Joysticks, Kopfhörer, ein große Brille und seltsame Bewegungen: in der Hauptstelle der Göppinger Kreissparkasse kann aber mehr als nur digital gespielt werden. Foto: Ines Rudel

In der Schiffschaukel sitzen, mit dem Laserschwert bunte Kugeln abwehren oder Achterbahn fahren: Die Göppinger Kreissparkasse hat einen „Digitalen Spielplatz“ eingerichtet – mit durchaus ernsten Absichten.

Göppingen - Sie haben einige Wochen lang alles getestet, das Personal entsprechend geschult und die Kunden schon mal ausprobieren lassen. Jetzt ist der „Digitale Spielplatz“ in der Hauptstelle der Kreissparkasse in der Göppinger Marktstraße auch offiziell eröffnet worden. Mindestens ein Jahr lang können sich Interessierte dort nach Herzenslust virtuell tummeln.

Niemand sollte sich also wundern, wenn im Erdgeschoss des Geldinstituts hin und wieder schallendes Gelächter ertönt, weil ein „magischer Spiegel“, die vorbeilaufenden Menschen mit einem Augenzwinkern als „Muskelmann“, als „Beipackzettelleser“ oder als „Queen of the day“ einordnet. Beim Blick hinter eine der dort aufgestellten Pappwände dürften sich sogar noch ganz andere Welten auftun. Denn während der eine auf einem Pappstuhl hin und her schwankt, weil er entweder Achterbahn fährt oder in der Schiffschaukel schwingt, versucht die andere mit Laserschwertern bunte Kuglen abzuwehren. Alles natürlich nicht in echt, sondern mit Hilfe sogenannter Virtual-Reality-Brillen, im endlosen digitalen Raum.

Einfache Aufmachung – aufwendige Technik

Denn so einfach die Aufmachung nach außen auch wirkt, so technisch aufwendig ist das, was sich in den Räumen hinter den mobilen Wänden verbirgt. Die Firma NCR, von der die Kreissparkasse (KSK) unter anderem ihre Geldautomaten bezieht, hat für die Ausstattung gesorgt. Da gibt es den Gadget-Bereich, in dem die besagten Spiele und etlicher weiterer Schnickschnack zu finden sind. Da gibt es aber auch den Banking-Raum, in dem es um die ernsten Dinge des Lebens geht. Hier steht nicht nur ein 3 D-Drucker, sondern es gibt auch zahlreiche Terminals und Displays, an denen es um Online- oder um mobile Geldgeschäfte geht und nicht zuletzt um die damit einhergehenden Sicherheitsfragen.

„Wir wollen unsere Kunden an diese Themen heranführen“, sagt der KSK-Chef Hariolf Teufel. Dabei würden natürlich die Chancen, aber eben auch die Risiken in den Fokus gerückt. „Für uns geht es darum, die Digitalisierung in unser filialgeprägtes Geschäftsmodell zu integrieren und beide Segmente miteinander zu verschmelzen“, fügt er hinzu. Das Projekt, das in dieser Form bundesweit einmalig ist, soll daher auch von längerer Dauer sein. „Ein Jahr auf jeden Fall, es können aber auch drei werden“, betont Teufel.

Eingebettet in das digitale Gesamtkonzept des Geldinstituts

Bei dem „Spielplatz“ allein will man es daher längst nicht bewenden lassen. „Wir haben ein Gesamtkonzept, das Schritt für Schritt umgesetzt wird“, erklärt Sven Müller, der nicht nur das Projekt sondern auch die IT-Abteilung der KSK leitet. Auf Facebook sei man bereits unterwegs, ein eigener You-Tube-Kanal und freie Wlan-Zugänge in mindestens der Hälfte der Filialen würden folgen. Mitgenommen werden müssen indes, außer den Kunden, auch die Beschäftigten des Hauses. Neben Schulungen, könnte dazu auch der dritte Bereich des „Digitalen Spielplatzes“, der sogenannte Kreativraum dienen. Hier sollen die Mitarbeiter, aber auch Schulklassen oder Gruppen aus Firmen, womöglich ihre eigenen Ideen entwickeln und Anregungen loswerden: entweder allein oder unter Anleitung und Betreuung von Personal aus allen Abteilungen des Geldinstituts.

Jens Stopper, der nicht nur besonders online-affin, sondern auch der KSK-Regionaldirektor für das Untere Filstal ist, findet zwar, „dass wir auf diesem Feld schon relativ weit sind“. Luft nach oben sei allerdings noch vorhanden. So könne er sich durchaus vorstellen, dass in naher Zukunft nicht nur Bankgeschäfte online abgewickelt werden, fährt Stopper fort. „Warum etwa soll ich durch die Gegend fahren, um mir irgendwelche Immobilien anzuschauen, wenn ich das in 3 D, beispielsweise mit einer Virtual-Reality-Brille, ganz entspannt am Rechner tun kann?“