Das Brudertal ist vor allem durch den weit über die Landesgrenzen hinaus bekannten Fundplatz Petersfels bekannt. Dieser enthielt ungewöhnlich reiche archäologische Funde aus der Zeit von vor rund 16 000 Jahren. Foto: Landesamt für Denkmalpflege/Simon W/rner

Archäologen haben im Hegau im Landkreis Konstanz eine sensationelle Entdeckung gemacht: Sie fanden den originalen Eingang zu einem bislang nahezu unerforschten altsteinzeitlichen Höhlenfundplatz. Wir stellen Ihnen diesen Fund und die schönsten Höhlen auf der Schwäbischen Alb vor.

Die Schwäbische Alb kennt viele geheimnisvolle Einstiege in die Unterwelt. Manchmal führt der Weg durch breite Öffnungen oder eine fest verankerte Stahltür in die Tiefe, manchmal auch nur durch einen schmalen Spalt im Fels.

Neuentdeckter Höhlenzugang im Brudertal

Neuentdeckungen von Höhlen, die von fühzeitlichen Menschen bewohnt wurden, sind eher selten. Umso spannender ist die Entdeckung, die Geologen jetzt gelungen ist. Im Brudertal bei Engen-Bittelbrunn im Kreis Konstanz haben Experten einen bisher nahezu unerforschten altsteinzeitlichen Höhlenfundplatz entdeckt.

Wie das Landesdenkmalamt in Stuttgart mitteilt, war die Höhle bereits 1978 bei Sprengarbeiten im Zusammenhang mit der Verlegung eines Abwasserkanals durch den Eiszeitpark entdeckt worden. Doch erst jetzt nahmen sich Archäologen der Erforschung an.

Archäologen entdecken den originalen Eingang zu bislang nahezu unerforschten altsteinzeitlichen Höhlenfundplatz. Foto: Landesamt für Denkmalpflege/Yvonne Tafelmeier
Im Rahmen eines Projektes zur Archäologie späteiszeitlicher Jäger und Sammler im Brudertal hat das Landesamt unter der Leitung von Yvonne Tafelmaier seit Ende Juni archäologische Feldarbeiten durchgeführt. Foto: Landesamt für Denkmalpflege/Thomas Beutelsbacher
Dabei wurde der originale Eingang zu einem bisher nahezu unerforschten altsteinzeitlichen Höhlenfundplatz entdeckt. Foto: Landesamt für Denkmalpflege/Simon Werner
„Ein solcher Fund ist in der Altsteinzeitforschung äußerst selten und bietet die Möglichkeit, wichtige Fragen zum Verhalten späteiszeitlicher Jäger und Sammler mit modernen Methoden und nur minimalen Bodeneingriffen zu beantworten“, erläutert Yvonne Tafelmaier (rechts im Bild). Foto: Landesamt für Denkmalpflege/Simon Werner

Eiszeitliches Heim für Urmenschen

Ein solcher Fund sei in der Altsteinzeitforschung biete die Möglichkeit, wichtige Fragen zum Verhalten späteiszeitlicher Jäger und Sammler zu beantworten, heißt es in der Mitteilung des Landesdenkmalamtes. Neben wenigen eiszeitlichen Steinwerkzeugen wurden dort vor allem Tierknochenreste gefunden.

Im April führte die Universität Heidelberg in Kooperation mit dem Landesdenkmalamt geophysikalische Untersuchungen durch, um den Verlauf der Höhle weiterzuverfolgen. Es gelang den Experten, einen Hohlraum zu lokalisieren und später den Zugang. Archäologinnen und Archäologen vermuten, dass die Höhle ausschließlich eiszeitlichen Menschen als Aufenthaltsort diente.

Originaler Höhleneingang entdeckt

Nach Angaben des Landesamtes waren die Ausgräber fünf Wochen damit beschäftigt, den von eiszeitlichen Jägern und Sammlern genutzten natürlichen Eingang zu finden und den Felsen freizulegen. Am 4. Juli gelang ihnen schließlich die Entdeckung des originalen Zugangs.

Sodann zeigte sich, dass der Eingang nahezu komplett mit Sediment verschlossen war. Aufgrund der vorgefundenen Situation vermuten die Archäologen, dass die Höhle ausschließlich eiszeitlichen Menschen als Aufenthaltsort diente.

Petersfels – wichtiger Fundort auf der Schwäbischen Alb

Das Brudertal ist durch den Fundplatz Petersfels bekannt. Dabei handelt es sich um eine Felsformation mit Höhlenbildungen im Oberjura. Das Brudertal ist ein Trockental im Hegau nahe bei Engen im Landkreis Konstanz. In der ehemaligen Jagdstation von Rentierjägern wurden bedeutende Funde des Jungpaläolithikums – also aus der Zeit von vor rund 16 000 Jahren gemacht.

