In der Hohensteinhalle standen die Bürgermeister Rede und Antwort. Foto: Stadt Stuttgart/Ferdinando Iannone

Bei der Einwohnerversammlung in Zuffenhausen ging es vor allem um die Flüchtlingsunterbringung, Müll und Verkehr. Mittlerweile möchte die Stadtverwaltung nur noch 168 Geflüchtete auf dem Sportplatz in Neuwirtshaus unterbringen, statt der ursprünglich 248. Ein Kompromiss, der in Zuffenhausen dennoch Ärger auslöst.

„Wir sind immer für Zuffenhausen da!“ Mit diesen Worten beendete Oberbürgermeister Frank Nopper am Montagabend nach knapp zweieinhalb Stunden die Einwohnerversammlung im drittgrößten Stadtbezirk Stuttgarts. Die Bürgerinnen und Bürger in der voll besetzten Hohensteinhalle hatten in den vergangenen Wochen und Monaten allerdings nicht immer den Eindruck gewonnen, dass sich die Rathausspitze um ihr Interessen bemüht.

Schon beim Heimat-Check unserer Zeitung zeigte sich, dass die Zuffenhäuser in vielen Bereichen unzufrieden sind. Zum Beispiel in der Kategorie Lebensqualität belegte der Stadtbezirk abgeschlagen den 23. und somit letzten Platz.

Stadtverwaltung kommt Anwohnern entgegen

Einwohner aus Neuwirtshaus sehen aktuell ihre Lebensqualität weiter sinken, wenn die Pläne der Stadtverwaltung umgesetzt werden, auf dem Sportplatz der Spvgg Neuwirtshaus Unterkünfte für rund 250 Geflüchtete bauen zu lassen. Die rund 800 Einwohner hätten vor Ort schon keine Infrastruktur, heißt es im Stadtteil. „Es gibt keinen Arzt und eine schlechte Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr“, sagte ein Neuwirtshäuser am Montagabend am Saalmikrofon. Fußmärsche über 30 Minuten, um einkaufen zu können, seien üblich. Das sei nicht das Gelbe vom Ei und entspreche auch nicht den Vorgaben des Stuttgarter Wegs, der eingeschlagen wurde, damit Geflüchtete in der Landeshauptstadt gut zurecht kommen und sich integrieren können. 80 bis 100 Menschen könne man an dieser Stelle sicher aufnehmen. Aber mehr nicht. Auch der Bezirksbeirat stimmte jüngst für eine Reduzierung auf maximal 124 Plätze. So weit möchte die Stadtverwaltung nicht gehen. „Wir werden dem Gemeinderat vorschlagen, 168 Plätze zu beschließen“, sagte Finanzbürgermeister Thomas Fuhrmann. OB Nopper betonte, dass auch ihm bewusst sei, dass die Belegung des Sportplatzes in Neuwirtshaus alles andere als eine Ideallösung sei. Man habe eine Vielzahl von Standorten intensiv geprüft, aber bisher noch keine bessere Lösung gefunden. „Wir stehen mit dem Rücken zur Wand und müssen die vom Regierungspräsidium zugewiesenen Menschen aufnehmen und unterbringen.“ Seiner Meinung nach müsse die Bundesregierung unverzüglich die Notbremse in Sachen ungebremster und unkontrollierter Zuwanderung ziehen.

Sozialbürgermeisterin Alexandra Sußmann stellte allerdings auch klar, dass ein 20-minütiger Fußmarsch zum Einkaufen hinnehmbar sei. „Auch Sie gehen zum Arzt, schicken Ihre Kinder in die Schule und in die Kita und gehen einkaufen. Das können die Geflüchteten auch.“ Die Argumente der fehlenden Infrastruktur seien kein Grund, den Standort zu verwerfen. Damit konnten sich aber die wenigsten Bürgerinnen und Bürger im Saal abfinden.

