Alle sind per Verordnung zum Energiesparen aufgerufen. Kommunen geben hier Einblick, wie sie sich auf den Winter vorbereiten. In Waldenbuch gibt es zudem eine ganz besondere Baustelle.
Seit dem 1. September gilt ein umfangreiches Maßnahmenpaket der Bundesregierung zum Energiesparen mit vielen Konsequenzen für private Haushalte, aber auch für Kommunen. Für ein erstes Fazit ist es noch zu früh, doch was tut sich derzeit in den Amtsstuben? Und planen Kommunen vielleicht sogar Sparmaßnahmen über das Geforderte hinaus?
„Inzwischen hat sich ja wohl herumgesprochen, was es bringt, wenn zu Hause auf heißes Wasser verzichtet wird und wenn die Raumtemperatur gesenkt wird“, sagt Ronny Habakuk, Bürgermeister von Steinenbronn. „Jetzt geht es unter anderem darum, dass dieses Bewusstsein auch am Arbeitsplatz umgesetzt wird.“ Für Kommunen heißt Arbeitsplatz beispielsweise Rathaus, Schwimmbad oder Bibliothek. „Jeder muss schauen, ob es beispielsweise in seinem Umfeld ein Gerät gibt, das im so genannten Stand-by-Betrieb Strom verbraucht“, sagt Habakuk. „Da muss dann eben der Stecker gezogen werden, wenn das Gerät nicht benötigt wird. Da ist noch nicht immer die nötige Sensibilität vorhanden.“
Anstrengung über diesen Winter hinaus
Habakuk ist noch weit entfernt, ein erstes Fazit zu ziehen. „Noch kann niemand genau vorhersagen, wie wir mit unserem Energieverbrauch über diesen Winter kommen. Egal wie, dieses Thema wird uns alle noch viel länger beschäftigen. Wir alle sind gefordert, mit Energie anders umzugehen.“ Er spricht von Anstrengungen und Bemühungen, die weit über diesen Herbst und Winter hinausreichen, es gehe um ein konsequentes Umdenken. Dazu muss freilich auch überprüft werden, in welchem Verhältnis Aufwand und Erfolg zueinander stehen. Eine jährliche Abrechnung ist zu grob gerastert für solche Feststellungen, monatliche Abrechnungen wären wohl sinnvoller.
Die Stadt Leinfelden-Echterdingen baut auf die Kontrolle und Kreativität ihre Beschäftigten: „Die Hausmeister müssen schauen, ob die Fenster geschlossen und die Heizungen ausgeschaltet sind“, so Benjamin Dihm, Erster Bürgermeister und Leiter des technischen Dezernats. „Schulen und Kindergärten müssen eigene Vorschläge machen.“ Manches bleibt dabei zwangsläufig noch offen. Etwa, ob wieder die energieziehenden Belüftungsanlagen eingeschaltet werden müssen, wenn die Corona-Zahlen wieder steigen.
Was die Stadt bereits plane: „Wir werden die Straßenbeleuchtung jetzt schnell auf LED umstellen“, so Dihm. Doch auch hier seien Fragen offen: „Ist das technisch überhaupt möglich, in manchen Straßen nur noch jede zweite Lampe einzuschalten? Was kostet solch ein Umbau, was bringt das an Einsparung?“ Und es kämen zudem noch Sicherheitsfragen der Bürger ins Spiel. Denn dunkle Ecken soll es trotz allem nicht geben.
Wie viel Energie verbraucht eine Baustelle?
Eine besondere Form des Energiemonitorings ist in Waldenbuch beim Mehrgenerationenhaus verfolgt. Konkret geht es darum, zu dokumentieren, wie viel Strom benötigt wird, um zwei Gebäude mit 63 Wohnungen, drei Gewerbeeinheiten und zwei Wohngemeinschaften zu bauen. Fakt ist: Da wird enorm viel Strom verbraucht – vom Baukran, der die schweren Teile transportiert bis zum Handwerker, der die letzten Schrauben maschinell festzieht. Aber wer verbraucht wann wo was? „Üblicherweise wird der Stromverbrauch einer Baustelle nur einmal manuell abgelesen, und zwar am Ende des Bauvorhabens. Dabei wird der Gesamtverbrauch erfasst“, heißt es in einer Informationsbroschüre.
Das Ziel des Projekts „Digitales Energiemonitoring – Verbrauchsmessungen Baustrom“ ist die Reduktion des Stromverbrauchs. Und da wird vom Bauherrn Züblin AG eben erfasst, was Kranen, Containeranlagen, Kleingeräten und Beleuchtung an Strom benötigen. Dies wird ins Verhältnis gesetzt zum Bauablauf, der zum Teil ja auch abhängig ist von äußeren Einflüssen wie dem Wetter. All diese Daten werden mithilfe digitaler Programme live zusammengetragen. Wenn das Waldenbucher Mehrgenerationenhaus fertig ist, sollte es vor allem auch Antworten auf die Frage geben: Wie kann der Stromverbrauch heruntergefahren werden?
So soll Energie gespart werden
Verordnungen
Damit der Energieverbrauch gedrosselt wird, gibt es zwei Verordnungen. Die eine betrifft das Energiesparen im Gebäudebereich und gilt zunächst für sechs Monate zwischen dem 1. September und dem 28. Februar. Sie hat den Zweck, unnötigen Energieverbrauch zu vermeiden. Das beschäftigt jetzt vor allem die Kommunen. Eine zweite Verordnung über mittelfristig wirksame Effizienz- und Energieeinsparmaßnahmen gilt ab dem 1. Oktober 2022 für zwei Jahre. Das beschäftigt künftig die Kommunen.
Minister-Beitrag
Dass Ministerpräsident Winfried Kretschmann Waschlappen brauchbar findet, wurde ja breit diskutiert. Seine Minister haben noch andere Tipps. Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) plant kürzere Duschzeiten von „maximal zwei Minuten“, Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) heizt nicht im Oktober, in seinem Ministerium gibt es kein warmes Wasser mehr. dl