Die Föhrichkirche (Bild) und die Lutherkirche sollen wohl verkauft werden. Die endgültige Entscheidung fällt am 17. Oktober im Kirchengemeinderat. Foto:  

Am 17. Oktober steht fest, welche Immobilien die evangelische Kirche veräußern möchte.

Stuttgart-Feuerbach - Die evangelische Kirche in Feuerbach steht vor einer deutlichen Zäsur. Der Auftrag der Landeskirche ist klar formuliert: Aufgrund der sinkenden Zahl der Gemeindemitglieder müssen Immobilien verkauft werden. In Feuerbach gibt es vier evangelische Kirchen – bei etwa 6400 Gemeindemitgliedern. Der Ansatz der Landeskirche: Bei rund 5000 Mitgliedern besteht ein Anspruch auf eine Kirche mit Gemeindehaus. Derzeit sieht es danach aus, als würden die Stadt- und die Gustav-Werner-Kirche erhalten bleiben und die Föhrich- und die Lutherkirche auf der Verkaufsliste landen. Insgesamt sind 21 Objekte – auch Wohn- und Mietshäuser – im Besitz der evangelischen Kirche in Feuerbach.

Wie viele davon letztendlich veräußert werden sollen, steht endgültig erst am 17. Oktober fest, wenn der Kirchengemeinderat in nichtöffentlicher Sitzung eine Entscheidung gefällt hat. Zuvor sollten die Gemeindemitglieder noch einmal die Chance bekommen, sich zu äußern. Das war am Montag der Fall. Doch Kirchenpfleger Ralph Hägele stellte auch klar: „Es gibt einen Beschluss aus dem Jahr 2010, dass wir die Föhrich- und die Lutherkirche aufgeben werden.“ Man habe das zunächst mit „weichen Faktoren“ getan. Beide Kirchen und die angrenzenden Gemeinderäume sind vermietet – die Föhrichkirche an die russisch-orthodoxe Kirche und an den Kindergarten Pusteblume; die Lutherkirche an das Bhz (ehemals Behindertenzentrum). Es bestehen langjährige Mietverträge. „Die Gebäude zu veräußern, wird kein Selbstläufer“, betonte Hägele – unabhängig davon, welche es denn am Ende sein werden.

Aber es scheint keine andere Möglichkeit zu geben, als sich von einigen Immobilien zu trennen. Die Kirche braucht Geld. Zum einen, um einige ihrer Gebäude auf Vordermann zu bringen. Der Sanierungsstau beträgt rund fünf Millionen Euro. Das sei das Drei- bis Vierfache von dem, was an Rücklagen da sei, sagte Hägele. Allein, um die notwendigen Arbeiten am Haus an der Wiener Straße 155 in Auftrag geben zu können, bräuchte die Kirche Eigenmittel in Höhe von etwa 250 000 Euro.

500 000 Euro sollen durch Spenden und Aktionen eingenommen werden

Zum anderen werden rund 3,3 Millionen Euro benötigt, um an der Stadtkirche ein neues Gemeindehaus zu bauen. Dieser Wunsch der evangelischen Kirche besteht schon lange. Nun gibt es eine Machbarkeitsstudie, die am Montag öffentlich vorgestellt wurde. Geplant ist, den Zwischenbau aus dem Jahr 1932 und das Gemeindehaus von 1971 abzureißen. Der Neubau soll eine Nutzfläche von insgesamt 780 Quadratmeter haben. Hägele rechnet mit Zuschüssen in Höhe von etwa 800 000 Euro. „Wir müssen also circa 2,5 Millionen Euro selber aufbringen.“ 500 000 Euro sollen durch Spenden und Aktionen eingenommen werden. Die restlichen zwei Millionen Euro sollen durch den Verkauf von Immobilien erwirtschaftet werden. „Und wir brauchen auch Rücklagen“, betonte Hägele. Die Hälfte der Investitionssumme müsse man zusammen haben, ehe man einen Architekten mit der konkreten Planung des Neubaus beauftragen könne. Selbst wenn alles glatt läuft, kann dennoch nicht vor dem Jahr 2020 gebaut werden.

Die rund 40 Anwesenden führten am Montag keine Grundsatzdiskussion um die Kirchenstandorte mehr. Allerdings äußerten sie noch einige Fragen und Bedenken: Was denn mit den Gruppen wie dem Chor und den Senioren passiere, die sich derzeit noch regelmäßig in der Föhrichkirche treffen, wenn das Gebäude verkauft werde. Oder wohin die Gruppen können, wenn das Gemeindehaus an der Stadtkirche abgerissen wird. „Die Übergangslösungen sind noch gar nicht diskutiert worden“, sagte eine Zuhörerin. Die zweite Vorsitzende des Kirchengemeinderats, Karen Wittmershaus, versuchte, die Anwesenden zu beruhigen: „Wir machen uns da natürlich auch unsere Gedanken. Wir haben aber genug Räume im Bestand, in denen Platz ist, um die Gruppen übergangsweise unterzubringen.“ Sobald es konkret werde, gehe man auf jeden Fall auf die einzelnen Gruppen zu und werde nach der besten Lösung suchen.

Kritik wurde auch laut, als es hieß, dass das stark sanierungsbedürftige und schon lange leer stehende Pfarrhaus an der Bubenhaldenstraße behalten werden soll. Rund 120 000 Euro an Eigenmitteln brauche man, um das Gebäude wieder in Schuss zu bringen, sagte Hägele. „Wenn die Kirchengemeinde Geld braucht, sollte das Haus samt Grundstück lieber verkauft werden. In dieser Lage sind gute Preise zu erzielen“, sagte eine Zuhörerin. Kirchengemeinderat Norbert Matz schilderte die Diskussion um das Gebäude im Gremium wie folgt: „Die Mehrheit der Kirchengemeinderäte denkt, dass vielleicht genau dieses attraktive Grundstück für einen Pfarrer und seine Familie ausschlaggebend sein kann, um nach Feuerbach zu kommen.“ Die Konkurrenz sei in der heutigen Zeit groß.