Schlagzeug-Duo und sorgte so für gute Stimmung. Was für die einen Gaudi ist, ist für die anderen Höchstleistung. Sandra von den Sulmanafetza war jedenfalls sichtlich geschafft, denn sie seien die letzten fünf Tage pausenlos im Einsatz gewesen, sagte sie.

Georg Stenkamp vom Jugendhaus planet-x schwebte als gelber Engel ein und war mit seinem ganzen Team vor Ort. Mit Spielstationen und einem bunten Faschingsprogramm hatten sie kreative Unterhaltung auf die Beine gestellt. Nach dem Motto „Sonne, Mond und planet-x“, konnte wertvolle Preise gewinnen, wer sich am kunstvollsten verkleidet hatte.

Für die Eltern waren 270 Sitzplätze aufgebaut. Im vorderen Bereich unterhalb der Bühne wuselten fast ebensoviele Kinder. Und die freuten sich über ein Glücksrad, an dem sie drehen konnten oder eine Balancierstation. Bei Talia vom Jugendhausteam konnte sich jeder in ihrem Wahrsagerzelt die Zukunft aus den Händen lesen lassen.

Mit „Narri, narro, Marbach ist wieder froh“ begann auf der Bühne das offizielle Programm. Die Sulmanafetza aus Neckarsulm zogen mit ihrer Guggenmusik auf die Bühne und gaben nochmals lautstark ihr Bestes. Eine Tanzeinlage der Marbacher Hexen brachte wohl nahezu jedes Kind mit zum Singen und Mitmachen. Später inspirierten dann die Tänzerinnen der TSG Dance Inspiration, einst aus Großbottwar hervorgegangen, mit ihren kunstvollen Bewegungen. Und der Clown Tilo verzückte alle im Saal, egal ob nun klein oder groß.

Das war sie, Grönemeyers „Ungebeugte Kraft, massenhaft.“ Denn: „Dem Trübsinn ein Ende gemacht, wir werden in Grund und Boden gelacht“ wurde durch die Kindern ganz lebendig.