Tayfun Tok will den Platz von Daniel Renkonen bei der Wahl zum Landtag einnehmen. Foto: Oliver von Schaewen

Tayfun Tok will den Platz von Daniel Renkonen bei der Wahl zum Landtag einnehmen.

Murr - Der Murrer Tayfun Tok bewirbt sich bei den Grünen-Ortsverbänden des Wahlkreises Bietigheim-Bissingen als Kandidat für die Landtagswahl 2021. Das hat der 33-Jährige dieser Zeitung mitgeteilt. Tok fordert damit den aktuellen Landtagsabgeordneten des Wahlkreises, Daniel Renkonen, heraus. Wer in etwa einem Jahr für die Grünen bei der Wahl antritt, entscheiden die Mitgliieder der Ortsverbände in dem Gebiet, das im nördlichen Landkreis Ludwigsburg von Freudental bis Affalterbach reicht.

Die Bewerbung von Tayfun Tok überrascht. Denn Daniel Renkonen hat den Wahlkreis im Jahr 2016 mit 32,1 Prozent im Direktmandat für die Grünen geholt und damit im Vergleich zur Wahl 2011 noch einmal um 7,1 Prozent zugelegt. Seinen schärfsten Rivalen Fabian Gramling von der CDU ließ er um 6,4 Prozent hinter sich. Im Landtag ist Renkonen längst kein unbeschriebenes Blatt mehr. Der 50-jährige ehemalige Tageszeitungsjournalist und Tammer Gemeinderat fungiert inzwischen als Fraktionssprecher für den Klimaschutz und ist im Verkehrs- und Umweltausschuss zuständig für die Themen Busverkehr, Luftreinhaltung, Umweltzonen, Stuttgart 21 und die Neubaustrecke Stuttgart-Ulm.

Den Bonus seines Rivalen Renkonens als Platzhirsch erkennt Tayfun Tok durchaus an. „Es ist keine Bewerbung gegen ihn, sondern ein Angebot an meine Partei“, sagt der Murrer, der im Alter von 19 Jahren Mitglied der Grünen wurde. In der, wie er sagt, „tiefschwarzen“ 6700-Einwohner-Gemeinde Murr gelang es ihm, den Gemeinderat bei der Kommunalwahl 2014 zu begrünen. Im Jahr 2019 baute die von ihm angeführte Liste ihre Stimmenzahl von 11,0 auf 17,8 Prozent aus. „Ich bin fest im Wahlkreis verwurzelt“, sagt Tayfun Tok und weist darauf hin, dass er von einzelnen Mitgliedern der Ortsverbände darauf angesprochen wurde, ob er nicht kandidieren wolle. Tok, angestellter Firmenkundenbetreuer bei einer Krankenkasse und seit wenigen Monaten Vater eines Sohnes, klärte die mögliche Mehrbelastung durch Abend- und Wochenendtermine mit seiner Ehefrau Derya und sagte zu.

Den Wettbewerb um die Kandidatur will Tayfun Tok mit fairen Argumenten für sich entscheiden, aber auch durch die Glaubwürdigkeit seiner Person. „Ich komme aus einfachen Verhältnissen, meine Mutter war alleinerziehend und musste nach einer Entlassung als Leiharbeiterin Geld verdienen.“ Wirtschaftlich Schwache sollen sich bei ihm ebenso wiederfinden wie die jüngere Generation, die er in sozialen Netzwerken ansprechen will. „Ich bin der richtige Kandidat für das nächste Jahrzehnt“, erklärt Tayfun Tok, der auch persönliche Begegnungen in einem Wahlkreisbüro wichtig findet, „dafür stehen uns schließlich Budgets zur Verfügung“. Tok, zwei Jahre lang im Büro von Cem Özdemir tätig, will den Klimaschutz greifbarer machen, indem er den Kontakt zu Unverpacktläden und anderen ökologischen Unternehmen sucht. Außerdem will er mit seiner Kandidatur zeigen, „dass es kein Widerspruch ist, wenn ein Muslim freitags in die Moschee geht, samstags in der Cannstatter Kurve den VfB Stuttgart anfeuert, sonntags mit seiner Familie am Faschingsumzug in Murr teilnimmt und sich montags für unsere liberale Demokratie im Landtag einsetzt“.

Die Entscheidung, welchen Kandidaten die Grünen-Parteibasis bevorzugt, fällt bei einer Nominierungsversammlung im Mai. Tayfun Tok stellt sich unter anderem am 26. März bei den Grünen in Freiberg und am 8. April in Marbach vor.

Daniel Renkonen, von Tayfun Tok über die Bewerbung informiert, gibt auf Nachfrage an, sich dem „politischen Wettbewerb“ stellen zu wollen.