Anna Gölz freut sich, wenn sich Georgios Anastassiads Zeit für sie nimmt. Foto: Bernd Zeyer

Ein Jahr nach der Einführung des Bundesfreiwilligendienstes fehlen der Else-Heydlauf-Stiftung immer noch Bewerber.

Rot - Vor ziemlich genau einem Jahr, am ersten Juli 2011, ist in Deutschland der Bundesfreiwilligendienst (BFD) gestartet. Anlässlich des Jahrestages hat es am Mittwoch in der Else-Heydlauf-Stiftung ein Pressegespräch gegeben, bei dem Vertreter verschiedener Träger und Jugendliche über ihre Erfahrungen berichtet haben. „Der Bundesfreiwilligendienst hat eine erfreuliche Wendung genommen“, erläuterte Hermann Frank vom Paritätischen Wohlfahrtsverband Baden-Württemberg. Sei der Beginn noch ziemlich holprig gewesen, so gebe es seit einiger Zeit mehr Bewerber als Stellen. Leider sei die Zahl der Plätze vom Bund auf 35 000 gedeckelt. Engagement, persönliche Weiterentwicklung und berufliche Orientierung, das sind laut Frank die Vorteile, von denen junge Leute profitieren können.

„Wir hatten überhaupt keine Interessenten“

Allerdings rennen nicht überall Bewerber den sozialen Einrichtungen die Türen ein. „Wir hatten überhaupt keine Interessenten“, erzählte Werner Feil, Leiter der Else-Heydlauf-Stiftung. Zwar habe man unter anderem an Schulen für das Projekt geworben, ernsthafte Bewerber seien dabei aber nicht ins Netz gegangen. In vielen Fällen hätten die jungen Leute andere Prioritäten wie Studium oder Berufsausbildung gehabt. Nach der Abschaffung des Zivildienstes seien in der Else-Heydlauf-Stiftung acht Stellen vakant geworden und ein personelles Loch habe sich aufgetan. Immerhin scheint es ein wenig Licht am Horizont zu geben, im September wird nämlich der erste, aber bislang auch einzige „Bufdi“ seinen Dienst an der Mönchsbergstraße 111 antreten.

Weitaus begehrter sind laut Feil die Plätze für das freiwillige soziale Jahr (FSJ). Die jungen Leute werden unter anderem in der stationären Pflege, der Tagespflege und der Hauswirtschaft eingesetzt. „Aus diesen Reihen haben wir schon einige gute Auszubildende bekommen“, erzählte Feil und sagte: „Das freiwillige soziale Jahr ist für uns eine tolle Chance, geeigneten Nachwuchs zu gewinnen.“

„Man muss den Leuten Respekt entgegen bringen“

Ein gutes Beispiel dafür ist Georgios Anastassiads. Der junge Zuffenhäuser hatte seine Ausbildung zum Stuckateur abgebrochen und war über seine Mutter, die selbst seit langer Zeit bei der Else-Heydlauf-Stiftung arbeitet, dorthin gekommen. Im September 2010 begann er sein freiwilliges soziales Jahr, danach machte er ein dreimonatiges Pflegepraktikum. Nun absolviert er eine dreijährige Ausbildung zum Altenpfleger. Vor allem reizt ihn an diesem Beruf die Vielseitigkeit. „Jeder Mensch ist anders und man muss ganz speziell auf ihn eingehen“, sagt der 20-Jährige. Unter anderem zählt das Waschen und Anziehen der Senioren zu seinen Aufgaben, manchmal bringt er ihnen auch das Essen oder misst den Blutdruck. Wenn die Zeit es zulässt, setzt er sich auch gerne zu den alten Menschen, um ein bisschen mit ihnen zu reden und sich ihre Sorgen und Nöte anzuhören. Für Anastassiads ist eines besonders wichtig:„ Man muss den Leuten Respekt entgegen bringen.“