Auf dem ehemaligen IBM-Gelände im Westen von Stuttgart-Vaihingen sollen künftig etwa 4000 Menschen leben. Viele Fragen sind noch offen, so zum Beispiel, wie das Areal an den Stadtteil angebunden werden soll. Es gibt viel Kritik, aber auch positive Stimmen.
Vaihingen - Die Planungen für das künftige Stadtquartier auf dem Vaihinger Eiermann-Campus, in dem einmal rund 4000 Menschen wohnen sollen, gehen voran. Allerdings werden bis zum nächsten wichtigen Schritt noch einige Monate ins Land gehen. „Der Auslegungsbeschluss ist für den Sommer angestrebt“, sagte Susanne Frucht, die Leiterin der Abteilung städtebauliche Planung Filder, am Dienstagabend im Vaihinger Bezirksbeirat. Bei der Präsentation des Sachstands ging sie auf Änderungen seit der letzten Präsentation im Gremium im Herbst 2020 ein.
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Zwar habe der Gemeinderat noch nicht darüber entschieden, ob das Areal über eine Seilbahn oder über eine Stadtbahn mit dem Vaihinger Bahnhof verbunden werden solle, die Trassen und die Stationen für beide Möglichkeiten seien aber bereits eingeplant; ebenso eine mögliche Weiterführung der Stadtbahn über Böblingen nach Sindelfingen, wie dies der Kreistag Böblingen gefordert habe. Außerdem sollen Dächer einzelner Gebäude als Freiflächen nutzbar gemacht werden, auch ein oberirdisches Quartierparkhaus werde erwogen und in zwei Bereichen würden Sondergebiete ausgewiesen. Mit letzterem wolle man unter anderem die Versorgung mit einem Lebensmittel-Einzelhandel, ein Stadtteilhaus, die Musikschule und geförderten Wohnraum sicherstellen.
Wird es ein oberirdisches Parkhaus geben?
Als Freifläche für das Studentenwohnen komme der Rosso-Park nicht in Frage, denn er gehöre zur Sachgesamtheit der denkmalgeschützten Gebäude. Dort dürften sich die Studenten wie die übrige Allgemeinheit zwar aufhalten, aber beispielsweise nicht grillen. Auch der Jugendtreff brauche eine Freifläche, ebenso sei beim Pflegeheim noch zu wenig Freifläche gewesen. Deshalb hätten die Architekten den bisherigen Entwurf dahingehend überarbeitet, dass auf dem Dach des Schleifenhauses drei Freiflächen vorgesehen seien, die aber Schallschutz in Richtung Autobahn bräuchten.
„Das Parkierungskonzept haben wir jetzt gelöst“, sagte Hermann Stegschuster vom Investor Consus/Adler Group. 2200 Garagen zu bauen, sei ein „unglaublicher Aufwand“. Außerdem müsse man überlegen, was passiere, wenn sich die Mobilität ändere und wie dann eine große Tiefgarage nutzbar wäre: „Ich glaube nicht, dass das ein Auslieferungslager für Amazon wird. Und ich glaube auch nicht, dass wir dort Pflanzen züchten, die kein Licht brauchen. Deshalb haben wir vorgeschlagen, über ein oberirdisches Parkhaus nachzudenken, falls wir nachträglich zusätzliche Parkplätzen bräuchten.“ Stegschusters Kollege Jürgen Gießmann verwies darauf, dass sich in den vergangenen drei Jahren in der Wirtschaft einiges verändert habe. Es gelte zu klären, wie der Arbeitsplatz der Zukunft aussehen müsse, um das Quartier für Unternehmen attraktiv zu machen. Dies beinhalte auch ein bedarfsgerechtes Verkehrskonzept. „Man kann nicht ein verkehrsarmes Quartier wollen und gleichzeitig 2200 Parkplätze bauen.“ In die Gespräche mit der Landeshauptstadt sei auch die Internationale Bauausstellung (IBA), die 2027 in Stuttgart stattfinde, und auf der auch der Eiermann-Campus glänzen solle, integriert.
Unterschiedliche Stimmen aus dem Bezirksbeirat
Am Ende der Präsentation ging Stegschuster auf die finanzielle Situation des Investors ein. Diese sei in Medienberichten als schlecht dargestellt worden: „Der Verschuldungsgrad wird jetzt reduziert, darum sind Teile auch aus dem Portfolio verkauft worden.“ Das habe wirtschaftliche und buchhalterische Gründe, aber keinen Einfluss auf das Projekt. „Es wird umgesetzt.“
In der anschließenden Aussprache kritisierte Gerhard Wick (Die Fraktion) das Projekt. Seinem Eindruck nach gingen die öffentlichen Grünflächen und die öffentlichen Straßen zugunsten privater Nutzung zurück. Angesichts des Klimawandels sei von Seiten der Stadt niemand auf die Idee gekommen, zu verhindern, dass die 35 000 Quadratmeter Wald nicht abgeholzt werden. Ihm widersprach Ulrich Bayer (CDU): „Dass mehr Fläche verbaut werden soll, ist schon länger nicht mehr so.“ Obwohl der Name des Investors öfters gewechselt habe, sei durch die handelnden Personen Kontinuität gegeben. Der Schulstandort müsse auf dem Campus schneller kommen als in den geplanten zehn Jahren. Es habe im vergangenen halben Jahr Fortschritte beim Projekt gegeben, aber es dauere alles sehr lange: „Wenn ich höre, dass der Auslegungsbeschluss im Sommer kommen soll, dann gehe ich von 2023 aus.“ Volker Schweizer (Grüne) begrüßte, dass es vorwärts gehe. In seiner Fraktion sei man nicht einer Meinung, was das Projekt betreffe, aber es sei gut, wenn es jetzt zügig weitergehe.