Den Bodensee können Zugreisende nun auch mit dem ICE erreichen. Foto: imago images/Arnulf Hettrich/Arnulf Hettrich via www.imago-images.de

Die notorisch verspätete Intercity-Linie an den östlichen Bodensee, die auch in Stuttgart hält, wird auf neue ICE-Züge umgestellt. Bisherige Haltepunkte im Land haben dann allerdings das Nachsehen.

Von Mitte Juni an, wenn bei der Deutschen Bahn (DB) der sogenannte kleine Fahrplanwechsel ansteht, können Reisende von Stuttgart aus im ICE bis an den östlichen Bodensee sowie nach Österreich reisen. Die Bahn schickt ihre bisher dafür eingesetzten Intercity-Züge aufs Abstellgleis. Die Umstellung auf modernere Züge kaschiere allerdings Versäumnisse beim Ausbau der Verbindung, moniert der Verkehrsclub Deutschland (VCD).

Fahrzeiten bleiben gleich

Täglich verbindet bislang der IC 118 Dortmund mit der Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck via Stuttgart, Ulm, Friedrichshafen, Bregenz und den Arlberg. Die Verbindung steht bei Bahnfahrern im Ruf, häufig mit satter Verspätung unterwegs zu sein. „Generell ist die DB bestrebt, Verbindungen, die mit einstöckigen IC-Zügen erfolgen, zunehmend auf moderne ICE umzustellen. Dadurch soll sich auch die Pünktlichkeit verbessern“, sagt eine Bahn-Sprecherin auf Anfrage. Das gelte auch für die Verbindung an den Bodensee und nach Österreich, die man „auf ICE umstellen wird. Fahrgäste profitieren dadurch von mehr Komfort auf der Strecke“.

Schneller wird die Fahrt an den Bodensee, nach Vorarlberg und Tirol deshalb aber nicht. „Der ICE auf der Südbahn wird vorerst die aktuell bestehenden IC-Zeitfenster nutzen. Daher verkürzt sich die Fahrzeit zunächst nicht.“ Dazu trägt auch bei, dass der ICE zwischen Stuttgart und Ulm nicht die im Dezember 2022 in Betrieb genommene Schnellfahrstrecke nutzt. „Der ICE wird, wie bisher der IC, vorerst weiter durch das Filstal fahren.“

Für Matthias Lieb, Landesvorsitzender des Verkehrsclubs Deutschland, rächt sich damit der Verzicht auf den weiteren Ausbau des Schienennetzes Richtung Bodensee. Zwar sei der Abschnitt zwischen Ulm und Friedrichshafen, die sogenannte Südbahn, aufwendig elektrifiziert worden, ein weiterer Ausbau zwischen Friedrichshafen und der österreichischen Grenze wurde aber gestrichen. Nicht nur der ICE leide unter diesem eingleisigen Engpass. „Das bereitet auch große Probleme beim Fahrplan für den Interregio-Express“, so der Bahnexperte.

Halt in Göppingen entfällt

Das Nachsehen haben auch zwei Städte im Land entlang der Strecke, in denen der bisherige Intercity gehalten hat. „Die Halte in Göppingen und Aulendorf entfallen für diese Zugverbindung, da die Bahnsteige dort zu niedrig für einen ICE-Halt sind“, so die Bahnsprecherin. Lieb kritisiert das und erinnert an mehr als zehn Jahre alte VCD-Forderungen, wichtige Knotenbahnhöfe für die modernen Züge herzurichten. Das gelte vor allem für Aulendorf, wo bisher in Richtung württembergisches Allgäu aber auch in Richtung Donautal umgestiegen werden könne.

Bahn wirbt mit Vorteilen des neuen Zuges

Bei der Bahn unterstreicht man die Vorteile, die die Umstellung auf neuere Züge für die Fahrgäste einhergingen. Die Bahnsprecherin nennt unter anderem die „acht Fahrradstellplätze“ als Novum in einer ICE-Baureihe, „breite Gepäckregale in jedem Wagen“ sowie „ein innovatives tageszeitabhängiges Beleuchtungssystem“. Und auch an die Umwelt sei gedacht. „Mit seiner neuen, ressourcensparenden Antriebstechnik und seinem aerodynamischen Design ermöglicht der ICE 4 eine noch umweltfreundlichere Reise an den Bodensee, nach Vorarlberg und Tirol.“