Viele Bürger fühlen sich in der Elisabethenanlage nicht mehr wohl. Dies will die Stadtverwaltung ändern. Foto: Achim Zweygarth

Die zentral gelegene Elisabethenanlage soll attraktiver und dadurch sicherer werden.

S-West - Im Westen gibt es nicht viele Grünanlagen, die zum Verweilen einladen. Ausgerechnet in der Elisabethenanlage, dem größten und am zentralsten gelegenen Areal, möchten sich die Bürger nicht aufhalten. Als Brennpunkt zählt der kleine Park nicht, es gibt jedoch so viele Vorfälle, dass die Polizei das Areal verstärkt im Blick behält. Denn Klagen von Bürgern hat es in der Vergangenheit genug gegeben. Die Rückseite der Tankstelle in der Allee ist ein Treffpunkt für Suchtabhängige. Viele Bürger fühlen sich davon verunsichert und meiden den Weg, der durch den Park führt.

Ein paar Meter weiter, im Durchgang zwischen dem Gesundheitsamt und der Kinder- und Jugendpsychiatrie von der Hasenberg- zur Senefelderstraße, gab es 2011 und 2012 drei Beißattacken mit Hunden: Im vergangenen Jahr sind zwei Hunde aufeinander losgegangen. Einer der beiden verendete. In diesem Jahr wurden ein Mann und ein Junge von Hunden gebissen. Beide Male war das jeweilige Tier unbeaufsichtigt vor der Schwerpunktpraxis für Suchtmedizin im Gesundheitsamt angeleint gewesen.

„Diese Beißvorfälle waren Anlass, eine Runde einzuberufen, die sich mit der Sicherheit und Aufwertung der Anlage befasst“, sagt der Bezirksvorsteher Reinhard Möhrle. „Denn der Bereich vor der Schwerpunktpraxis droht, eine Angstecke zu werden.“ Um das zu verhindern, hat die Runde Maßnahmen beschlossen: Der dortige Spielplatz ist so düster, dass die Gärtner mit der Heckenschere ran müssen. Außerdem soll die Grünfläche neben dem Spielplatz als solche ausgewiesen werden. Damit wären dort Hunde verboten. Mit am runden Tisch hatten neben dem Bezirkvorsteher und der Polizei Mitarbeiter der Drogenberatungsstelle Release, dem Gesundheitsamt, dem Hochbauamt, dem städtischen Vollzugsdienst, der Kinder- und Jugendpsychiatrie und der Schwerpunktpraxis für Suchtmedizin gesessen. „Wir prüfen, ob die Vorhaben umgesetzt werden können und welche Wirkung sie zeigen“, sagt Möhrle.

Mehr Licht und Luft

Gedanken darüber, wie die Elisabethenanlage wieder zu einem Ort werden könnte, an dem sich die Bürger wohlfühlen, hat sich auch das Garten- und Friedhofsamt gemacht. Es baut auf eine zweistufige Strategie, die das Ziel verfolgt, „mehr Licht und Luft“ in die Anlage zu bekommen, sagt Elke Engel vom Garten- und Friedhofsamt.

In einem ersten Schritt sollen die Gärtner wuchernde Sträucher zurückschneiden, den wild rankenden Efeu von den Baumstämmen entfernen, den Eingang zur Allee an der Hasenbergstraße mit bunten Blumen einladender gestalten, tiefhängende Äste absägen sowie Sitzbänke reparieren und putzen. „Von den Kosten her ist das überschaubar“, sagt Engel. Es könne im Grunde sofort begonnen werden. Konkrete Summen und ein genauer Termin stünden aber noch nicht fest.

Im zweiten Schritt denkt das Amt über bauliche und aufwendigere Veränderungen nach, für die das Geld erst vom Gemeinderat genehmigt werden muss. So sollen am Robinienplatz nahe des Bolzplatzes zwei kranke Bäume gefällt und durch Linden ersetzt werden. Entlang der Elisabethenstraße könnte ein Rasen verlegt werden, um in der Allee die Symmetrie wiederherzustellen. Außerdem sollen neue Mülleimer installiert werden.

Die Jugendlichen wittern ihre Chance

Auch wenn die mittelfristigen Vorhaben momentan nicht mehr sind als Pläne auf dem Papier, freuen sich die Bezirksbeiräte, dass die Elisabethenanlage bei der Stadtverwaltung in den Fokus des Interesses gerückt ist. Auch Rainer Weigl, der Leiter des Polizeireviers an der Gutenbergstraße, unterstützt die Absichten: „Für mich als Westler ist es wichtig, eine solche Grünzone zu erhalten und zu pflegen, und ich hoffe, dass da etwas Gutes passiert.“ Ob dies den Treff der Drogenszene verdränge, könne aber man nicht vorhersagen. „Wir haben hier viele Substitutionspraxen und das dazugehörige Klientel. Aber in einer Großstadt hat man es damit zu tun“, sagt der Revierleiter.

Die Jugendlichen wittern indes ihre Chance, Spielmöglichkeiten für sich in den Plänen unterzubringen. „Wir schlagen Pfosten für eine Slackline, eine Kletter- und eine Graffitiwand vor“, sagt Jugendrat Marcel Wolf. Auch die Idee, die Anlage mit helleren Laternen zu beleuchten, kommt vom Jugendrat.

Die Bezirksbeiräte legen Wert auf eine Balance der Generationen. Auch die älteren Mitmenschen sollen und wollen sich in der Anlage aufhalten. Außerdem solle, so das Gremium einhellig, die spätere Pflege und Instandhaltung bezahlbar bleiben. Die Gestaltung wünscht sich der Bezirksbeirat möglichst so, dass sich die Ratten nicht wohlfühlen. Demnach sollte es keine Bodendecker geben. Das wird noch zu diskutieren sein, denn „gute Alternativen zu diesen flachwachsenden Pflanzen gibt es nicht und das Rattenproblem liegt am weggeworfenen Müll“, sagt Elke Engel vom Garten- und Friedhofsamt.

Geld vom Gemeinderat ist noch nicht genehmigt

Einig sind sich die Lokalpolitiker auch, dass die Bürger mitreden sollten, wenn die konkreten Pläne entwickelt werden. Rolf-Peter H. Kress (CDU) würde es bevorzugen, die Beteiligung frühzeitig anzuberaumen, auch wenn das Geld vom Gemeinderat noch nicht genehmigt sei. Reinhard Möhrle hat Bedenken gegen diese Vorgehensweise: „Es gibt ja nichts Lustigeres, als Bürger zu beteiligen, um ihnen dann zu sagen, dass es für die Pläne kein Geld gibt“, lautet sein ironischer Kommentar

Nun werden zunächst möglichst rasch Sträuche und Bäume gelichtet. Im zweiten Schritt erarbeitet das Amt konkrete Pläne mit den Vorschlägen des Jugendrats. Danach will die Stadt im dritten Schritt mit den Bürgern ins Gespräch kommen.