Vor allem Väter beziehen Elterngeld nur relativ kurz – oder künftig gar nicht mehr, wenn ein Paar zu gut verdient. Foto: dpa/Patrick Pleul

Gutverdienern das Elterngeld zu streichen, unterlaufe die ursprünglichen Ziele des Elterngelds. Das sagt der Experte Mathias Huebener. Er hält die teils heftige Diskussion auch „nicht für einen Elitendiskurs“.

Die vorgeschlagene Obergrenze von 150 000 Euro zu versteuerndem Jahreseinkommen für einen Elterngeld-Anspruch konterkariert laut einem Experten des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) die ursprünglichen Ziele des Elterngelds. „Insbesondere wenn Mütter vor der Geburt weniger verdienen als Väter, wäre eine Verstärkung der klassischen Rollenaufteilung zu erwarten“, sagt Mathias Huebener. Er leitet am BiB die Forschungsgruppe Bildung und Humanvermögen .

Gerade bei ähnlich gut verdienenden Partnern „dürften bei Kinderwunsch Anreize entstehen, Karrieren zu vertagen oder in geringerem Umfang zu arbeiten, um den Anspruch auf Elterngeld nicht zu verlieren“, so Huebener, „diese Anreize stehen anderen arbeitsmarkt- und genderpolitischen Zielen entgegen“.

Mehr Betroffene als bekannt

Die Bundesregierung plant, Paaren mit mehr als 150 000 Euro zu versteuerndem Jahreseinkommen den Anspruch auf Elterngeld zu streichen. Davon sind laut einem „Spiegel“-Bericht rund fünf Prozent aller Paare unter 50 betroffen. Auch Huebener nennt gegenüber unserer Zeitung diese Zahl. Gutverdiener sind also nicht so selten wie bislang angenommen, wie auch eine beispielhafte Modellrechnung zeigt.

Zwar erscheine die Gruppe der Betroffenen vergleichsweise klein, sagt Mathias Huebener. Er erwarte aber Wirkungen darüber hinaus: „Ich betrachte die Diskussion nicht als Elitendiskurs, sondern als gesamtgesellschaftlich relevant.“

Beliebtes Elterngeld

Seit seiner Einführung erfreut sich das Elterngeld großer und steigender Beliebtheit. Die Zahl der Väter und Mütter, die diese Lohnersatzleistung beziehen, lag 2020 bei über einer Million:

Allerdings zeigte eine BiB-Studie vor zwei Jahren, dass der ganz große Anteil der Väter nur für zwei Monate Elterngeld bezieht. Der Anteil ist über die Jahre zudem deutlich gestiegen.