Die alte Filsbrücke hat Carl Denner mehrfach gemalt. Foto: Horst Rudel

Carl Denner malte bis ins hohe Alter. Sein Lehrer hatte ihm jegliches Talent abgesprochen, auch im Zeichnen. Eine Ausstellung im Stadtmuseum Alte Post zeigt die Bandbreite des Künstlers.

Ebersbach - Ältere Ebersbacher haben ihn noch gekannt. Er sei ein agiler Mann gewesen, wuselig, erzählen Herbert und Beatrice Roos. Das Ehepaar hat vor vielen Jahren ein Gemälde von ihm gekauft. „Einen Blumenstrauß auf einem Tisch, von Ebersbach selbst hatte er damals gar nichts mehr“, sagt Herbert Roos bedauernd. Die Rede ist von Carl Denner. Das Stadtmuseum Alte Post hat dem Maler, der 1991 im Alter von 92 Jahren starb, eine Sonderausstellung gewidmet, die bis Sonntag, 5. Mai, zu sehen ist. Der Titel: „Der Glücksucher Carl Denner – Maler zwischen Filstal und Amerika“.

Das Herzstück der Schau sind Ansichten von Ebersbach und Sulpach aus den Fünfziger- und Sechzigerjahren im Dachgeschoss des Museums. Sie zeigen Häuser, die lange schon nicht mehr existieren, wie das bescheidene Wohnhaus des Künstlers in der Fischerstraße, und Straßenzüge, die kaum wiederzuerkennen sind. Die dominierende Farbe ist Grau. Wie ein zarter Schleier legt sie sich über die Stadtansichten und vermittelt eine leise Melancholie und den Eindruck einer versunkenen Zeit. Sehenswert sind auch die Landschaftsbilder, die wie entrückt wirken, wie die Krumm bei Eislingen, die alte Brücke über die Fils oder auch die Filswiesen. Im Dachgeschoss sind auch drei Porträts aus seiner Feder zu sehen: seine Ehefrau Wilma, sein Sohn Eberhard und der damalige Stadtrat und Kaufmann Richard Illig.

Amerikaner schätzten seines Porträts

Die Porträts waren es, mit denen sich Carl Denner in der Nachkriegszeit ein Zubrot verdiente. Die US-amerikanischen Besatzer schätzten seinen Malstil und gaben ihm gerne Aufträge. In der Hauptsache aber arbeitete er als Maler und Anstreicher. Sein künstlerisches Schaffen war auf die Freizeit beschränkt.

Dass Carl Denner Talent zum Malen hat, dieser Gedanke wäre seiner Mutter und seinen Großeltern – der Vater starb im Jahr 1901 bei einem Arbeitsunfall – wohl ziemlich abwegig erschienen. Sein Klassenlehrer attestierte ihm am Ende seiner Volksschulzeit, dass er „auffallend schlecht“ sei. Im Zeichnen bekam er die Note genügend. Zugang zur Kunst findet Denner wenig später während seiner Zeit in der Ebersbacher Gewerbeschule. Groß dem Malen konnte er sich aber nicht widmen, er wurde 1917 zum Kriegsdienst einberufen. Doch die Liebe zur Malerei blieb wach. 1919 verbrachte er einige Zeit in der Künstlerkolonie in München-Schwabing. Mitte der Zwanzigerjahre nahm er ein Studium an der Kunstgewerbeschule in Stuttgart auf, machte aber keinen Abschluss. Nach einer Zwischenstation im Rheinland brach er nach Amerika auf, wo er als Dekorationsmaler arbeitete und auf Vermittlung einer jüdischen Familie den Auftrag erhielt, eine Synagoge auszumalen.

Amerika blieb eine Episode

1930 kehrte er nach Ebersbach zurück – seiner großen Liebe Wilma Schuler wegen. Das Paar heiratete und bekam zwei Kinder. Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, erhielt Carl Denner als einer der ersten in der Stadt einen Stellungsbefehl. Er überlebte und schlug sich nach Kriegsende in seine Heimatstadt durch. Anfang der Fünfzigerjahre knüpfte er Kontakte zur Künstlergruppe um Helmut Baumann in Göppingen. Er reiste nach Frankreich und Italien, um zu malen. Die Pinsel hat Carl Denner erst im Jahr 1990 aus der Hand gelegt. Damals hatte er eine Kopie der Sulpacher Ölmühle Lang angefertigt und war damit so unzufrieden, dass er das Malen aufgab.

In Ebersbach war er bis ins hohe Alter präsent. „Er war zugänglich und hat immer eine Baskenmütze getragen“, erzählt Günther Bachmann, der einst im Nachbarhaus lebte. Und er sei bescheiden gewesen. Als ein ehemaliger Jugendfreund ihn einmal fragte, warum er eine farbverschmierte Hose trage, soll er geantwortet haben: „Ich trage das Hemd des Glücklichen.“