Die Krätze kann jeden treffen. Foto: Digital Camera D1 - MarkIII

Die Zahl der Krätzefälle in Stuttgart steigt massiv. Betroffene dürfen Gemeinschaftseinrichtungen vorübergehend nicht besuchen – und wenn sich die Fälle häufen, schickt das Gesundheitsamt Mitarbeiter vorbei.

Stuttgart - Wie berichtet nimmt in Stuttgart die Zahl der Krätzefälle stark zu. In diesem Jahr sind bereits 239 Fälle offiziell beim Gesundheitsamt gemeldet worden. Die meisten davon betreffen Menschen aus Gemeinschaftseinrichtungen. So verzeichnet die Stadt allein in Kindertagesstätten und Schulen bisher 120 Betroffene. Vor drei Jahren sind es dort noch weniger als 30 gewesen.

Wegen der durch Milben übertragenen Skabies, wie die juckende Hauterkrankung wissenschaftlich heißt, sind aber noch keine Einrichtungen komplett geschlossen worden. „Das war bislang nicht notwendig“, sagt Rathaus-Sprecher Martin Thronberens. Allerdings gehen Mitarbeiter bei einer Häufung von Fällen vor Ort, um weitere Maßnahmen abzusprechen und zu beraten.

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Grundsätzlich gilt: Wenn in Kindergärten, Schulen, Pflegeheimen, Flüchtlingsunterkünften, Behinderten- oder Obdachloseneinrichtungen Krätzefälle oder auch nur Verdachtsfälle auftreten, muss das Gesundheitsamt informiert werden. Dafür gibt es spezielle Meldebögen. Betroffene dürfen Gemeinschaftseinrichtungen nicht mehr besuchen oder dort arbeiten. Laut Infektionsschutzgesetz legt das Amt auch fest, wann eine Rückkehr möglich ist. Ohne Behandlung allerdings keine Heilung: Ohne Arztbesuch oder im Extremfall, wie er zuletzt häufiger auftritt, einem Krankenhausaufenthalt, geht gar nichts.

Infoveranstaltungen für Mitarbeiter

Das Gesundheitsamt legt auch fest, welche Schritte die betroffene Einrichtung veranlassen muss. Dafür muss ein Hygieneplan vorhanden sein. Er wird bei regelmäßigen Begehungen durch Mitarbeiter des Infektionsschutzes überprüft. Das Gesundheitsamt bietet zudem für Mitarbeiter von Gemeinschaftseinrichtungen regelmäßige Informationsveranstaltungen an. Nicht zuletzt zu deren eigenen Schutz: Unter den betroffenen Erwachsenen in diesem Jahr finden sich auch mehrere Lehrer und Betreuer in Kitas.

Bei den Erwachsenen konzentrieren sich die Fälle aber vorwiegend auf drei andere Bereiche. 37 Fälle sind aus der Justizvollzugsanstalt in Stammheim gemeldet worden. Fast genauso hoch ist die Zahl aus Altenheimen und Einrichtungen des betreuten Wohnens mit 36. und in Flüchtlingsunterkünften schließlich hat es in diesem Jahr bisher 32 Fälle gegeben. Grundsätzlich gilt: Die Ansteckungsgefahr ist dort hoch, wo viele Menschen auf engem Raum sind. Nötig ist dazu in der Regel ein engerer Körperkontakt von mehreren Minuten, das Benutzen desselben Bettes oder derselben Kleidung. Die Milben überleben mehrere Tage lang außerhalb des menschlichen Körpers, deshalb müssen Handtücher und Wäsche mit 60 Grad gewaschen oder für eine Woche luftdicht in einem Plastikbeutel aufbewahrt werden. Behandelt wird die Krätze normalerweise mit Salben und Tabletten. Die Wirksamkeit lässt aber inzwischen nach.

Weitere Informationen gibt es bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung unter www.infektionsschutz.de/erregersteckbriefe/kraetze-skabies.