Helmut Weidenmann mit seinen Schlafmasken Foto:  

Der Stuttgarter Helmut Weidenmann hat eine Schlafmaske erfunden, die er sogar in Asien vermarktet.

Stuttgart - Das hat er mal wieder wohlfein ausgetüftelt: ein altes Bügelbrett wurde kurzerhand zum Präsentationstisch umfunktioniert. Damit dieses nicht als solches zu erkennen ist, hat er die wenigen Stellen, die nicht von seinen Erfindungen zugestellt sind, sorgfältig mit silberfarbener Folie und schwarzem Papier abgedeckt.

So weit, so gut. Aber Helmut Weidenmann (92) ist noch nicht zufrieden. Schließlich sollen nicht nur seine Erfindungen präsentiert werden. Sondern auch er selbst. „Ich habe genaue Pläne“, sagt Weidenmann. Ein Tisch muss also weggetragen und das Bügelbrett ein Stückchen nach vorne geschoben werden, sodass ein Stuhl dahinter Platz findet. Nachdem er sich noch ein paar Kissen, die ihm seine Frau bringen muss, untergeschoben hat, damit er höher kommt, ist Weidenmann zufrieden. „Er ist der Dominante“, sagt seine Frau leise lächelnd. Und auch Helmut Weidenmann blickt nun lächelnd zwischen seine Erfindungen hindurch in Richtung Kamera. Das Foto darf gemacht werden. Klick.

Klick macht es auch oft im Kopf von Weidenmann. Sobald er auf ein Problem stößt, wälzt er es, bis er eine Lösung hat. Klick.

Schlafmaske nicht Weidemanns erste Erfindung

Oft sind es die kleinen Alltagsdinge, die ihn bewegen. Als er einst im obersten Stock des Hilton in New York nächtigte, störte ihn das Licht der Reklameanzeigen. Im Geschäft fand er keine Schlafmaske – zudem störte ihn an diesen schon immer, dass sie nicht wirklich lichtdicht waren. Also grübelte und tüftelte er zwei ganze Jahre lang – in denen er 100 Blechgipsmodelle fertigte – bis endlich ein Modell, das an den Nasenwinkeln überlappend war, ihn überzeugte. Klick.

Diese Variante sieht aus wie ein BH. „Das ist falsch“, sagt Weidenmann. Er schüttelt vorwurfsvoll mit dem Kopf angesichts so viel Unwissenheit. „Er sieht aus wie ein Mini-BH.“ Richtig. Und wie kam Weidenmann auf die Idee, seine Anti-Lichtmaske, wie er sie nennt, als Mini-BH zu gestalten? „Das war Zufall“, sagt er – doch so ganz mag man ihm nicht glauben. Dafür ist Weidenmann zu erfahren im Vermarkten seiner Erfindungen – und gerade seine Schlafmaske verkauft er bis nach Asien. Schließlich ist die Schlafmaske nicht seine erste Erfindung.

Aber dazu später mehr. „Immer der Reihe nach“, mahnt der ehemalige Hals-Nasen-Ohren-Arzt. Dann erklärt er, was seine Maske ausmacht: „Sie ist vollkommen lichtdicht, und durch die Auswölbungen können die Augenlider frei bewegt werden, ohne an die Maske zu streifen – zudem bedeckt sie dadurch den Lidschatten der Frau nicht“ .

Neuste Erfindung: Ein Stützstrumpf mit Klettverschluss

Ob es auch noch andere Designs gibt als die Punkte? „Das sind keine Punkte, das sind Quadrate“, sagt Weidenmann streng. „Schließlich ist der Ritter von Waldenbuch mein Vetter. Quadratisch, praktisch, gut – kennen Sie den Spruch?“ . Freilich. Und auch die „Buddenbrooks“ kennt man – den Roman von Thomas Mann hat Helmut Weidenmanns Bruder Alfred 1959 verfilmt. Zudem drehte dieser mehrere „Derrick“- und „Der Alte“-Folgen.

Helmut Weidenmann selbst wurde 1919 als Sohn eines Fabrikanten geboren und wuchs in Stuttgart auf. Er hat sein Leben stichpunktartig auf DIN-A4-Zettel getippt. Bei der Jahreszahl 1935 steht:„Mit einem Schlag hat sich viel verändert“. Später, als junger Mann, musste er in den Krieg, zunächst als Kanonier, später als Feldunterarzt und Gebirgsjäger. „Ich träumte nur vom Tanzcafé auf dem Killesberg“, schreibt Weidenmann.

Die Jahre, in denen er mit seiner Frau die Söhne aufzog und als Hals-Nasen-Ohrenarzt tätig war, finden auf seinen Zetteln keine Erwähnung. „Als die Kinder, unsere beiden Söhne aus dem Haus waren, haben wir die halbe Welt bereist“, ist die einzige Notiz dazu. Zum Tanzcafé auf dem Killesberg kam die Bar „Crazy Horse“ in Paris hinzu sowie die Salambo-Bar in Hamburg und etliche Sambaschuppen in Brasilien. Er war beim Dudelsackfestival in Irland, hat die Niagarafälle gesehen sowie den Kaiserpalast in Peking.

Tüftler mit Erfolg

Trotz aller Weltläufigkeit ist er ein Schwabe geblieben: „Als Erfinder möchte ich mich nicht bezeichnen, Tüftler mit Erfolg trifft es eher“, sagt er bescheiden. Dabei hat er etliche Erfindungen vorzuweisen, die allerdings nicht alle produziert werden: einen Mixlöffel, den man bei laufendem Mixer benützen kann, eine Sonnenbrille mit integriertem Nasenschutz, einen elektrischen Spatel, einen Picknickkoffer aus Kunststoff im Design eines alten Reisekoffers, ein Kniekissen für Seitenschläfer und eine Duschhaube, die an eine Imkerhaube erinnert und den ganzen Kopf bedeckt. „Da bleibt auch das Make-up dran“, sagt er. Klick, klick, klick.

Seine neueste Erfindung ist ein Stützstrumpf, der sich durch einen Klettverschluss schließen lässt. „Ich hatte eineWundrose und musste einen Kompressionsstrumpf tragen“, sagt Weidenmann. Doch das Anziehen desselben war ihm allein nicht möglich. Es musste ein Stützstrumpf her, der leicht anzuziehen ist“, sagt er. Und machte sich daran, solch einen auszutüfteln. Klick.

Jetzt ging es doch nicht der Reihe nach. Weidenmann kommt nach einem langen Bogen zurück zur Schlafmaske. Es gibt sie auch noch in anderen Designs: von geblümt bis zum Leopardenlook. „Schreiben Sie auf“, sagt er und tippt sehr bestimmt mit dem Zeigefinger auf einen Zettel. Er diktiert die Adresse der Homepage. „Dort finden Sie alles – die Seite ist aber noch nicht so gut gemacht“, sagt er. Er legt die Stirn in Falten. Dann schnalzt er mit der Zunge. Es klingt fast wie ein Klicken.

www.schlafmaske.de