100 Fahrgäste mussten am Mittwochabend zurück nach Ludwigsburg, obwohl sie eigentlich in die andere Richtung wollten. Foto: picture alliance/dpa/Tom Weller

Am Mittwochabend muss eine S-Bahn der Linie 4 am Favoritepark evakuiert werden, weil sie mit einem Zweirad kollidiert ist. Etwa 100 Fahrgäste sind betroffen.

Mit jugendlichem Leichtsinn sind die Aktionen nicht zu erklären, im schlimmsten Fall können Menschen zu Schaden kommen: Bereits zum dritten Mal haben Unbekannte ein Zweirad auf dem Streckenabschnitt der S-Bahn zwischen Ludwigsburg und Marbach gelegt.

Der jüngste Vorfall ereignete sich am Mittwochabend gegen 21 Uhr. Der Lokführer einer Bahn der Linie S4, die als nächstes in Freiberg/Neckar halten sollte, erkannte das Pedelec, das auf den Schienen lag, nicht mehr rechtzeitig. Kein Wunder, der Zug war mit Tempo 90 unterwegs. Er rauschte trotz Vollbremsung über das elektrisch angetriebene Fahrrad, wodurch es komplett zerstört wurde. Auch die Bahn wurde in Mitleidenschaft gezogen, sodass sie nicht mehr weiterfahren konnte. Etwa 100 Fahrgäste mussten aus- und in einen anderen Zug umsteigen, der zurück nach Ludwigsburg fuhr. Bei der Evakuierung des Zuges half die Feuerwehr. Ernsthaft verletzt wurde niemand, eine Frau klagte über Schwindel und Übelkeit. Sie wurde von Sanitätern versorgt.

Polizei geht von Vorsatz aus

Die Bundespolizei Stuttgart hat die Ermittlungen wegen des Verdachts eines gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr eingeleitet. Zumal es seit Anfang des Monats zwei ähnliche Vorfälle gegeben hatte. Am 5. Oktober, einem Donnerstag, hatten Unbekannte in etwa an der gleichen Stelle beim Bahnhof am Favoritepark einen E-Roller auf die Gleise gelegt. Einen Tag später meldete das Bahnpersonal einen ähnlichen Vorfall, wieder wurde ein Hindernis, das wie ein Roller aussah, überfahren, diesen fand die Polizei hinterher aber nicht.

Es sei davon auszugehen, dass die fahrbaren Untersätze vorsätzlich auf die Schienen gelegt worden seien, sagt eine Sprecherin der Bundespolizei. Sie geht außerdem davon aus, dass es sich jeweils um den oder dieselben Täter handelt. Ein Indiz dafür sei, dass die Taten in etwa zur gleichen Zeit begangen wurden. Die Polizei wird wegen der Vorfälle ihre Kontrollen in dem Gebiet verstärken.

Zug kann entgleisen

Den Tätern ist offenbar nicht bewusst, welchen Schaden sie damit anrichten können – und auch sich selbst gefährden. Umherfliegende Schottersteine und Bestandteile der Gegenstände, die auf die Gleise gelegt werden, können meterweit geschleudert werden. Im schlimmsten Fall kann ein Zug entgleisen. Dieses Risiko gehen Menschen immer mal wieder ein: Im Januar hatte ein Mann in Stuttgart ebenfalls einen Roller auf Gleise geworfen, in Altbach (Kreis Esslingen) stand ein Einkaufswagen einer Bahn im Weg. In Uhingen (Kreis Göppingen) platzierten Ende September Kinder Gipsplatten auf Schienen. Zeugen, die Hinweise zu den Taten in Ludwigsburg oder dem Täter geben können, werden gebeten, sich an die Bundespolizei unter 0711/ 870 35 0 zu wenden.