Die Antidiskriminierungsstelle des Landes zählte 2020 eine Verdreifachung der Anfragen. Das hängt auch mit der Corona-Pandemie zusammen.
Stuttgart - Im Jahr 2020 haben sich so viele ratsuchende Personen wie nie zuvor an die Antidiskriminierungsstelle des Landes Baden-Württemberg (Lads) gewandt. Das teilte eine Sprecher des Sozialministeriums unserer Zeitung auf Anfrage mit. Mehr als 240 Menschen haben sich im vergangenen Jahr gemeldet, damit hat sich der Wert im Vergleich zu 2019 mehr als verdreifacht. Der Trend hält demnach auch im ersten Quartal 2021 an. Das Sozialministerium betont, dass keine Rückschlüsse auf die Zahl der tatsächlichen Diskriminierungen möglich seien, da viele Fälle nicht gemeldet würden.
Insbesondere die Anfragen zu Diskriminierungsgründen wie Behinderungen und chronischen Erkrankungen haben 2020 stark zugenommen, so der Sprecher. 115 Personen haben sich in Bezug auf diese Gründe gemeldet – fast zehn Mal so viele wie im Vorjahr.
Was hat die Zunahme mit der Corona-Pandemie zu tun?
„Hintergrund ist hier klar die Corona-Pandemie und die in diesem Zusammenhang eingeführte Maskenpflicht beziehungsweise die vorgesehenen Ausnahmeregelungen“, sagte der Sprecher. Personen, die aus gesundheitlichen Gründen keine Maske tragen und dies per Attest nachweisen können, müssen laut Corona-Verordnung des Landes auch keinen solchen Gesichtsschutz tragen.
Im Alltag erfahren Betroffene zum Teil Diskriminierung. Als Beispiel nannte der Sprecher den pauschalen Rauswurf aus Läden. Medizinische Gründe dafür, dass jemand keine Maske tragen kann, können etwa geistige Behinderungen, Autismus oder Atemwegserkrankungen sein. Die Lads wurde 2018 gegründet. 2019 wurde nach Angaben des Sozialministeriums von einer auf 2,6 Vollzeitstellen aufgestockt. Die Stelle kann nach wie vor telefonisch, per E-Mail oder postalisch kontaktiert werden. Die Beratung übernimmt nicht die Lads selbst, sondern sie kooperiert dafür mit acht lokalen sowie einer überregionalen Beratungsstelle.
Kürzlich wurde bekannt, dass die Antidiskriminierungsstelle des Bundes wegen zu vieler Anfragen keine telefonische Beratung mehr leiste. Dort gab es seit 2019 keinen Zuwachs an Mitarbeitern, 2020 aber fast eine Verdopplung der Anfragen.