Pegida zeigt sich erstmals in Stuttgart Foto: dpa-Zentralbild

Den Stuttgartern steht ein intensives Wochenende bevor. Am Samstag kann der VfB absteigen, und der Sonntag ist alles andere als besinnlich. Pegida zeigt sich erstmals in Stuttgart und provoziert gleich vier Gegendemos. Zudem sind Frühlingsflohmarkt und Radsternfahrt.

Stuttgart - Man kann leicht durcheinanderkommen an diesem Sonntag. Radler, Schnäppchenjäger, Demonstranten und Polizisten werden sich auf Schritt und Tritt begegnen. Wir versuchen mit einem Stundenplan Orientierungshilfe zu leisten.

5 Uhr: Die Letzten werden die Ersten sein? Von wegen. Das biblische Motto gilt für Flohmarkthändler nicht. Vielmehr: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Mitten in der Nacht aufstehen muss, wer den besten Standplatz haben möchte.

8.30 Uhr: In Mühlacker machen sich die Radler auf den Weg nach Stuttgart. 45 Minuten später gehen sie in Göppingen auf die Strecke, in Bernhausen und Ludwigsburg starten sie um 10.45 Uhr, in Leonberg um 11 Uhr, in Waiblingen um 11.30 Uhr, in Bad Cannstatt um 12 Uhr. Mit einer Sternfahrt zum Schlossplatz wollen sie zeigen, dass Stuttgarts Straßen nicht allein den Autofahrern gehören.

11 Uhr: Start für den Flohmarkt. Zwischen Karls-, Schiller- und Marktplatz werden sich bis 18 Uhr Zehntausende an den Ständen vorbeidrücken auf der Suche nach gebrauchten Schätzen. Auf dem Schlossplatz beginnen die Radfahrer mit ihrem Hochamt, dem Aktionstag.

12.30 Uhr: Voraussichtlich 6000 Radfahrer machen sich auf den Weg über den vier Kilometer langen Cityring – dieses Mal haben die Radler Vorfahrt, die Autos müssen warten. Großeinsatz für die Verkehrspolizei. „Da werden alle Mann gefordert sein“, sagt Polizeisprecher Stefan Keilbach.

13 Uhr: In der Langen, Kiene- und Calwer Straße treffen sich die Teilnehmer von drei Kundgebungen unter dem Motto: Pegida blockieren! Aufgerufen dazu hat das Bündnis Stopegida, zu dem antifaschistische Gruppen, die Jusos, der Verdi-Bezirk Stuttgart gehören. Sie erwarten bis zu 1000 Leute und wollen verhindern, dass die Teilnehmer der Pegida-Kundgebung an den Veranstaltungsort am Kronprinzplatz kommen. „Wehret den Anfängen!“, sagt ein Sprecher. Die Polizei fürchtet Zusammenstöße, ist mit mehreren Hundert Beamten im Einsatz. „Alarmhundertschaften anderer Polizeipräsidien unterstützen uns“, so Keilbach.

13.30 Uhr: An der Querspange beginnt eine Kundgebung gegen Pegida, zu der die Organisatoren 6000 Menschen erwarten. Angeregt von den Anstiftern unterstützen 80 Organisationen, Vereine und Parteien die Demo. Auch der CDU-Kreisverband Stuttgart ruft zur Teilnahme auf. Reden werden Gökay Sofuoglu, Ur-Stuttgarter und Vorsitzender der Türkischen Gemeinde Deutschlands, Sara Alterio vom Forum der Kulturen und Niko Landgraf, DGB-Landesvorsitzender. OB Fritz Kuhn wird am Sonntag nicht kommen, er wirbt in Australien um die Turn-WM .

15 Uhr: Die Pegida-Bewegung will auftreten. Im Januar waren es nur Gerüchte, nun zeigen sich die selbst ernannten Retter des Abendlands tatsächlich. Angemeldet hat die Kundgebung Sabrina Grellmann. In Villingen-Schwenningen und Bregenz trat sie bereits als das Gesicht des Südwest-Ablegers des sächsischen Originals der Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlands auf. Pegida-Gründer Lutz Bachmann kam Ende April nach Villingen und las die „zehn Gebote“ der Pegida vor. Ob er in Stuttgart auch auftritt? Man weiß es nicht. Pegida spricht ungern mit der „Lügenpresse“. Reden soll Michael Karl Merkle, der sich unter dem Pseudonym Michael Mannheimer über „verkommene Politiker“ auslässt. Menschen, die den Islam als friedliche Religion akzeptierten, müssten vor ein Gericht geführt werden. „Wie in Nürnberg damals, präventiv!“! Das Amtsgericht Heilbronn hat ihn wegen Beleidigung verurteilt.

18 Uhr: Der Flohmarkt endet. Kehraus!