In einer Broschüre sind alle Einzelhändler und Gaststätten aufgelistet, die in Birkach und Plieningen faire Produkte verkaufen. Foto: Transfair

Stadtbezirke bekommen das Fairtrade-Siegel nicht für alle Ewigkeit. Alle zwei Jahre müssen sie sich erneut prüfen lassen. So nun in Birkach und Plieningen. Die Beteiligten sind optimistisch. Einzig ein AfD-Stadtrat äußert Kritik.

Birkach/Plieningen - Fast zwei Jahre ist es her, dass Verwaltungsbürgermeister Werner Wölfle Plieningen und Birkach das Fairtrade-Zertifikat überreicht hat – natürlich standesgemäß bei mit ausschließlich fair gehandeltem Rohrzucker gebackenem Hefezopf. Nach zwei Jahren Arbeit waren 2013 alle Anforderungen für die Vergabe des Siegels erfüllt. In diesem Sommer steht nun die Rezertifizierung an. Diese sollte problemlos klappen, wie Bezirkschefin Andrea Lindel in der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats am vergangenen Montag betonte. Denn zuvor hatte die Steuerungsgruppe vorgestellt, mit welchen Projekten sie den Gedanken des fairen Handels im Bezirk verbreitet.

Zum einen haben die Ehrenamtler 2014 eine Broschüre aufgelegt, in der alle Einzelhändler und Gastronomen aufgeführt sind, die fair gehandelte Produkte verkaufen. Im Advent wurde eine faire Stadtteilschokolade feilgeboten, in den Kirchen werden nach dem Gottesdienst an Eine-Welt-Ständen nach den Fairtrade-Vorgaben produzierte Waren angeboten, an der Universität Hohenheim gibt es sogenannte „Fairomaten“, Automaten mit unter gerechten Bedingungen produzierten und gehandelten Snacks. Und beim Dorffest will die zehnköpfige Steuerungsgruppe in diesem Jahr an einem Stand Cocktails aus fair gehandelten Zutaten mixen und anbieten.

Schüler machen einen Fairtrade-Spaziergang

Ihr wohl größtes Anliegen sei aber die Bildungsarbeit, erklärte Angelika Gerdon vom Steuerungskreis den Bezirksbeiräten. Den Birkacher und Plieninger Schülern werde der Gedanke in den Schulen nähergebracht. So gehen einige Kinder der Körschtalschule zum Beispiel bald auf einen Fairtrade-Spaziergang und besuchen Einzelhändler und Gastronomen, die faire Produkte anbieten. Im Körschi-Shop an der Gemeinschaftsschule verkaufen die Schüler die Waren sogar selbst.

Während die Bezirksbeiräte ausschließlich positiv auf die Berichte des Steuerungskreises reagierten, stellte der Betreuungsstadtrat Heinrich Fiechtner von der AfD die Bildungsarbeit in Frage. Ihn verwundere es, dass dieses „stark ideologische Denken in Schulen Eingang gefunden hat“, wie der Birkacher sagte. Den Schülern müsste im Umkehrschluss auch der freie Handel beigebracht werden.

Pfarrerin Daniela Reich aus der Steuerungsgruppe entgegnete, man bringe den Kindern nicht das Siegel bei, sondern das Thema Gerechtigkeit, und das gehöre sehr wohl zu jedem Lehrplan. Dafür erntete sie Applaus. Bezirkschefin Andrea Lindel beendete die von Fiechtner angestachelte Diskussion schließlich mit den Worten: „Wenn Sie noch mehr über das Siegel wissen wollen, Herr Fiechtner, empfehle ich Ihnen, das Internet zu konsultieren.“