Ein Afghane sitzt bei den Trümmern seines erdbebengeschädigten Hauses. Foto: dpa/Ebrahim Noroozi

Vor einer Hungersnot in Afghanistan warnt das World Food Programme (WFP) der Vereinten Nationen. „Die Lage ist ziemlich hoffnungslos“, sagte der WFP-Regionaldirektor für Asien und den Pazifik, John Aylieff.

Vor einer Hungersnot in Afghanistan warnt das World Food Programme (WFP) der Vereinten Nationen. „Die Lage ist ziemlich hoffnungslos“, sagte der WFP-Regionaldirektor für Asien und den Pazifik, John Aylieff, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Mittwoch). Die für Afghanistan zur Verfügung stehenden Finanzmittel seien stark gesunken.

Seit dem Wochenende wurde das Land von zwei sehr schweren Erdbeben der Stärke 6,3 erschüttert.

15 Millionen Menschen hungern

„Die Programme für humanitäre Hilfe sind drastisch unterfinanziert“, so der Experte. Das WFP habe für Afghanistan 80 Prozent weniger Geld als vergangenes Jahr, betonte Aylieff. Statt 1,6 Milliarden US-Dollar stünden für Afghanistan nur 340 Millionen US-Dollar zur Verfügung. „15 Millionen Menschen in Afghanistan leiden aktuell Hunger, 13 Millionen wollten wir mindestens erreichen. Wegen fehlender Finanzierung mussten wir zehn Millionen Menschen davon die Hilfe streichen.“

Der WFP-Regionaldirektor mahnte: „Das wird jetzt besonders kritisch: Der Winter steht bevor, und der Winter ist in Afghanistan brutal.“ Manche Bergdörfer seien durch den Schnee für bis zu sechs Monate von der Außenwelt abgeschnitten. „Ohne Vorräte können sie nicht überleben.“ Aylieff sagte, er erwarte schlimme Folgen: „Natürlich werden Menschen fliehen. Aber vor allem werden mehr Menschen sterben.“

Appell an alle Regierungen

Der UN-Vertreter forderte die internationale Staatengemeinschaft auf, ihre Unterstützung für Afghanistan zu erhöhen: „Auch wenn die Taliban viele hochproblematische Entscheidungen treffen, muss die Humanität an erster Stelle stehen.“

Die Unterstützung für Afghanistan sei im Vergleich zu der Hilfe für andere Länder deutlich stärker gesunken. „Das entspricht dem Bedarf in keiner Weise“, betonte Aylieff. „Wir appellieren an alle Regierungen und privaten Spender, Afghanistan wieder mehr zu unterstützen.“

Allein in der Erdbebenregion Herat sei damit zu rechnen, dass in den kommenden Monaten bis zu 100.000 Menschen Hilfe brauchten. Nötig seien Nahrungsmittel, medizinische Versorgung und Unterkünfte.