Alt-Ministerpräsident Erwin Teufel war in Waiblingen zu Gast. Foto: Gottfried Stoppel

Der ehemalige MP Erwin Teufel ist überzeugter Katholik. Bei einem Kongress erklärt er, warum er dennoch glaubt, dass die verschiedenen Kirchen zusammenwachsen müssen.

Waiblingen - Der ehemalige baden-württembergische Ministerpräsident Erwin Teufel hat das Zusammenwachsen der christlichen Kirchen als „zwingenden Auftrag von Jesus Christus“ bezeichnet. „Die Zerspaltung ist eine der Ursachen für den Verlust der Glaubwürdigkeit und ein Grund, warum manche Menschen nicht zum Glauben finden“, sagte er bei einem Besuch in Waiblingen. Mit Teufel sprach ein Experte: Er ist leidenschaftlicher katholischer Christ, hat im Jahr 2016 ein Buch zur Situation der Kirche in Deutschland geschrieben. „Zur Reformation stehen in meinem Archiv mehr als 80 Bücher, zu Ökumene noch mehr“, meinte Teufel.

 

Junge Gesichter sind bei dem Kongress selten

Der Anlass für seinen Besuch war der Ökumenekongress 2017, der am Samstag im Ökumenischen Haus der Begegnung auf der Korber Höhe in Waiblingen stattgefunden hat. Den ganzen Tag lang konnten sich Christen unterschiedlicher Konfessionen darüber austauschen, wie sich ihre Glaubensrichtungen annähern können. Zum Beispiel in Workshops wie „Die Thesen Luthers – Impulse für Heute“, „Gemeinsames Abendmahl nicht nur für Eheleute“ oder „Die Jugend ist unsere Zukunft“.

Gerade letztere Aufgabe wurde beim Blick auf die Sitzreihen im Haus der Begegnung deutlich: Die Häupter vieler Besucher waren ergraut, junge Gesichter selten. Was aber nicht nur daran läge, dass der Glauben für die Jugendlichen heute eine geringere Bedeutung habe, meint ein Religionslehrer, der bei der Organisation des Kongresses hilft: „Für die Jugendlichen heute spielt diese Trennung kaum mehr eine Rolle.“

Aufbruch in der Ökumene: Wenn nicht jetzt, wann dann?

Auch der – katholische – Waiblinger OB Andreas Hesky nahm sich die Zeit für ein Grußwort. „Ich habe den Eindruck, dass es um das ökumenische Miteinander in Waiblingen sehr gut gestellt ist“, befand er. Warum er den Kongress dennoch für nötig hält, erklärte Wolfgang Kramer, der Sprecher des katholischen Mitveranstalters Pro Concilio: „Wir wollen über das Lokale hinaus etwas bewirken.“ Und da sehe er noch viel Handlungs- und Klärungsbedarf: „Noch vor 15 Jahren hat Ratzinger protestantischen Christen das Christsein abgesprochen.“ Wegen der angespannten Weltlage müssten sich die Christen auf der ganzen Welt zusammenraufen – „aber sie sind mit Kleinigkeiten beschäftigt wie der Frage, ob man zusammen zum Abendmahl gehen darf.“ Das Reformationsjubiläum sei ein guter Anlass – wie auch die Aufbruchstimmung, die Papst Franziskus derzeit verbreite.