Foto: Michael Steinert

Die neue Version der mehrfach überarbeiteten Pläne fürs Dorotheenquartier sind fertig – Skepsis bleibt.

S-Mitte - Zwischen dem Architekten und seinen Kritikern herrscht eine gewisse Einigkeit. Die inzwischen drei Neubauten am Marktplatz – das sogenannte Dorotheenquartier – „sollen eher Geschwister sein als Klone“, sagt Stefan Behnisch. Der Satz ist wortgleich in einem Antrag der Gemeinderats-SPD zu lesen, einem, in dem die Sozialdemokraten an den Entwürfen des Büros Behnisch herumkritteln. „Es freut uns, wenn Herr Behnisch unsere Formulierungen übernimmt“, sagt die SPD-Fraktionschefin Roswitha Blind.

Die Pläne sind mehrfach überarbeitet. Der Bezirksbeirat Mitte hat sie mit großer Mehrheit befürwortet, genauso wie der Gemeinderat (wir berichteten). Innerhalb des nächsten halben Jahres soll die endgültige Entscheidung fallen, ein Ja. Überarbeitet heißt insbesondere geschrumpft. Zwischenzeitlich wollte Breuninger – der Bauherr – bis zu 55 000 Quadratmeter Fläche. Geblieben sind davon 38 000, vorwiegend hinter einer Glasfassade und unter einer geschwungenen Dachlandschaft. Das entspricht einem Minus von mehr als 30 Prozent. Eben dies hatte der Gemeinderat gefordert.

Blind: „Wir sind auf einem sehr guten Weg“

All dies heißt allerdings nicht, dass nun allgemeine Zufriedenheit herrscht. „Das Grundproblem bleibt die Masse neben den historischen Gebäuden“, sagt die Grünen-Bezirksbeirätin Andrea Leonetti genauso wie Rita Krattenmacher von der Fraktionsgemeinschaft der SÖS mit den Linken. Für die hat Gangolf Stocker im Gemeinderat härtere Worte benutzt. Er bekomme beim Blick auf die Computeranimationen Augenkrebs, sagte Stocker.

Für derart untauglich halten die Sozialdemokraten die Pläne keineswegs. „Wir sind auf einem sehr guten Weg“, sagt Blind, sie mag nicht von Neuplanungen sprechen, nicht einmal von Umplanungen, „sondern vom Weiterplanen“. Die Sozialdemokraten wünschen sich zunächst einmal Ergänzungen von Details. Beispielsweise wollen sie wissen, wie Behnisch verhindern will, dass die Bewohner der neuen Bauten das architekturprägende Glas mit Jalousien oder Rollos verhängen, weil ihnen die Sonne die Räume überheizt oder sie sich vor Blicken aus der Nachbarschaft verbergen wollen.

Darin herrscht uneingeschränkt Einigkeit mit dem Architekten. „Wir wollen keine Rollos oder Ähnliches“, sagt Behnisch. Die Glasfassade soll teilweise ganz abgedunkelt, teilweise so bedruckt werden, dass sie die Sonnenstrahlen reflektiert statt sie temperaturtreibend ins Innere zu lassen. Zusätzlich will die Gemeinderats-SPD wissen, wie zu erwartende Werbung die Fassade verändert. „Das soll schon in den Plänen berücksichtigt werden“, sagt Blind.

Breuninger hat Informationsbüro an der Münzstraße eröffnet

Über den größten Umbauwunsch der Genossen dürfte allerdings der Bauherr Breuninger nicht mehr mit sich reden lassen. Der Neubau gleich beim Hotel Silber ist ihnen nach wie vor zu hoch. In dieser Frage erwartet Blind selbst im Gemeinderat keine Unterstützung. „Die meisten werden sagen: Jetzt soll es gut sein“, sagt sie.

Ob all dies auch außerhalb des Rathauses interessiert, scheint zumindest mit Blick auf das Informationsbüro zum Projekt fraglich, das Breuninger an der Münzstraße eröffnet hat. Dort soll sich jeder Interessierte täglich bis 18 Uhr kundig machen können. Am Tag der Bezirksbeiratssitzung war das Büro schon um zehn Minuten vor sechs geschlossen.