EZB-Chef Mario Draghi Foto: dpa

Bisher war der Leitzins für den Euro bei 0,05 Prozent, nun hat die Europäische Zentralbank (EZB) auch diese hauchdünne Spanne über dem Nullpunkt eingedampft. Damit ist der Zins bei der Notenbank praktisch abgeschafft.

Stuttgart - Im Kampf gegen die Deflation im Euro-Raum hat die Europäische Zentralbank ihre Zinsen praktisch abgeschafft. Sie senkte den Leitzins in der Euro-Zone am Donnerstag von zuletzt 0,05 Prozent auf null Prozent. Zugleich wurde der Strafzins für Bankeinlagen bei der EZB von minus 0,3 auf minus 0,4 Prozent verschärft. Ferner wird das Anleihenprogramm von 60 Milliarden Euro monatlich auf 80 Milliarden Euro ausgeweitet. Mit dem Kauf von Anleihen will die EZB noch mehr Geld in die Märkte pumpen. Dabei kauft sie Wertpapiere und bringt so frisches Geld auf den Markt. Um die Möglichkeiten zu erweitern, erwirbt sie erstmals Unternehmensanleihen. Die Strafzinsen sollen Banken veranlassen, Geld nicht mehr bei der EZB anzulegen, sondern als Kredite auszureichen. Kritiker befürchten, dass das Risiko von Bankpleiten steigt, wenn auch schlechtere Schuldner Kredite erhalten.

Alexander Erdland, Chef des Stuttgarter Finanzkonzerns W&W, kritisiert die Entscheidung scharf: „Die Leitzinssenkung auf null Prozent ist Gift für die private Altersvorsorge in Deutschland. Die Sparer zahlen die Zeche für eine verfehlte Politik.“ LBBW-Chefvolkswirt Uwe Burkert erklärt, mit dem Kauf von Unternehmensanleihen mache die Bank nun ein weiteres Marktsegment kaputt, indem sie Papiere aufkaufe und damit den Markt austrockne, nachdem bereits Sparanlagen und Lebensversicherungen schwer getroffen worden seien und die Immobilienmärkte heißlaufen.