Beim Küblerball 2007 wurde zum bisher letzten Mal im Kursaal getanzt. Foto: Steinert

2007 ist zum bisher letzten Mal im Großen Kursaal getanzt worden, bevor dieser wegen Einsturzgefahr geschlossen werden musste. Im Herbst 2013 soll die Sanierung beendet sein. Noch ist unklar, ob der Kursaal Veranstaltungszentrum oder Bürgerhaus wird.

Bad Cannstatt - Peter Kuhn sitzt auf glühenden Kohlen. Er steckt mitten in den Vorbereitungen für den Küblerball – wohlgemerkt für das Jahr 2014. „Wir planen mindestens ein Jahr im voraus“, sagt der Ballchef des Kübelesmarkts, bei dem die Fäden für die größte und traditionsreichste Veranstaltung der Cannstatter Narrenzunft zusammenlaufen. Die Eile gibt nicht er selbst vor, sondern das knappe Angebot an möglichen Veranstaltungsstätten: „Um einen Saal am Wunschtermin zu bekommen, muss ich spätestens Anfang des kommenden Jahres in der Sängerhalle reservieren“, so Kuhn. In die Veranstaltungsstätte nach Untertürkheim wandern die Kübler aus, seit 2007 der Cannstatter Kursaal wegen Einsturzgefahr geschlossen werden musste. Und wenn es nicht bald Planungssicherheit gibt, wird wohl auch der Küblerball 2014 wieder im Nachbarbezirk stattfinden, befürchtet Kuhn – und das, obwohl der Kursaal voraussichtlich von Herbst 2013 endlich wieder genutzt werden kann. Noch aber ist unklar, wie der Große Kursaal künftig betrieben werden soll. Die Cannstatter Vereine, der Bezirksvorsteher und Vorsitzende der Vereinigung Cannstatter Vereine, Thomas Jakob, der Bezirksbeirat und zahlreiche Stadträte setzen sich für eine Nutzung als Bürgerhaus ein. Auch die CDU-Gemeinderatsfraktion fordert dies in einem Antrag: „Alle größeren Stadtbezirke haben ein Bürgerhaus, nur Bad Cannstatt nicht“, sagt die Stadträtin und Cannstatterin Beate Bulle-Schmid. Dabei gebe es gerade in Stuttgarts größtem Stadtbezirk sehr viele Vereine und deshalb einen enormen Raumbedarf. „Die Stadt muss diese Traditionen und das soziale Zusammensein fördern“, so Bulle-Schmid.

Vermarktung könnte schwierig sein

Der Finanzbürgermeister Michael Föll hält dagegen, dass das denkmalgeschützte Gebäude zuletzt schlecht ausgelastet gewesen sei: „Der Kursaal war nur an 80 bis 100 Tagen pro Jahr von Vereinen belegt.“ Dies sei nicht nur ein finanzielles Problem: „Wenn man einen solchen Saal hat, sollte man ihn nutzen. Deshalb muss auch über ergänzende Nutzungen nachgedacht werden.“ Bei einer Investition von rund 12 Millionen Euro für Sanierung und Tiefgarage müsse ein Konzept erarbeitet werden, das diese Summe rechtfertige. Für ein solches Konzept gebe es mehrere Überlegungen, derzeit würden die unterschiedlichen Diskussionsbeiträge der Beteiligten bewertet und eine Vorlage erarbeitet, die laut Föll noch in diesem Jahr in die politischen Gremien eingebracht werden soll. Dem Vernehmen nach wird darüber nachgedacht, den großen Kursaal ins Portfolio der Veranstaltungsgesellschaft In.Stuttgart aufzunehmen. Experten halten die Vermarktung des Saals jedoch für schwierig. „Für Konzerte oder andere unbestuhlte Veranstaltungen ist der Kursaal definitiv nicht geeignet“, sagt Klaus Maack, der Geschäftsführer des Konzertveranstalters Contour. Er weiß, wovon er spricht. In Ermangelung eines geeigneten Raums hatte Maack in den 80er Jahren den Kursaal für die Ska-Band Madness gebucht – und erinnert sich heute mit Schrecken an die Veranstaltung, die er selbst als Drama bezeichnet: „Die Bühne ist zu klein und zu niedrig und das Gebäude zusätzlich so lang gezogen, dass die Menschen von hinten nichts mehr sehen können.“

Vereine brauchen Planungssicherheit

Was für professionelle Veranstalter problematisch wäre, ist es für die Cannstatter Vereine, Schulen oder Tanzschulen nicht: „Für den Kübelesmarkt hat der Kursaal auch ideellen Wert, wurde der Verein doch dort 1924 gegründet“, sagt Peter Kuhn. Die Kübler, sagt er, würden den Kursaal übrigens weit mehr als einmal im Jahr benötigen, unter anderem für Veranstaltungen einzelner Abteilungen oder aber das Ausrichten von Landschaftstreffen oder Hauptversammlungen der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte, deren Mitglied der Kübelesmarkt ist. Dafür allerdings brauche es Planungssicherheit. Schließlich richtet Kuhn sein Augenmerk bereits heute auf das Jahr 2014.