Ein Lächekn gestatte sich der Recep Tayyip Erdogan auf dem Gipfel. Doch die Lage ist ernst. Foto: AFP

Europa und die Türkei sind sich so fremd wie nie zuvor. Daran hat auch der gemeinsame Gipfel nichts geändert, kommentiert Susanne Güsten.

Warna - Das Gipfeltreffen zwischen der EU und der Türkei im bulgarischen Warna hat die tiefen Gräben zwischen beiden Seiten offengelegt. In den meisten Streitthemen liegen Ankara und Brüssel so weit auseinander, dass EU-Präsident Donald Tusk in Warna das Scheitern der Suche nach Kompromissen öffentlich einräumte. Der türkische Staatschef Erdogan beschwor zwar erneut den Willen seines Landes, in die EU aufgenommen zu werden – doch die Schere zwischen Anspruch und Wirklichkeit wird in der Türkei immer größer. Auch die außenpolitischen Interessen der Türkei, etwa in Syrien, widersprechen denen der EU.

  Wenn der Gipfel von Warna ein Ergebnis brachte, dann lag es darin, dass er die Distanz zwischen der Türkei und der EU unmissverständlich dokumentierte. Beide Seiten wissen, dass die türkischen Beitrittsgespräche mit der EU eine Farce sind, doch weder Türken noch Europäer wollen die Verhandlungen von sich aus beenden. Man will die Verantwortung für das endgültige Scheitern eines Experiments nicht übernehmen, das im vorigen Jahrzehnt als weltpolitisch bedeutsamer Prozess begann. Von diesem hohen Anspruch ist nichts mehr übrig. In den türkisch-europäischen Beziehungen geht es nur noch um eine Stabilisierung auf niedrigem Niveau, nicht mehr um Ausbau und Vertiefung.