Abitur in der Turnhalle. So wie diesen Abiturienten aus Straubing in Niederbayern wird es stuttgarter Schülern auch bald ergehen. Foto: dpa

Zwei Jahrgänge machen bald zeitgleich das Abitur. Dafür brauchen Schulen große Räume und viel Personal.

Stuttgart - Die Abiturienten aus den acht- und neunjährigen Kursstufen werden am Montag, 19. März, gemeinsam zum schriftlichen Abitur anrücken. 3711 Gymnasiasten sind es in Stuttgart, 1349 mehr als im vergangenen Jahr. Die Schulen haben „ein Massenproblem“, sagt der Sprecher des Regierungspräsidiums, Clemens Homoth-Kuhs.

„Ich habe schon vor einem Jahr die dreiteilige Turnhalle und einen Belag für den empfindlichen Sportboden bestellt“, sagt Martin Bizer, der Rektor des Wirtemberg-Gymnasiums in Untertürkheim. Er muss 140 Prüflinge unterbringen, und nur in der Sporthalle hat er Platz für alle. „Wenn wir unsere Schüler auf sieben Klassenzimmer aufteilen würden, bräuchten wir etwa 20 Aufsichtspersonen. So reichen uns zehn Lehrer“, sagt Bizer.

Wie er haben sieben weitere der insgesamt 26 Gymnasialrektoren gehandelt und Turn-, Sport- und Festhallen für die Zeit vom 16. bis 26. März reserviert. Da Böden eingelegt, Stühle und Tische aufgestellt werden müssen und über das gesamte schriftliche Abi hinweg drinbleiben, sind die Hallen in dieser Zeit für Sportler nicht nutzbar. „Die schulische Nutzung hat Vorrang“, heißt es im Schulverwaltungsamt.

Kleinere Tische, engere Sitzordnung

Das Dillmann-Gymnasium im Westen hatte allerdings Pech. Rektor Manfred Birk wollte die Tivoli-Sporthalle buchen, weil die schuleigene Turnhalle zurzeit renoviert wird, doch der MTV Stuttgart protestierte. „Für den Verein wäre das Übungsprogramm für 1300 Kinder ausgefallen“, sagt Birk, „das fanden wir selbst nicht optimal.“ Nach mehreren Mess-Reihen des Hausmeisters bot sich eine andere Lösung: Die 103 Prüflinge werden nun doch in der Aula sitzen, allerdings an kleineren Tischen als sonst. Das Mobiliar habe man von einer Schule herangeschafft, die sich gerade neue Tische besorgt habe – „wir können ja schlecht die ganzen Tische aus den Klassenzimmern abziehen“. Mit Aufsichtslehrern vorne, hinten und auf der Galerie sieht Birk die Sicherheit trotz geringeren Abstands zwischen den Prüflingen gewährleistet.

Weil in der Summe aber mehr Lehrer als sonst für die Aufsicht gebraucht werden, fallen mehr Schulstunden aus; an manchen Gymnasien steht schon jetzt fest, dass jeden Tag eine andere Klassenstufe schulfrei haben wird. Noch gravierender wird der Unterrichtsausfall während der Klausurkorrekturen. Das Kultusministerium empfiehlt, Lehrer bis zu zwei Tage für die Erst- und Drittkorrektur sowie bis zu drei Tage für die Zweitkorrektur vom Unterricht freizustellen. Bei besonders hoher Belastung könne ein weiterer Tag gewährt werden. „Wir legen das großzügig aus und gehen an die oberste Grenze“, sagt Barbara Graf vom Hegel-Gymnasium. Ab 20 Klausuren gebe es daher generell zwei Korrekturtage, für Deutsch, Englisch und Mathe ebenfalls. Die meisten Schulen versuchen, den Unterrichtsausfall zu bündeln und punktuell schulfrei zu geben, so Graf, die auch geschäftsführende Schulleiterin der Gymnasien in Stuttgart ist.

Martin Bizer ist darüber mit den Eltern zurzeit im Gespräch. Für die korrigierenden Kollegen in Untertürkheim hat dies zudem Folgen: Sie können nicht selbst festlegen, wann sie korrigieren, „sondern wir haben mit dem Personalrat bestimmte Korrekturtage abgesprochen“. Da die Prüflinge nach Abschluss des schriftlichen Abis ohnehin drei Tage lang schulfrei haben, empfiehlt das Kultusministerium, die Korrekturtage auf den Zeitraum 28. bis 30. März zu legen. „Manche Schulen werden deshalb drei Tage vor den Osterferien die eine oder andere Klasse beurlauben“, sagt Graf.