Laura Claassen ist nicht die erste Bundessiegerin aus der Meisterwerkstatt Moosmann in Waiblingen. Foto: Gottfried Stoppel

Die Werkstatt von Bernd Moosmann baut Holzblasinstrumente der besonderen Art – und bildet beruflichen Nachwuchs aus. Laura Claassen hat ihre Lehrzeit jüngst mit einer Auszeichnung abgeschlossen.

Waiblingen - Konzentration ist gefragt. Mit geschickten Fingern befestigt Laura Claassen Neusilberteile auf dem Holzkorpus, der auf ihrem Schoß liegt. Auch wenn das Holz schon rotbraun gebeizt ist, wird es noch eine Weile dauern, bis es zu einem Fagott geworden ist. Rund 40 Klappenteile hat ein fertiges Instrument. Kompliziert zu spielen, noch komplizierter zu bauen. Doch die 22-Jährige weiß, was sie tut: Sie hat ihre Ausbildung als Holzblasinstrumentenmacherin in der Meisterwerkstatt von Bernd Moosmann abgeschlossen – und ist beim Leistungswettbewerb der Handwerkskammer Region Stuttgart als eine der Bundessiegerinnen ausgezeichnet worden.

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Je nach Modell stecken 80 bis 140 Arbeitsstunden in einem Fagott, drei bis vier Monate beträgt die Lieferzeit, wenn man eines der Instrumente bestellt. „Klar ist die Arbeit ein ziemliches Gefummel. Aber es ist immer toll, wenn am Ende ein Instrument steht, das man selbst gebaut hat – erst recht, wenn ein Kunde es dann aus mehreren Fagotten auswählt“, erzählt Laura Claassen. Die Instrumente aus Waiblingen ertönen auf der ganzen Welt, unter anderem im russischen Nationalorchester. „Im letzten Jahr hat auch der Preisträger des ARD-Musikwettbewerbs ein Fagott von uns gespielt. Das hat mich mit großem Stolz erfüllt“, sagt Claassens Chef Bernd Moosmann.

Die Moosmann-Fagotte sind aus einer ganz speziellen Sorte Holz

Laura Claassen spielt selbst Klarinette und bastelt gerne – „und so kombiniere ich eben beides miteinander“, sagt die 22-Jährige. Drei Jahre hat ihre Ausbildung gedauert. Jetzt hat sie sich entschieden, in Moosmanns Werkstatt auch weiterzumachen. „Daran, dass gute Leute bei mir bleiben, habe ich natürlich Interesse“, sagt ihr Chef. Er bildet regelmäßig junge Menschen in dem ungewöhnlichen Beruf aus – und erzählt, dass auch er selbst Bundessieger war, damals im Jahr 1975. Er hat den Beruf bei seinem Vater gelernt. Auch wenn das sehr internationale Team in seiner Werkstatt arbeitsteilig vorgeht, legt er Wert darauf, dass alle Lehrlinge jeden der Arbeitsschritte kennen.

Nicht jeder Baum eignet sich dafür, zu einem Moosmann-Fagott verarbeitet zu werden. „Wir verwenden nur Bosnischen Bergahorn“, erklärt Moosmann. Ahorn wachse zwar überall, „aber bei uns regnet es zu viel. Das Holz hier wächst schnell und wird dadurch grobfaserig“. In den Höhenlagen Bosniens sei das anders: Durch das trockene, abwechselnd heiße und kalte Klima wüchsen die Bäume sehr langsam, das Holz werde dicht und kompakt.

Die Instrumente haben einen stolzen Preis

Ein hübscher Nebeneffekt von Ahornholz ist auch dessen Optik: Bei den fertigen Instrumenten schimmert die Maserung flammenartig durch. Ein echter Hingucker, egal ob sie in mahagonibraun, naturfarben oder in Violett gebeizt wurden. Letzteres Fagott wird ein Unikat: Der Kunde hat nicht nur die außergewöhnliche Farbe, sondern zudem rosé-vergoldete Klappen bestellt. Lässt sich machen, das nötige Kleingeld vorausgesetzt.

Günstig sind die Instrumente aus dem Hause Moosmann auch ohne Roségold nicht. Die Schülerfagotte gibt es hier ab 8000 Euro, für ein Profimodell können es schon 30 000 Euro sein. Freilich gibt es auf dem Markt auch Fagotte für weniger Geld: Ab 1500 Euro erhält man ein Fagott, das meist in China gefertigt wurde. „Da haben Sie Glück, wenn es ein halbes Jahr gut geht“, sagt Bernd Moosmann. „Dann fangen die nicht abgelagerten Hölzer an zu arbeiten. Ich lehne es eigentlich auch ab, so etwas zu reparieren.“

In 200 Jahren haben sich die Instrumente verändert

Ein Instrument, das dagegen viel längere Zeit überdauert hat, steht im Showroom der Firma, ein wenig abseits von den Moosmann-Fagotten. Selbst der Laie erkennt: Dieses Fagott sieht anders aus. „Es ist aus Paris, von 1823“, erklärt Moosmann. Ein Mitarbeiter hat das Original in Ebay-Kleinanzeigen entdeckt und restauriert. In den vergangenen 200 Jahren hat sich einiges getan in Sachen Instrumentenbau. „Aus heutiger Sicht kann man es kaum greifen“, sagt Moosmann. Ob wohl im Jahr 2220 irgendwo auf der Welt ein Liebhaber eines seiner Fagotte andächtig in den Händen halten wird?