Virus hin oder her: OB Palm muss sich geschlagen geben und schwenkt die weiße Fahne. Foto: Patricia Sigerist

Die Stadtverwaltung sieht sich am Schmotzigen Donnerstag einer Übermacht gegenüber. Die Ansage, es herrsche Seuchengefahr, hält die feierwütigen Narren nicht ab.

Fellbach - Großereignisse werfen ihre Schatten voraus. Und so ist einige Minuten vor dem geplanten Rathaussturm schon ganz schön was los im Innenhof. Sirenen, Kanonen und Rätschen machen Lärm, und viele gut gelaunte Leute rennen umher. Ein klarer Fall von Vorfreude. Schließlich dürfen die Narren gleich den Regierungssitz des Oberbürgermeisters stürmen. Glauben sie jedenfalls.

Doch dann das – ein Mann, der Oberkörper in silberne Schutzkleidung gehüllt und der Kopf von einer großen Haube bedeckt, nimmt das Mikrofon in die Hand. Dann sagt die Gestalt, die aussieht, als sei sie einer Science-Fiction-Serie entsprungen, einige bedeutungsschwere Worte: „Der Rathaussturm muss ausfallen. Hier ist alles mit Amtsschimmel verseucht und wir stehen unter Quarantäne. Ihre Sicherheit ist in Gefahr, deshalb gehen Sie jetzt bitte ruhig und gesittet heim.“

Netter Versuch, aber OB Palm hat die Rechnung am Schmotzigen Donnerstag ohne die Narren gemacht

Netter Versuch, aber Oberbürgermeister Christoph Palm hat die Rechnung am Schmotzigen Donnerstag ohne die feierwütigen Narren gemacht. Weder mit theatralischem Räuspern, das nach schwerem Virusbefall klingen soll, noch mit Schüssen aus der Konfettikanone oder mit Appellen an die Vernunft zwecks Bevölkerungsschutz, kann das Stadtoberhaupt überzeugen. „Genau genommen ist es auch verdammt heiß unter meiner Schutzhaube, also stürmt schon endlich das Rathaus“, sagt er und schwenkt lachend die weiße Fahne.

Doch die Schlacht ist noch nicht ganz geschlagen. Palm darf versuchen, sich in drei Spielen gegen das Prinzenpaar zu behaupten. Doch die ersten zwei Runden gewinnt Keltermäusle Anja I., und nach der Fahrt gegen Oberbacchus Michi I. steigt Palm geschlagen von seinem Bobby-Car-Traktor. Dabei hat die Verwaltung sich so tapfer auf den Kampf vorbereitet und das Rathaus durch Warnschilder mit dem bekannten Symbol für Seuchengefahr gesichert. Doch genau diese Absperrung durchquert das Narrenvolk nach der Erstürmung beherzt. Das Rathaus ist futsch. Der Schlachtruf „Hatschi, Hatschi, Hatschi!“ der Fellbacher Narren ertönt und markiert den Machtwechsel. Als neuer Chef der Verwaltungshochburg gibt jetzt FCC-Präsident Michael Schubert den Ton an.

Entspannt und ohne Anzeichen von Amtsschimmel-Virus-Befall übergibt er den goldenen Schlüssel des Rathauses

Und der entmachtete Schultes? Entspannt und ohne Anzeichen von Amtsschimmel-Virus-Befall übergibt er den goldenen Schlüssel an Keltermäusle Anja I. Während sich Elferrat, Weida Wölf, Weingeister, Gardemädels, die Stadtkapelle im Häs als „Stadtgugga“ sowie das gemeine Volk mit Wein und Brezeln stärken, muss Palm aber doch noch was loswerden. „Ich habe alles gegeben, aber ihr habt uns aus dem Beamtenschlaf geweckt. Es ist toll, dass in Zeiten, in denen lang nicht alles gut ist, so gefeiert und gelacht werden kann.“

Die Stadtkapelle spielt einen Tusch, und schon tanzen die Fellbacher Träuble als coole Cowboys durch den großen Saal.