Jugendliche haben mit ihren Jobpaten ein historisches Mühlrad restauriert. Es hat heute in Ditzingen ebenso seinen festen Platz wie das Repaircafé. Foto: factum/Archiv

Seit bald einem Jahrzehnt engagieren sich Ditzinger in Projekten der Bürgerstiftung für die Gesellschaft. Sie tun das so erfolgreich, dass sich die Organisation verändern muss. Der Vorstand hofft, damit auch mit Vorurteilen aufräumen zu können.

Ditzingen - Wäre Herbert Hoffmann 2007 gefragt worden, wo die Ditzinger Bürgerstiftung ein Jahrzehnt später stehen würde, hätte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende wohl viele Wünsche und Hoffnungen geäußert, auf Basis seines langjährigen Wirkens in der Stadt wohl auch Einschätzungen abgegeben. Doch dass inzwischen rund hundert Ehrenamtliche in Projekten aktiv sind, hätte auch er nicht gedacht. „Es ist erfreulich, dass sich die Bürgerstiftung zu dem entwickelt hat, wie sie ist. Aber nun müssen wir das in eine Form bringen, die von einem kleinen Vorstand steuerbar ist.“

Gleich mehrfach ist die Stiftung in der jüngeren Vergangenheit nämlich an ihre Grenzen gestoßen: Eine zentrale Anlaufstelle gibt es nicht, die Vorstandsarbeit und damit die Organisation verantworten fünf Personen, die zudem noch selbst in Projekten aktiv sind. Auf all’ dies will der Stiftungsvorstand nun reagieren: „Wir brauchen eine andere Struktur als bisher“, sagt Herbert Hoffmann. „Wir müssen professioneller auftreten, wir brauchen weitere Stifter, und wir brauchen eine Anerkennungskultur für die Ehrenamtlichen.“ Von Angeboten hingegen, die nicht mehr laufen, wie etwa die reinen Vortragsveranstaltungen, wird sie sich trennen.

Keine elitäre Gruppe von Superreichen

Ein professioneller Auftritt bedeutet auch, mehr Werbung in eigener Sache zu machen. Doch das ist offenbar noch immer nicht einfach. Nach wie vor ist das Stiftungsimage geprägt vom Eindruck, es handle sich um eine elitäre Gruppe Superreicher. Dabei sei auch die Ditzinger Bürgerstiftung seit jeher eine Stiftung von Bürgern für Bürger, die ihren Schwerpunkt auf Aktivitäten im Stadtgebiet Ditzingen gelegt habe, räumt Hoffmann mit falschen Vorstellungen auf. „Niemand hat sich mit einem Betrag über 10 000 Euro eingebracht.“ Von den geringeren Spendenbeträgen, die direkt in Projekte fließen, ganz zu schweigen. Und deren Zahl wächst. Der Stiftungszweck ist breit angelegt, vieles ist möglich, so lange es Mitstreiter gibt.

Eigene Projekte – zuletzt die Familienpaten – wurden initiiert. Bereits bestehende, wie das Repaircafé und die Umweltprojekte des Solarvereins, wurden unter dem Stiftungsdach aufgenommen. Er staune, wie viele Leute engagiert und mit Freude tätig seien, sagt Hoffmann. Dabei übernehmen die Frauen und Männer, die Berufstätigen und Senioren, keineswegs nur einfache Aufgaben. Paten betreuen Familien in schwierigen Situationen, andere begleiten Jugendliche beim Übergang von der Schule in den Beruf. Der Bedarf ist da, das Angebot wird nachgefragt. Und wo sich der Stiftungsvorstand zunächst noch Gedanken machte, wie er aufgrund des Datenschutzes kompliziert über Ärzte und Einrichtungen Kontakt mit hilfebedürftigen Familien würde aufnehmen können, entwickelte sich ein doch eher entspanntes Miteinander. Das entbindet den Vorstand aber nicht davon, für die Ehrenamtlichen zu sorgen.

Stiftung soll eine Anlaufstelle im Ort bekommen

„Wir brauchen Fortbildungen und eine professionelle Supervision“ formuliert Hoffmann einen wachsenden Bedarf. Aber auch das kostet. Um den Ansprüchen gerecht zu werden, wird die Stiftung für zwei Projekte mit der Hochschule der Medien in Stuttgart und der Ludwigsburger Hochschule für Verwaltung kooperieren; zudem wird sie unentgeltlich von einem professionellen Dienstleister begleitet und in der Buchhaltung entlastet.

Vor allem aber wird die Bürgerstiftung in absehbarer Zeit mitten im Ort auch sichtbar sein. Die Stiftung werde eine Anlaufstelle bekommen, sagt Hoffmann. Das wiederum ist, anders als vor einem Jahrzehnt, weder Wunsch noch Hoffnung, sondern Gewissheit – auch wenn er zum jetzigen Zeitpunkt nicht konkreter werden will.