Auf der bewässerten Plastikplane kann das Fahren über nasses Kopfsteinpflaster oder auf einer leichten Schneedecke simuliert werden. Foto: Sebastian Steegmüller

Auf dem Cannstatter Wasen hat der Auto Club Europa ein außergewöhnliches Fahrsicherheitstraining durchgeführt: Mitarbeiter eines Catering-Unternehmens mussten in ihren Transportern zahlreiche Fahrmanöver üben.

Egal ob schwäbische Maultaschen, amerikanische Burger oder asiatische Spezialitäten mit an Bord sind, voll beladen wiegt ein Foodtruck mehr als drei Tonnen – und hat damit ganz andere Fahreigenschaften als beispielsweise ein Auto. Wie es sich anfühlt, solch ein schweres Fahrzeug im Grenzbereich zu bewegen, konnte das Team von Lou’s Catering am Montag bei einem Fahrsicherheitstraining auf dem Cannstatter Wasen ausgiebig testen.

Mitarbeiter des Auto Club Europa (ACE) hatten dazu verschiedene Stationen aufgebaut. Die Slalomstrecke sollte beispielsweise ein Gefühl für das Handling des Fahrzeugs vermitteln, in einem Geschicklichkeitsparcours mussten Engstellen, die gerade beim Abstellen des Foodtrucks ein Problem darstellen, durchfahren werden. Der Programmhöhepunkt fand aber zweifelsohne auf einer 60 Meter langen schwarzen Plane statt, die über eine Sprinkleranlage bewässert wurde. Mit ihrer Hilfe lässt sich auch bei herrlichem Sonnenschein nasses Kopfsteinpflaster oder eine dünne Schneedecke simulieren. Im Alltag stellen Brems- und Ausweichmanöver auf solch einem Untergrund – moderne Assistenzsysteme hin oder her – wohl ein Horrorszenario dar, den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zauberte es dagegen ein Grinsen ins Gesicht, wenn sie über die nasse Kunststoffunterlage hinausschossen.

Keine Experimente beim Training

„Ziel des Trainings ist es, die Fahrerinnen und Fahrer eben auf unvorhergesehene und kritische Situationen vorzubereiten“, so Hans-Peter Knauer, der seit 1996 für den ACE als Fahrsicherheitstrainer im Einsatz ist. „Bislang unfallfrei.“ Damit es auch so bleibt, appelliert er an die Gruppe, sich an seine Anweisungen zu halten. „Bitte keine Experimente.“ Dazu zählt auch, das Lenkrad richtig zu halten. Tabu sei der sogenannte „Tellerwäscher“, also das Lenken mit der flachen Hand. „Wenn man am Steuer schnell reagieren muss, kann die richtige Position der Hände und Arme entscheidend sein“, sagt Knauer. Spätestens als die Foodtrucks auf dem Slalomparcours unterwegs sind, wissen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, wo von der Experte spricht. Sobald das Tempo erhöht wird, müssen sie richtig zupacken, um die Fahrzeuge sicher um die vielen Hütchen zu lenken. Die Quintessenz des eintägigen Trainings ist wohl, dass man im Ernstfall richtig reintreten muss. „Nicht von der Bremse gehen, bis das Fahrzeug steht“, betont Knauer immer wieder. Runde um Runde muss das Foodtruckteam drehen, bis auch der letzte Mitarbeiter auf das Antiblockiersystem vertraut. „Die größte Gefahrenquelle in einem Fahrzeug ist der Mensch.“

Ein wichtiger Punkt, dem im Alltag aus Sicht von ACE-Mitarbeiter Bernd Herbener oft nicht genug Beachtung geschenkt wird, ist die Ladungssicherheit. Vor dem Start der praktischen Übungen nahm der Sachverständige, der auch Gerichtsgutachten erstellt, daher die Foodtrucks ausgiebig unter die Lupe. Unter anderen überprüfte er Gasflaschen und Feuerlöscher. Sind diese richtig befestigt oder können sie bei einem Zusammenstoß zum gefährlichen Geschoss werden? Darüber hinaus gab der Experte Tipps, wie man ein Fahrzeug richtig belädt – ein Thema, das auch vor so mancher Urlaubsreise nicht uninteressant ist. „Um einen möglichst tiefen Schwerpunkt zu erzielen, sollten in den oberen Bereichen nur leichtere Gegenstände geladen werden“, sagt Herbener. „Denn Fahrzeuge mit Aufbau haben schon von Haus aus einen sehr hohen Schwerpunkt.“ Außerdem rät er, rutschhemmende Materialien einzusetzen.

Schwerer Unfall mit einem Foodtruck

Daniel Krcmar, Inhaber des Leinfeldener Foodtruck-Unternehmens, hofft, dass sein Team das Erlernte nie einsetzen muss. „Einer unserer Mitarbeiter hatte schon mal einen schweren Unfall, der auch mit dem Fahrsicherheitstraining nicht zu verhindern gewesen wäre.“ Dennoch habe er eine Impulswirkung gehabt. „Wir sind bis zu 250 Kilometer rund um Stuttgart im Einsatz, dementsprechend finden große Teile des Arbeitstags einfach auf der Straße statt. Falls es aber wieder mal eng wird, will ich, dass meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter optimal vorbereitet sind.“