Im Sommer vergangenen Jahres war „Euclid“ gestartet. Nun gibt es weitere detailreiche Aufnahmen der europäischen Raumsonde zu bewundern. Auch bisher verborgen Gebliebenes ist darauf zu sehen. Über eine Reise in die unendlichen Weiten des Weltraums.
Rund ein halbes Jahr nach den ersten Aufnahmen sind weitere Bilder der europäischen Raumonde „Euclid“ präsentiert worden. Und die sind - atemberaubend.
Galaxiehaufen „Abell 2390“
Eines dieser Aufnahmen zeigt den Galaxienhaufen „Abell 2390“ mit rund 50 000 Galaxien: Ein „wunderschönes Beispiel“ für eine Gravitationslinse, die riesige gekrümmte Bögen am Himmel bildet, wie es am Donnerstag (23. Mai) bei der Präsentation der europäischen Raumfahrtagentur Esa beim Space Council in Brüssel heißt.
Die Masse des Haufens sorgt dafür, dass das Licht von Galaxien, die von uns aus gesehen hinter „Abell 2390“ liegen, verzerrt wird. Das Phänomen wird auch Gravitationslinseneffekt genannt.
Galaxie „NGC 6744
Eine weitere Aufnahme zeigt „Messier 78“, einen leuchtenden, von interstellarem Staub umhüllten Sternhaufen. „Euclid“ hat dort mit seiner Infrarotkamera verborgene Regionen der Sternentstehung sichtbar gemacht und neu entstandene Sterne und Planeten entdeckt.
Präsentiert wurden zudem Bilder der Galaxie „NGC 6744“, des Galaxienhaufens „Abell 2764“ und der Dorado-Galaxiengruppe.
Große Bereiche des Himmels in unübertroffener Tiefenschärfe
Binnen nur 24 Stunden wurden insgesamt über elf Millionen Himmelsobjekte im sichtbaren Licht und weitere fünf Millionen im Infrarotlicht erfasst, wie es von der Esa heißt. „Dieses Weltraumteleskop soll die größten offenen Fragen der Kosmologie klären“, erklärt Valeria Pettorino, „Euclid“-Projektwissenschaftlerin der Esa. „Diese ersten Beobachtungen zeigen deutlich, dass ‚Euclid‘ dieser Aufgabe mehr als gewachsen ist.“
Die mit „Euclid“ gewonnenen Bilder seien mindestens viermal schärfer als die Aufnahmen bodengebundener Teleskope, heißt es bei der Esa weiter. Sie deckten große Bereiche des Himmels in unübertroffener Tiefe ab und blickten sowohl mit sichtbarem als auch mit infrarotem Licht weit in das ferne Universum hinein.
Das Ziel von „Euclid“ - Nues entdecken und erforschen
Die Raumsonde war im Juli 2023 in den Weltraum gestartet. Die 1,9 Milliarden Euro teure Mission soll bis mindestens 2029 dauern oder – wenn alles gut geht – auch noch länger. Die von „Euclid“ gelieferten riesigen Datenmengen werden von rund 2600 Forschern des „Euclid“-Konsortiums ausgewertet, zu dem 17 Länder gehören. Anschließend werden sie der gesamten Wissenschaftsgemeinschaft zur Verfügung gestellt.
Herzstück ist ein hochauflösendes Teleskop, das mit zwei Kameras ausgestattet ist: eine für den sichtbaren Wellenlängenbereich und eine für den Nah-Infrarotbereich. Sie sollen die Bewegungen und Formen von Galaxien abbilden beziehungsweise dabei helfen, auf die Entfernung von Galaxien zu schließen.
Suche nach Dunkler Materie
Die „Euclid“-Sonde ist etwa 4,7 Meter groß, 3,5 Meter breit und wiegt knapp unter zwei Tonnen. Ihr hochauflösendes Teleskop ist mit einer Kamera für den sichtbaren Wellenlängenbereich und einer für den Nah-Infrarotbereich ausgestattet und soll Milliarden von Galaxien beobachten.
Auf ihrer Mission wirft die Sonde dabei einen Blick in die Vergangenheit des Universums und erforscht dessen Entwicklung innerhalb der letzten zehn Milliarden Jahre. Ziel ist es auch, eine 3D-Karte des Weltraums zu erstellen, in der Zeit die dritte Dimension ist.
Mit der Mission, so hoffen Forscherinnen und Forscher, soll sichtbar werden, wie das Universum sich ausgedehnt hat und wie einzelne Strukturen sich geformt haben. Daraus wollen sie Schlüsse auf Dunkle Materie und Dunkle Energie ziehen.