Das hat sich Thomas Strobl (rechts, hier mit Guido Wolf) wohl anders vorgestellt: Die CDU-Fraktion ist mit ihm und dem grün-schwarzen Koalitionsvertrag unzufrieden. Foto: dpa

Eklat in der CDU-Landtagsfraktion: Zahlreiche Abgeordnete votierten bei einer Probeabstimmung gegen die Wahl von Winfried Kretschmann zum Ministerpräsidenten – Thomas Strobl verlässt daraufhin den Saal.

Stuttgart - Der grün-schwarzen Koalition im Land droht ein dramatischer Fehlstart: Bei einer Probeabstimmung in der CDU-Landtagfraktion votierten acht von 39 anwesenden Abgeordneten gegen die Wahl von Winfried Kretschmann zum neuen Ministerpräsidenten. Fünf Abgeordnete enthielten sich. CDU-Landesvorsitzender Thomas Strobl wertete dieses Ergebnis auch als Misstrauenserklärung gegen sich und verließ daraufhin offenbar den Saal. Unter diesen Umständen stehe er nicht als Minister zur Verfügung, soll Strobl gesagt haben. Die Probeabstimmung wurde daraufhin wiederholt, wobei es lediglich drei Nein-Stimmen und zwei Enthaltungen gab.

Der Eklat ist offenbar eine Reaktion darauf, dass Strobl bei der Regierungsbildung die Fraktion nicht im erhofften Maß berücksichtig hat. So hat er mit Susanne Eisenmann eine Seiteneinsteigerin ohne Mandat zur Kultusministerin gemacht – statt dem langjährigen bildungspolitischen Sprecher der CDU, Georg Wacker. Sollte sich dieser Widerstand am kommenden Donnerstag wiederholen, könnte dies Kretschmanns Wahl zum neuen Regierungschef im Landtag gefährden. Grüne und CDU verfügen zwar zusammen über 89 Stimmen. Die üppige Mehrheit könnte jedoch rasch zusammenschmelzen. Zur seiner Wahl benötigt Kretschmann die Mehrheit der 143 Abgeordnete, also 72 Stimmen.

Dass ein Ministerpräsident im ersten Anlauf scheitert, gab es schon mehrfach – auch im baden-württembergischen Landtag. So schaffte es Erwin Teufel 1996 erst im zweiten Anlauf.