Die EU will den Ausbau der Ladeinfrastruktur vorantreiben. Foto: dpa/Georg Wendt

Entlang der Hauptverkehrsstraßen in Europa sollen bis 2026 mindestens alle 60 Kilometer öffentliche Ladesäulen stehen. Die EU macht Druck beim Ausbau der Ladeinfrastruktur.

Der Satz ist das Mantra der E-Mobilität: „Laden muss so einfach werden wie tanken!“ Allerdings hinkt dieser Wunsch der Wirklichkeit weit hinterher. Allein in Deutschland soll es bis Ende des Jahrzehnts eine Million öffentliche Ladepunkte geben. Aktuell sind es gerade einmal rund 80 000. In den allermeisten anderen Ländern Europas ist die Lage noch weit schlechter.

Aus diesem Grund hat das EU-Parlament nun ein Gesetz für den verpflichtenden Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Autos in Europa besiegelt. Ziel ist es, dass entlang der Hauptverkehrsstraßen der EU bis 2026 mindestens alle 60 Kilometer öffentliche Ladesäulen zur Verfügung stehen. Ladesäulen für Lkw sollen bis 2028 alle 120 Kilometer entlang des sogenannten TEN-V-Kernnetzes entstehen. Außerdem soll es bis 2031 mindestens alle 200 Kilometer Wasserstofftankstellen geben. Ausnahmeregelungen sind demnach für sehr abgelegene Regionen, Inseln und Straßen mit sehr wenig Verkehr vorgesehen.

Ungewohnte Einigkeit im Europaparlament

Im EU-Parlament herrscht bei diesem Thema eine parteiübergreifende Einigkeit. Die Grünen-Politikerin Anna Deparnay-Grunenberg erklärt: „Mit dem konsequenten Ausbau von Ladesäulen bieten wir den Bürgerinnen und Bürgern die Sicherheit, unbesorgt mit dem Elektroauto unterwegs zu sein.“ In dasselbe Horn stößt Jens Gieseke (CDU): „Fehlende Tankstellen oder Ladesäulen sollen die Bürgerinnen und Bürger nicht am Reisen hindern.“ Und der SPD-Europaabgeordnete Thomas Rudner hofft, dass in Zukunft die „Lade-Angst“ der Autofahrer zerstreut werden könne, zumal die Zahl der verkauften Elektroautos in den kommenden Jahren stark zunehmen werde.

Anna Deparnay-Grunenberg betont, dass auch der Ladevorgang vereinfacht, werde: „Ladepreise müssen künftig einheitlich in Kilowattstunden angegeben werden.“ Das erleichtere den Preisvergleich. Zudem hätten die Kunden „die Möglichkeit, überall mit Karte zu bezahlen“. Das heißt, die Säulen müssen über ein Kartenlesegerät und ein PIN-Pad zur Eingabe der Geheimnummer verfügen.

Bezahlen mit Karte wird zum Standard

In Deutschland wird die Kartenzahlung seit dem 1. Juli durch die sogenannte Ladesäulenverordnung geregelt. Allerdings wurde den Anbietern eingeräumt, dass sie ihre bestehenden Säulen nicht teuer nachrüsten müssen. Das bedeutet, dass es in den kommenden Jahren ein Nebeneinander des neuen und alten Systems gegeben wird.

Das sei kein Problem, so die Argumentation der Unternehmen, da die meisten E-Autofahrer in der Regel Lade-Verträge hätten und mit speziellen Karten oder per App laden würden. Auch verweisen sie auf die moderne Technik, denn die einschlägigen Navigations-Apps der E-Autofahrer würden nicht nur anzeigen, ob eine Ladesäule belegt ist, sondern könnten ohne Probleme auch die möglichen Bezahlfunktionen ausweisen.

Große Lücken im Netz in Osteuropa

Die Herausforderungen in Sachen Ladeinfrastruktur sind in der EU allerdings sehr ungleichmäßig verteilt. Derzeit befinden sich rund 70 Prozent aller Ladesäulen für E-Autos in nur drei Mitgliedstaaten, nämlich in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden. Nachholbedarf gibt es vor allem in den Staaten Mittel- und Osteuropas. Diesen Missstand will Brüssel nun mit dem aktuell beschlossenen Gesetz ändern und mehr Druck auf die jeweiligen Regierungen machen.