Der frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Sebastian Edathy will sich nun zu den Kinderpornografie-Vorwürfen gegen ihn äußern. Foto: facebook.com/edathy | Screenshot: SIR

Bislang hat sich der ehemalige SPD-Abgeordnete Edathy kaum zu den Kinderpornografie-Vorwürfen geäußert. Für diesen Montag kündigt er via Facebook eine Pressemitteilung an. Herauszulesen ist: Er fühlt sich ungerecht behandelt.

Bislang hat sich der ehemalige SPD-Abgeordnete Edathy kaum zu den Kinderpornografie-Vorwürfen geäußert. Für diesen Montag kündigt er via Facebook eine Pressemitteilung an. Herauszulesen ist: Er fühlt sich ungerecht behandelt. 

Berlin - Der frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Sebastian Edathy will sich an diesem Montag zu den Kinderpornografie-Vorwürfen gegen ihn äußern. Das kündigte er am Sonntagabend auf seiner Facebook-Seite im Internet an. „Morgen Pressemitteilung. Es werden seit Wochen Regeln von Recht und Anstand massiv verletzt“, hieß es dort. Edathy soll im Ausland untergetaucht sein. Dem „Spiegel“ sagte er, er habe telefonische Morddrohungen erhalten. Er könne daher weder in seine Heimat Niedersachsen noch nach Berlin zurückkommen.

Die Staatsanwaltschaft Hannover ermittelt gegen Edathy wegen des Verdachts auf Besitz von kinderpornografischem Material. Für politischen Wirbel sorgt der Fall, weil der damalige Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) im vergangenen Oktober SPD-Chef Sigmar Gabriel darüber informiert hat, dass der Name Edathy bei internationalen Ermittlungen aufgetaucht sei. Gabriel setzte dann weitere SPD-Spitzenpolitiker in Kenntnis. SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann machte das Gespräch Friedrichs mit Gabriel vor wenigen Tagen öffentlich. Friedrich - inzwischen Landwirtschaftsminister - geriet in den Verdacht des Geheimnisverrats und trat zurück.

Der neue Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt forderte, wie andere CSU-Politiker vor ihm auch schon, „vertrauensbildende Maßnahmen“ von der SPD. Es sei viel Vertrauen in der Koalition verlorengegangen. „Die SPD ist jetzt in der Pflicht, entsprechend zu handeln“, sagte Schmidt der „Passauer Neuen Presse“ (Montag).

Das Bundeskriminalamt (BKA) steht wegen seines Agierens in der Edathy-Affäre weiter in der Kritik. Politiker von Linkspartei, Grünen und FDP äußerten in der „Bild“-Zeitung (Montag) ihr Unverständnis darüber, dass das BKA zwei Jahre lang nicht auf Edathys Namen im vorliegenden Material zu den deutschen Kunden eines kanadischen Kinderporno-Versandhändlers gestoßen sein will.

„Es ist absolut nicht plausibel, dass die Informationen über Edathy im BKA zwei Jahre lang nicht ausgewertet wurden“, sagte der Linke-Vorsitzende Bernd Riexinger. „Viel wahrscheinlicher ist, dass die Spitze der Behörde über das belastende Material Bescheid wusste, als sie vom NSU-Ausschuss befragt wurde. Da tun sich Abgründe des kalkulierten Staatsversagens auf.“

FDP-Vize Wolfgang Kubicki hält die Darstellung des BKA für „überaus unwahrscheinlich“. Er sagte der „Bild“-Zeitung: „Entweder da waren Trottel am Werk oder man wollte einen Skandal vermeiden.“

"Schwerwiegender Verdachtsmoment"

Der Zeitung zufolge kursiert unter den Innenpolitikern im Bundestag der Verdacht, das BKA könnte Informationen über den im Januar 2012 zum Vorsitzenden des NSU-Untersuchungsauschusses gewählten Edathy bewusst ignoriert haben. So habe man in der NSU-Affäre einen politischen Skandal vermeiden wollen. Der Grünen-Europaabgeordnete Werner Schulz sprach von einem „schwerwiegenden Verdachtsmoment“.

Stephan Mayer (CSU), innenpolitischer Sprecher der Unionsfraktion, sagte der Zeitung: „Es ist mir völlig unerklärlich, wie das BKA zwei Jahre lang nicht bemerkt haben will, dass der Name des Abgeordneten Edathy auf der Liste der verdächtigen Kinderporno-Käufer steht. Genauso verwunderlich ist auch, dass das BKA erst ein Jahr nach Erhalt der Namensliste mit den Ermittlungen begonnen hat.“