Mit Lichtschwertern für die Fantasie – auf der Comic Con in Stuttgart verwandeln Fantasybegeisterte die Messe in eine offene Bühne. Foto: Fotoagentur-Stuttg/Andreas Rosar

Die Comic Con verwandelt Stuttgart in ein buntes Paralleluniversum. Geschmäcker, Geschlechter, Welten: Hier fließt alles ineinander. Die schrillsten und ungewöhnlichsten Kostüme in unserer Bildergalerie.

Vorsichtig lässt sich die Meerhexe Ursula im Atrium am Eingang Ost der Messe nieder. Einmal noch sortiert sie ihre Fangarme, dann widmet sie ihre Aufmerksamkeit Vincent Regan. Der britische Schauspieler berichtet auf der Bühne über die Arbeit an der Realadaption des Mangas „One Piece“. Sein Charakter, Marine-Vizeadmiral Garp, sei ein Träumer, sagt er. Jeder solle seinen Träumen folgen.

Auf der Comic Con muss er das eigentlich nicht betonen. Die Messehallen sind ein Wochenende lang fest in der Hand von Menschen, die ihren Fantasien nachjagen, sie beim Gaming ausleben oder für ein paar Stunden die Gestalt ihrer Lieblingscharaktere aus Filmen, Spielen und Comics annehmen.

Auf der Comic Con fließen Geschmäcker, Geschlechter und Welten ineinander

Jedi Jörg steht in seiner Kutte auf der Herrentoilette. „Ich bin froh, dass ich keine Stormtrooper-Rüstung trage“, sagt der „Star Wars“-Nerd grinsend. Er freut sich besonders über die „Galactic Cantina“, einen neuen Bereich, der den Sternenkrieger-Kosmos im großen Stil erlebbar macht. Im Mittelpunkt: ein beeindruckender TIE-Fighter-Nachbau. Gegenüber thront ein Mädchen stolz im Sessel des Imperators, flankiert von Darth Vader persönlich. Dass sie als Disneys dunkle Fee Maleficent gewandet ist, stört niemanden. Geschmäcker, Geschlechter, Welten: Auf der Comic Con fließt alles ineinander. Maleficents Vater ist begeistert: „Ich fühle mich in meine Kindheit zurückversetzt“, schwärmt er. „Es ist irre, wie detailgetreu hier alles gestaltet ist.“

Stilecht sehen auch die beiden Hogwarts-Elevinnen aus, die sich am Autogrammstand mit Alfred Enoch unterhalten. Der Brite, der in den „Harry Potter“-Filmen als Dean Thomas zu sehen war, wirkt entspannt und gut gelaunt. „Ich habe den Eindruck, dass es den Schauspielern Spaß macht, hier zu sein“, stellt Chelsea (25) erfreut fest. Soweit es die Planung erlaube, nähmen sich alle Zeit. Bei Enoch konnten Chelsea und ihre Freundin sogar einige Fragen loswerden. Hektischer geht es bei den Weasley-Zwillingen Fred und George zu. James und Oliver Phelps sind am Samstag Publikumsmagneten. Ein Erlebnis sind sie dank ihrer herzlich-humorigen Energie allemal.

Müllmonsterkostüm aus Bergen von Pappschalen

Vom käuflich erworbenen Aufklärungstrupp-Outfit aus dem Anime „Attack on Titan“ bis zu schrillen Eigenkreationen wie Marge Simpson – erlaubt ist, was gefällt. Eine 14-Jährige ist als Pixi-Buch-Protagonistin Conny unterwegs. Der Grinch und Batman treten zur Seite, um einem Trupp übel gelaunt dreinblickender Uruk-hai aus dem „Herrn der Ringe“ Platz zu machen und sind froh, nicht nach Hobbits auszusehen. Steffen Volkmer lässt sich durch den Besuch des durchgeknallten Marvel-Charakters Deadpool bei Panini nicht weiter verunsichern. „Ein wirklich schickes Kostüm!“, lobt der PR-Mann die weihnachtliche Variante des Superheldenanzugs. Er selbst sei weder Cosplayer noch jemand, der sich mit Stars fotografieren lassen oder Autogramme sammeln müsse, sagt Volkmer. Er fühle sich wohl am Verlagsstand. Eine Menge los sei auch. In jedem Fall so viel wie im Vorjahr.

Michael Myers ist müde. Die Maske der Horror-Ikone ist hochgeschoben. Wie ein Helm sitzt sie auf dem Kopf. Der Träger lehnt an der Wand. Geplättet von all den Eindrücken. Zwei Dinge sind auf der Comic Con rar: Ruhezonen und Mülleimer. Aus den Bergen von Pappschalen und Bechern ließe sich sicher ein schickes Müllmonsterkostüm zusammenbasteln.