Matteo Messina Denaro galt als der letzte große Pate der Cosa Nostra. Schwerste Mafia-Verbrechen gingen auf sein Konto. Nun ist der 61-Jährige an den Folgen eines Krebsleidens gestorben. Denaro gehörte mit Bossen wie Al Capone, Lucky Luciano und John Gotti zu den berüchtigtsten Verbrechern der Kriminalgeschichte.
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Italiens lange Zeit meistgesuchter Mafiaboss Matteo Messina Denaro ist tot. Der 61-Jährige starb in einer Gefängnisklinik in der mittelitalienischen Stadt L’Aquila an den Folgen eines schweren Krebsleidens, wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa am frühen Montagmorgen (25. September) berichtete.
Der Pate der sizilianischen Cosa Nostra war nach drei Jahrzehnten auf der Flucht erst Mitte Januar verhaftet worden. Damals wollte er sich in Siziliens Hauptstadt Palermo wegen seiner Darmkrebs-Erkrankung unter falschem Namen in einer Privatklinik behandeln lassen.
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Der Gesundheitszustand des Schwerverbrechers hatte sich in den vergangenen Tagen drastisch verschlechtert. Am Freitagabend (22. September) gaben die behandelnden Ärzte bekannt, dass Denaro in ein irreversibles Koma gefallen sei, aus dem er nicht mehr aufwachen werde.
In seinen letzten Stunden erhielt er nach Angaben der Mediziner nur noch schmerzlindernde Mittel. Auf seinen eigenen Wunsch seien alle lebenserhaltenden Maßnahmen eingestellt worden.
Morde an Mafia-Jägern und Kindern
Als Mitglied der Cosa Nostra soll der am 26. April 1962 in der Kleinstadt Castelvetrano im Westen von Sizilien geborene Denaro Dutzende Morde begangen und organisiert haben. Es sind zutiefst abscheuliche Taten darunter: So soll Denaro die Bombenanschläge auf Giovanni Falcone und Paolo Borsellino im Jahr 1992 organisiert haben, bei denen die beiden Mafia-Jäger sowie mehrere Begleiter starben.
Auch die Entführung des kleinen Giuseppe Di Matteo soll er mitgeplant haben. Der Junge war von November 1993 an von der Cosa Nostra mehr als zwei Jahre an unterschiedlichen Orten und unter unmenschlichen Umständen festgehalten worden. Die Mafia wollte erzwingen, dass sein Vater nicht vor Gericht als Kronzeuge aussagt.
Nach 779 Tagen erdrosselten die Mafiosi den Jungen kurz vor dessen 15. Geburtstag und lösten seinen Leichnam in Säure auf. Italien war geschockt von so viel Brutalität.
Berüchtige Mafia- und Drogen-Bosse
In unserer Bildergalerie zeigen wir einige der bekanntsten und berüchtigtsten Mafia- und Kartellbosse der Verbrechensgeschichte.
Messina Denaros steiler Aufstieg in der Cosa Nostra
Zu Beginn der 1990er Jahre begann Messina Denaro damit, zum obersten Boss der Cosa Nostra aufzusteigen. Er war Vertrauter und schließlich Nachfolger der ehemaligen Cosa-Nostra-Paten Salvatore „Totò“ Riina und Bernardo Provenzano.
Denaro galt als letzter noch flüchtiger Top-Mafioso aus jener Zeit. Die Öffentlichkeit erfuhr bis heute nie, wie genau es ihm gelang, sich so lange versteckt zu halten. Vermutet wird, dass er auch seitens der staatlichen Behörden Unterstützer hatte.
Der Anti-Mafia-Schriftsteller Roberto Saviano, der selbst unter ständigem Polizeischutz lebt, meinte am Tag der Verhaftung: „Wie alle Bosse blieb er genau an jenem Ort, von dem alle wissen, dass er dort zu finden ist.“
Denaro wusste seit längerer Zeit, dass er Krebs hatte. In der Privatklinik, wo er schließlich verhaftet wurde, ließ er sich schon seit mehreren Monaten behandeln. Er firmierte dort als Patient namens Andrea Bonafede, wurde operiert und kam zu Nachkontrollen.
Seine Verhaftung am 16. Januar 2023 war in Italien mit großer Freude und Genugtuung aufgenommen worden. Nach Angaben der Ermittler war Denaro auch nach seiner Verhaftung nie bereit, mit den Behörden zu kooperieren.
Während der Haftzeit musste sich der todkranke Mafia-Pate zwei Operationen und Chemotherapien unterziehen, zuletzt im August. Die Familie konnte nach italienischen Medienberichten in den vergangenen Tagen von ihm Abschied nehmen.