Die Arbeiten sind für dieses Jahr abgeschlossen. Im nächsten Jahr sollen die Ausgrabungen an und in der Drexlerhöhle fortgesetzt werden.

Höhlen-Paradies Schwäbische Alb

Die Schwäbische Alb ist eines der größten Karstgebiete Europas. Rund 2500 Höhlen gibt es in dem südwestdeutschen Mittelgebirge. Über Jahrmillionen wurde der wasserlösliche Kalkstein ausgewaschen, so dass sich Kanäle bildeten, die zu Dolinen – Trichtern und Senken – und Höhlen wurden.

Einige von ihnen – wie der berühmte Hohle Fels bei Schelklingen – gehören zu den Geburtsstätten der menschlichen Zivilisation und Kultur.

Geburtsstunde der Höhlenforschung

Der Franzose Edouard Alfred Martel (1859-1938) gilt als Vater der Speläologie – also der wissenschaftlichen Erforschung von Höhlen. Seine Erkundung der Abîme de Bramabiau, einer Karsthöhle im Département Gard in der Region Languedoc-Roussillon in Südfrankreich, im Jahr 1888 gilt als Geburtsstunde der Höhlenforschung.

In seinem Buch „Les Cévennes“ („Die Cevennen“) von 1890 schreibt Martel über die Faszination, die Höhlen auf viele Menschen ausüben: „Das Eigentliche ruht in den Tiefen der Erde, weit weg vom blauen Himmel . . . Eine fantastische Szenerie, die nur darauf wartet, entdeckt zu werden.“

Und weiter heißt es in Martels geowissenschaftlichem Klassiker: „Man muss solche bewegenden, erregenden Forschungen unter der Erde miterlebt haben, um sich vorstellen zu können, wie anziehend sie sind. Um eine Vorstellung zu bekommen von diesem Entdeckungsfieber und der Sehnsucht nach dem Unbekannten. Das sind lebhafte, einzigartige Eindrücke, die einen niemals loslassen.“

Info: Die schönsten Höhlen auf der Schwäbischen Alb

Blauhöhle
Die Blautopfhöhle ist mit einer erforschten Länge von 15 657 Meter – Teil des Blauhöhlensystems, des größten Höhlensystems der Schwäbischen Alb. Der Blautopf in Blaubeuren bildet den Abfluss dieser Höhle und speist den Fluss Blau.

Vetterhöhle
Typ: lufterfüllte Karsthöhle / Gesamtlänge: 2746 Meter / Besonderheit: Teil des Blauhöhlensystems / Info: Die Vetterhöhle liegt in der Nähe des Blautopfs bei Blaubeuren. Die große zentrale Halle – Walhalla genannt – ist eine 100 Meter lange, 50 Meter hohe und 70 Meter breite unterirdische Kathedrale; keine Schauhöhle.

Karls- und Bärenhöhle
Typ: Tropfsteinhöhle / Gesamtlänge: 292 Meter / begehbar auf 271 Metern / Besonderheit: eine der meistbesuchten Schauhöhlen auf der Schwäbischen Alb / Info: Die Karls- und Bärenhöhle liegt in der Nähe des Sonnenbühler Ortsteils Erpfingen. Öffnungszeiten: 1. April bis 31. Oktober, täglich 9-17.30 Uhr.

Schertelshöhle
Typ: Felshöhle / Gesamtlänge: 212 Meter / begehbar auf 160 Metern / Besonderheit: fantastische Tropfsteinformationen / Info: auf der Laichinger Alb bei Westerheim gelegene Schauhöhle; Öffnungszeiten: 17. Mai bis 1. Oktober, täglich von 10-18 Uhr. Montag ist Ruhetag.

Falkensteiner Höhle
Typ: Wasserhöhle / Gesamtlänge: rund 5000 Meter / befahrbar auf 3987 Metern / Besonderheit: bei Hochwasser Lebensgefahr / Infos: „wilde“ Höhle, niemals ohne Führer betreten. Die Höhle ist keine Schauhöhle. Sie liegt zwischen Bad Urach und Grabenstetten und ist die Quelle der Elsach.

Brillenhöhle
Typ: Hallenhöhle / Gesamtlänge: 23 Meter / Nur auf Anfrage begehbar. / Besonderheit: sechs Meter langer Kuppelgang; / Info: Die Höhle liegt bei Blaubeuren im Ortsteil Seißen. Sie ist vergittert, der Einblick in die Hallenhöhle ist nur von außen möglich.

