Formel-1-Pilot Sergio Perez muss um seinen Job fürchten. Denn das Team Racing Point könnte den deutschen Rennfahrer Sebastian Vettel verpflichten.
Stuttgart - Es gibt Gründe, Sergio Perez gut zu finden. Der Mexikaner ist seit zehn Jahren in der Formel 1 dabei und hat sich in dieser Zeit den Ruf erworben, grundsolide zu sein – als Mensch und Fahrer. Perez? Da weiß man, was man hat! Dass der talentierte Fahrer von seinen 179 Formel-1-Rennen noch keines gewann, liegt daran, dass Perez nie in einem siegfähigen Auto saß. Er fing bei Sauber an, kam zu McLaren, dann zu Force India. Dort ist er immer noch. Inzwischen trägt das Team den Namen Racing Point.
Vettel sucht nach seinem Rauswurf bei Ferrari einen neunen Job
Ab 2021 Jahr heißt Racing Point dann Aston Martin – und in diesem Zusammenhang bekommt der treue und verlässliche Sergio Perez jetzt ein Problem. Er muss das Gefühl haben, dass man ihn nicht mehr will. Weil der Teameigner Lawrence Stroll die Marke Aston Martin wiederbeleben möchte – mit aller Gewalt und am besten mit Sebastian Vettel. Der viermalige Weltmeister sucht nach seinem Rauswurf bei Ferrari einen neuen Job und wäre kraft seines immer noch strahlenden Namens exakt die Frontfigur, die der Modemilliardär Stroll benötigt, um die Marketingmaschine anzuwerfen und den Kurs der Aston-Martin-Aktie zu puschen.
Wer aber geht, wenn Vettel kommen sollte? Lance Stroll, der jüngere und im Vergleich zu Perez unbegabtere Racing-Point-Pilot, ist der Sohn des Teameigners Lawrence Stroll und könnte Welpenschutz genießen. Perez nun aber vor die Tür zu setzen, wäre ungerecht und würde das Team viel Geld kosten, weil der 30-jährige Mexikaner zahlungskräftige Sponsoren mitbringt. „Ich habe einen Vertrag“, sagte Perez etwas patzig. „Es ist ja gut, wenn große Namen mit dem Team verbunden werden“, meinte er noch, denn das bedeute, dass das Team Fortschritte gemacht habe – und darauf könne es stolz sein.
Racing Point gibt für seine Piloten keine Jobgarantie für 2021
Die defensiv klingenden Worte von Sergio Perez deuten nun einige Experten als Indiz dafür, dass Vettel tatsächlich vor der Tür stehen könnte. Zudem hat ein Statement des Racing-Point-Teamchefs Otmar Szafnauer nicht unbedingt der Verdacht genährt, die beiden aktuellen Piloten säßen fest im Sattel. „Wir haben nicht die Absicht, gültige Verträge zu brechen“, sagte Szafnauer, doch eine Jobgarantie für 2021 gab er ihnen nicht.
Die Vettel-Debatte sorgt für Unruhe und Frust – vor allem bei Sergio Perez. Er gewann zwar noch kein Rennen, stand aber mit unterlegenem Material achtmal auf dem Podest, zweimal als Zweiter, sechsmal als Dritter. Sein Problem war vielleicht, dass er zu gut ist. Zu gut, um ihn als zweiten Mann neben Alphatieren wie Lewis Hamilton, Max Verstappen oder Sebastian Vettel bei einem Topteam zu platzieren. Wenn jemand den Branchengrößen teamintern hätte gefährlich werden können, dann wohl Perez. Vielleicht gereicht ihm das jetzt auch wieder zum Nachteil, sollte Vettel kommen.
Alfa-Romeo-Sauber würde Sergio Perez indes mit Kusshand zurücknehmen – nur das steht fest. Die Schweizer wissen nämlich, was sie dann kriegen: einen guten Jungen.