Die Vereinbarung für die Bosch-Standorte Stuttgart-Feuerbach und Schwieberdingen, wo bislang 1600 Jobs auf der Kippe standen, ist unter Dach und Fach. Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Für Bosch-Standorte Stuttgart-Feuerbach und Schwieberdingen, wo 1600 Jobs auf der Kippe stehen, gibt es eine Vereinbarung. Mitarbeiter verzichten auf Geld, gleichzeitig sind betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2022 ausgeschlossen.

Stuttgart - Nach wochenlanger Unsicherheit haben die rund 9600 Bosch-Mitarbeiter in den Verwaltungs-, Vertriebs- und Entwicklungsbereichen an den Standorten Stuttgart-Feuerbach und Schwieberdingen (Kreis Ludwigsburg), wo Bosch den Abbau von rund 1600 Jobs angekündigt hatte, Klarheit. Geschäftsleitung und Arbeitnehmervertreter haben eine Vereinbarung ausgehandelt, deren wichtigster Baustein eine Reduzierung der Arbeitszeit ohne Entgeltausgleich für zwei Jahre vorsieht. Im Gegenzug sind betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2022 ausgeschlossen. Am Mittwoch wurden die Mitarbeiter auf einer Betriebsversammlung in Schwieberdingen informiert, am Donnerstag findet sie in Feuerbach statt, wo die Beschäftigten aber bereits per Schreiben informiert wurden.

Betroffen sind an beiden Standorten rund 4200 Tarifmitarbeiter, deren wöchentliche Regelarbeitszeit aktuell über den tariflich vorgesehen 35 Stunden liegt. Für Mitarbeiter mit einer 40-Stundenwoche verkürzt sich die Arbeitszeit ab Januar 2020 auf 36,5 Stunden, wer einen 38-Stunden-Vertrag hat, der arbeitet künftig nur noch 36 Stunden. Entsprechend reduziert sich auch das Gehalt für die betroffenen Boschler – um rund neun beziehungsweise 5,2 Prozent.

500 Jobs vorerst gerettet

„Die Vereinbarung ist wichtiger Schritt für uns, den Wandel in der Automobilindustrie sozial verträglich zu gestalten“, sagte Uwe Gackstatter, Bereichsvorstand der Bosch Antriebssparte (Powertrain Solutions). Er sprach von einer „konstruktiven Lösung“. Mit der Absenkung der Arbeitszeit können laut Bosch für die Dauer der Laufzeit bis Ende 2021 rund 500 Arbeitsplätze und damit auch Kompetenzen und Know-how in Feuerbach und Schwieberdingen erhalten bleiben. Zudem wurden weitere Maßnahmen vereinbart, um dauerhaft Kapazitäten zu senken – dazu zählt eine für alle 7300 Tarifmitarbeiter verpflichtende Umwandlung des tariflichen Zusatzgelds in Urlaubstage, sowie Vorruhestands- und Abfindungsangebote.

„Es ist ein angemessener Abschluss in schwierigen Zeiten“, kommentierte Frank Sell, Betriebsratsvorsitzender in Feuerbach, die Vereinbarung. Der Schwieberdinger Betriebsratsvorsitzende Ulrich Jager sagte, dass man nach intensivem und zähem Ringen einen fairen Abschluss erzielt habe.

Neben dem Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen für die nächsten drei Jahre hat Bosch zugesichert, dass Feuerbach und Schwieberdingen wichtige Entwicklungsprojekte in den Bereichen Brennstoffzelle und Elektromobiliät bekommen. Außerdem will Bosch Fremdvergaben wieder zurückholen, das heißt, dass bislang von Dritten eingekaufte Dienstleistungen wieder von Bosch-Mitarbeitern erbracht werden. Darüber hinaus unterstützt das Unternehmen Mitarbeiter, die in Wachstumsbereiche wechseln, mit Qualifizierungsangeboten. „Unsere Mitarbeiter erhalten Planungssicherheit, das Unternehmen stärkt seine Wettbewerbsfähigkeit“, sagte Gackstatter weiter. Zusätzlich gewinne man Zeit für sozial verträgliche Personalanpassungen.