Wimsener Höhle (Friedrichshöhle)
Typ: Wasserhöhle / Gesamtlänge: 723 Meter / begehbar auf 70 Metern mit dem Boot / Besonderheit: eindrucksvolle Bootsfahrten / Info: Schauhöhle in Wimsen bei Zwiefalten. Öffnungszeiten: täglich 10-18 Uhr.

Mordloch
Typ: Wasserhöhle / Gesamtlänge: 4382 Meter / begehbar auf 80 Metern / Besonderheit: Nach 80 Metern ist Taucherausrüstung notwendig. / Info: Aktive Klufthöhle. Das Mordloch liegt bei Eybach, Stadtteil von Geislingen. Das Befahren ist sehr gefährlich und erfahrenen Höhlengängern vorbehalten.

Mühlheimer Felsenhöhle
Typ: Tropfsteinhöhle / Gesamtlänge: 134 Meter / begehbar / Besonderheit: großartige Sinterkaskaden / Info: Tropfsteinhöhle in Mühlheim an der Donau, naturbelassener Zustand, keine Schauhöhle, nur einmal im Jahr an Christi Himmelfahrt im Rahmen eines Festes geöffnet – und nach Vereinbarung.

Hohle Fels
Typ: Hallenhöhle / Gesamtlänge: 15 Meter mit Halle / begehbar / Besonderheit: Halle mit mehr als 500 Quadratmetern / Info: offen zugänglich, ein Kilometer von Schelklingen entfernt; bedeutender Fundort aus der Jungsteinzeit.

Vogelherdhöhle
Typ: Hallenhöhle / Gesamtlänge: 40 Meter / begehbar / Besonderheit: Fundort der Vogelherd-Figuren.

Nebelhöhle
Typ: Tropfsteinhöhle / Gesamtlänge: 813 Meter / begehbar auf 450 Metern / Besonderheit: beeindruckende Stalagmiten und Stalaktiten / Info: Die Nebelhöhle ist eine Schauhöhle und liegt in der Gemeinde Sonnenbühl, Ortsteil Genkingen. Öffnungszeiten: 1. April bis 31. Oktober, täglich 9–17.30 Uhr.

Große Grotte
Typ: Hallenhöhle / Gesamtlänge: 28 Meter / begehbar / Besonderheit: Die Höhle wurde schon vor 40 000 Jahren von Neandertalern bewohnt. / Info: Die Große Grotte liegt oberhalb des Blautals im Steilhang zwischen Blaubeuren und Gerhausen; außerhalb der Vogelschutzzeiten frei zugänglich.

Kolbinger Höhle
Typ: Felshöhle / Gesamtlänge: 330 Meter / begehbar auf 88 Metern / Besonderheit: reicher Tropfsteinschmuck / Info: Die Schauhöhle liegt bei Kolbingen im Landkreis Tuttlingen. Öffnungszeiten: Von März bis Oktober nur mit fachkundiger Führung, Samstag 13-17 Uhr, Sonn- und Feiertag 10-17 Uhr.

Laichinger Tiefenhöhle
Typ: Felshöhle / Gesamtlänge: 1300 Meter / begehbar auf 350 Metern / Besonderheit: 55 Meter tiefer Schacht / Info: Die Schauhöhle liegt bei Laichingen und ist die einzige zur Schauhöhle ausgebaute Schachthöhle. Öffnungszeiten: Von Karfreitag bis zum Ende der Herbstferien in Baden-Württemberg täglich 10–18 Uhr.

Tschamberhöhle
Typ: Bach-/Wasserhöhle / Gesamtlänge: 1550 Meter / begehbar auf 560 Metern / Besonderheit: wunderschöne Höhlenwege / Info: Die Schauhöhle befindet sich in Rheinfelden im Stadtteil Karsau. Öffnungszeiten: Besuch nur nach vorheriger Terminvereinbarung möglich.

Sontheimer Höhle
Typ: Felshöhle / Gesamtlänge: 530 Meter / begehbar auf 192 Metern / Besonderheit: 20 Meter hohe Schlusshalle / Info: Die Schauhöhle liegt bei Heroldstatt im Ortsteil Sontheim. Öffnungszeiten: Mai bis Oktober, Samstag 14-17 Uhr, Sonntage und Feiertage 10-17 Uhr, Montag: geschlossen und Dienstag bis Freitag 13-16 Uhr.

Charlottenhöhle
Typ: Tropfsteinhöhle / Gesamtlänge: 587 Meter / begehbar auf 532 Metern / Besonderheiten: Längste begehbare Tropfsteinhöhle der Schwäbischen Alb. / Info: Diese Schauhöhle liegt bei Hürben, einem Stadtteil von Giengen. Öffnungszeiten: 1. April bis 31. Oktober, täglich ab 10.30 Uhr, letzte Führung um 16.30 Uhr.