Ein weiterer Aufreger war das Thema Müll. Hier konnte die Rathausspitze hingegen bei den Zuffenhäuserinnen und Zuffenhäusern punkten. Eine Ladenbesitzerin beschwerte sich, dass die Einkaufsmeile Unterländer Straße sehr verdreckt sei. Sie kehre jeden Morgen vor ihrem Geschäft. Sie wisse, wovon sie spreche. Markus Töpfer, Geschäftsführer des Eigenbetriebs Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS), betitelte die Unterländer Straße als Hotspot. Man leere die Müllbehälter montags, mittwochs und freitags. Mehr gehe nicht mit dem aktuellen Personalstand. In naher Zukunft wolle man größere Behälter aufstellen, die nicht nur 90, sondern dann 240 Liter fassen. „Das Problem ist aber eher, dass einfach der Müll fallen gelassen wird, wo man gerade steht“, ärgert sich Töpfer, der auch bereit wäre, sich mit Bürgerinnen und Bürgern das Problem vor Ort genauer anzusehen.

Das Hallenbad wird 2026 abgerissen

„Wir prüfen derzeit im Übrigen eine Entsorgungsüberwachung, um vor allem illegale Müllablagerungen zu verhindern“, sagte Nopper. „Wir brauchen aber auch ein stärkeres Bewusstsein dafür, dass wir alle für die Sauberkeit unserer Stadt mit verantwortlich sind und nicht allein die engagierten Männer und Frauen in orange vom Eigenbetrieb Abfallwirtschaft.“ Grundsätzlich sei aber viel Positives aus Zuffenhausen zu berichten.

Der Betreuungsbedarf im Kleinkindbereich liege bei 54 Prozent. Mittlerweile komme man an diese Zahl schon sehr nah heran. Der Versorgungsgrad sei in den vergangenen Jahren von 31 auf 50 Prozent gestiegen. „Es fehlen im Stadtbezirk noch 39 Plätze“, sagte Nopper. Bei den Mädchen und Buben im Alter von drei bis sechs Jahren betrage der aktuelle Versorgungsgrad 99 Prozent.

Zudem werde die Stadt 30 Millionen Euro einsetzen, um das alte Hallenbad abzureißen und ein neues zu bauen. Losgehen soll es Anfang 2026. Ende 2028 soll der Neubau dann eröffnet werden. „Im neuen Hallenbad wird die Wasserfläche doppelt so groß sein, und auch einen Sauna-Bereich wird es wieder geben“, sagte Nopper. „Bis zur Neueröffnung müssen die Schwimmerinnen und Schwimmer nicht auf dem Trockenen bleiben. Wir werden auf dem Kelterplatz ein mobiles Interimsbad mit einem 25-Meter-Becken aufstellen.“

Friedrichswahl auf Eis – marode Brücken haben Priorität

Und auch am Bahnhof gehe es voran. „Die Pläne für die Neugestaltung sind in Vorbereitung“, sagte der Oberbürgermeister. Losgehen solle es mit der neuen Gestaltung am hinteren Westeingang, am Bahnhofsvorplatz Ost am Kulturzentrum sowie mit den Straßenquerungen in die Stadtquartiere. Dafür seien Kosten in Höhe von vier Millionen Euro veranschlagt. „Vor allem das Kulturzentrum mit Stadtteilbibliothek und Musikschule erhofft sich dadurch mehr Attraktivität im Eingangsbereich.“ Im nächsten Schritt solle das Gleisdreieck samt Unterführung und der Zentrale Omnibusbahnhof aufgewertet werden.

Weiter warten müssen die Zuffenhäuserinnen und Zuffenhäuser allerdings auf eine neue Verkehrsführung an der Friedrichswahl. „Viele wünschen sich eine Tunnellösung“, sagte der OB. Dabei würden die Bundesstraßen 10 und 27 künftig unter den Gleisen der Stadtbahnlinien verlaufen und kurz vor dem Bahnhof Zuffenhausen wieder an die heutige Streckenführung anschließen. Die schleifenförmige Auffahrtsrampe entfiele. „Leider können wir die Planung derzeit nicht fortsetzen, da wir alle Kräfte für die Instandsetzung unserer maroden Brücken, gerade auch der Rosensteinbrücke, brauchen und dies keinen Aufschub duldet.“