Bei Kindergärten haben Einbrecher keine große Beute zu erwarten – warum kommen sie trotzdem? Foto: dpa

Sie finden meist nur etwas Bargeld – doch das scheint ihnen völlig zu genügen: Für Einbrecher sind die Stuttgarter Kindergärten offenbar eine bevorzugte Adresse. Die Tatorte sind bereits über die ganze Stadt verteilt.

Stuttgart - Und das alles für gerade mal zwölf Euro. Die Täter, die in der Nacht den städtischen Kindergarten an der Düsseldorfer Straße im Hallschlag ins Visier nehmen, machen sich von der Rückseite an das Gebäude heran, hebeln die Terrassentür auf, durchwühlen die Räumlichkeiten, brechen mehrere Schränke und hölzerne Spinde auf. Die Beute: zwölf Euro.

„Für Einbrecher ist so gut wie nichts zu holen in den städtischen Kindertagesstätten“, sagt Stadtsprecher Sven Matis. Die Pädagogen seien angewiesen, möglichst kein Bargeld in der Einrichtung zu haben und bargeldlos einzukaufen. Der Schaden an Fenster und Türen sei zumeist größer als der materielle Verlust. „Der schlimmste Schaden aber wird bei den Kindern angerichtet“, sagt Matis, „wenn die Pädagogen ihnen beibringen müssen, dass in der Nacht ein Einbrecher im Haus war.“ In dieser Einrichtung hatte es auch im September 2013 ungebetenen Besuch gegeben. Die Eindringlinge entkamen mit einer Videokamera.

Spuren ziehen sich quer durch die Stadt

Der Kindergarten im Hallschlag steht aber nicht alleine da. In diesem Jahr ist er laut Kriminaldatenbank unserer Zeitung bereits die 20. Einrichtung in Stuttgart, die von Eindringlingen heimgesucht wurde. Zuletzt sogar im Tagestakt. Stets ist der Schaden ungleich größer als der Wert der Beute.

Zuletzt im Stuttgarter Süden: In der Nacht zum Mittwoch waren Kindergarten-Einbrecher in der Böheimstraße unterwegs, brachen mehrere Schränke auf, verschwanden mit etwas Bargeld, einem tragbaren Rechner und einer Kamera. In der Nacht davor suchten sie gut 300 Meter entfernt im Gebrüder-Schmid-Weg einen Kindergarten heim. Dort hinterließen die Täter mehrere Hundert Euro Schaden. Auf den ersten Blick hatten sie nichts erbeutet.

In derselben Nacht wurden vier Kindertageseinrichtungen im Bezirk Weilimdorf von Einbrechern ins Visier genommen. Dort dasselbe Bild: aufgebrochene Schränke, durchwühlte Räume. In einem Fall fanden die Täter sogar einen Schlüssel für den Tresor. Was aber nicht viel einbrachte: Es gab nur einen geringen Bargeldbetrag. Weitere Tatorte in Stuttgart sind Untertürkheim, Steinhaldenfeld, Hedelfingen, Heumaden, Vaihingen, Stuttgart-West, Feuerbach und Neugereut.

Warum sind Kindergärten für Einbrecher attraktiv?

Die Polizei hat die Serie erkannt: „Es gibt eine Tatortkarte und eine Sammlung der Arbeitsweisen“, sagt Polizeisprecher Stephan Widmann. Allerdings werden die Fälle nicht zentral von der Kripo bearbeitet. „Das ermitteln die jeweiligen Reviere in eigener Zuständigkeit“, sagt Widmann.

Warum die Kindergärten als Einbruchsobjekte so beliebt sind, obwohl man dort kaum Beute macht, ist auch der Polizei ein Rätsel. „Vielleicht glauben die Täter, dass das Entdeckungsrisiko dort relativ gering ist“, sagt Widmann. Außerdem könnte es sich um Kleinkriminelle handeln, die einfach nur auf das schnelle Geld aus sind und sich deshalb auch mit ein paar Euro aus der Kaffeekasse zufriedengeben. Liebe Kinder, keine Angst: In der Stadt gibt es 600 Kindergärten – und irgendwo wird der erste Täter sicher bald erwischt.