Viele Passanten haben Angst, durch die Parkanlage zu gehen. Foto: red

Besucher fühlen sich in der Elisabethenanlage unwohl, da sie Treffpunkt für Alkohol- und Drogenabhängige ist.

S-West - Wenn man mitten im Westen ein wenig Grün um sich herum haben möchte, hat man nicht viel Auswahl. Im Bezirk gibt es nur wenige öffentliche Grünanlagen. Und ausgerechnet eine der größten Parks droht immer mehr zu einem Ort zu werden, den viele Stuttgarter lieber meiden. Schon seit Jahren ist die Elisabethenanlage, insbesondere der Weg zwischen Gesundheitsamt und Bismarckplatz ein Treffpunkt für Menschen mit Alkohol- und Drogenproblemen. Und es scheint, als würden es immer mehr werden.

„Vor zwei Jahren waren es etwa zehn Leute, jetzt hat es sich rumgesprochen“, sagt Patricia Lieby. Eigentlich ist die Grafikdesignerin aus dem Westen immer gerne mit ihrem kleinen Sohn und der Tochter zum Spielen in die Elisabethenanlage gegangen. Dort gibt es eine größere Wiese, einen Spiel- und einen Bolzplatz. Doch die Aufenthalte sind mittlerweile von ständiger Angst vor der dort beheimateten Szene geprägt. „Die pöbeln Eltern und Kinder an, lassen ihre großen Hunde frei herumlaufen und rennen schreiend über den Spielplatz“, klagt die 42-Jährige. „Wir haben schon Spritzen gefunden, es liegen Glasscherben und Bierflaschen herum, für Kinder ist das eine Katastrophe.“

Mit den Bauarbeiten am Gerber kam die Szene in den Westen

Auch der Bezirksvorsteher hat den Eindruck, dass sich die Szene in der Elisabethenanlage ausgebreitet hat. „Ich laufe hier fast jeden Tag selbst durch und es sind in den vergangenen Monaten nicht weniger geworden, eher mehr“, sagt Reinhard Möhrle. „Ich persönlich fühle mich nicht unsicher, aber ich kann mir sehr gut vorstellen, dass das Verhalten dieser Leute von Kindern als bedrohlich empfunden wird.“

Das Thema ist seit langem bekannt, aber schwer zu lösen. Von 2008 an verlagerte sich die Szene von der Paulinenbrücke in den Westen. Anfangs traf sie sich östlich der Elisabethenanlage zwischen Bolzplatz und Villa Elisa. Auf diese Fläche wurden Spielgeräte gestellt, doch dadurch ließen sich die Drogenabhängigen nicht aus dem Bezirk vertreiben, sondern zogen einfach wieder um. Vor allem nahe der Tankstelle an der Bismarckstraße, die auf der Rückseite der Elisabethenanlage liegt, kommen sie zusammen. Denn dort können sich die Cliquenmitglieder Alkohol kaufen. Außerdem liegen in Parknähe gleich mehrere Substitutionspraxen, in denen sich ehemalige Heroinabhängige mit dem Ersatzstoff Methadon therapieren lassen.

Bei der Polizei ist man über die Situation im Bilde, in der Elisabethenanlage seien Beamte deswegen häufiger auf Streifen unterwegs. „Wir gehen zu unterschiedlichen Zeiten durch die Anlage oder fahren daran vorbei, sowohl tagsüber als auch nachts“, sagt Thomas Ulmer, Sprecher der Stuttgarter Polizei. „Wenn wir etwas feststellen, schreiten wir ein.“ Es gäbe immer wieder Vorfälle im Park, bei denen die Polizei tätig werden müsse, eine genaue Anzahl könne man aber nicht nennen, weil hierüber keine Statistiken geführt würden.

Die Tankstelle spielt auch eine Rolle

„Das sind Menschen, die es in einer Stadt nun einmal gibt und irgendwo müssen sie sein“, sagt Bezirksvorsteher Reinhard Möhrle. „Wenn die Szene in der Elisabethenanlage aber weiterhin anwächst, werden wir reagieren müssen.“ Langfristig müsse man sich die Frage stellen, ob die Tankstelle in der Bismarckstraße noch sinnvoll sei. „Das ist städtisches Gelände, man könnte den Pachtvertrag kündigen“, so der Bezirksvorsteher Möhrle. „Das birgt aber auch die Gefahr, dass dann noch weniger soziale Kontrolle da ist, wenn die Fläche brach liegt.“

Der nächsten Schritt zu einer Verbesserung der Situation will das Garten-, Friedhofs- und Forstamt in die Wege leiten. „Wir wollen im Herbst roden und rückschneiden, um wieder Licht in die Anlage zu bringen“, erzählt Amtsleiter Volker Schirner. „Wir haben in verschiedenen Bereichen die Erfahrung gemacht, dass Anlagen weniger attraktiv für Drogen- und Alkoholkonsum werden, wenn sie heller und besser einsehbar sind.“ Helligkeit mindere außerdem Bedrohlichkeit, so würden sich vielleicht auch wieder andere Besucher lieber im Park aufhalten, so Schirner.

Patricia Lieby hofft auf sichtbare Veränderungen. „Ich verstehe diese Leute, sie sind auch arm dran, ich würde mir einfach wünschen, dass die Stadt einen anderen Bereich für sie findet“, sagt die Anwohnerin. „Bisher habe ich das Gefühl, die Stadt wartet ab, bis mal wirklich etwas Schlimmes passiert, dann wird vielleicht mal was getan.“ Sollte sich die Situation nicht rasch verbessern, überlege sie sich, ein Bürgerbegehren zu initiieren.